Samira (Somalia)
"Die Kleider, die ich trage, sind traditionell in meinem Land und repräsentieren meine Kultur. Man trägt sie zu wichtigen Anlässen wie Hochzeiten oder Festen. Der Mann muss der Familie der Braut 100 Dromedare geben. In meinem Land ist das Dromedar sehr wichtig, und wir trinken auch dessen Milch. Es sind die schönsten Tiere der Welt und jene, die in Somalia am häufigsten vorkommen. Deshalb habe ich dieses Standbild ausgewählt."
Vivian Olmi
Abed Reza (Afghanistan)
"Abgesehen von Gott ist alles, was mir auf dieser Welt geblieben ist, meine Mutter. Ich liebe sie über alles. Ich liebe Dich, wie alle Mütter des Himmels. Meine süsse Mutter meines Herzens, Du bist zur Erde gekommen. Dein Name ist immer in aller Munde. Deine Liebe ist immer in unseren Herzen. Mutter, Du bist die einzige Ruhe in meinem Herzen, ich werde Deine Liebe und Deine Worte nicht vergessen. Seit ich Dich nicht mehr sehe, bin ich gebrochen, mein Herz ist zerbrochen. Das Leben ist tot, das Licht in meinem Herzen erloschen. Seit ich dich nicht mehr sehe, ist das Leben gestorben. Ich wünsche Dir nur das Beste. Wenn ich an meine Mutter denke, weine ich. Vergesst nie, wie wichtig Eure Mutter und Euer Vater sind."
Vivian Olmi
Ajzen (Mazedonien)
"Dieser Schal ist sehr wichtig für mich, denn es ist der erste Schal, den mir meine Grossmutter geschenkt hat. Wenn ich in anziehe, bin ich glücklich, weil er mich an mein früheres Leben erinnert."
Vivian Olmi
Wanderson (Brasilien)
"Ich habe das kleine Zebra ausgewählt, weil es mir viel bedeutet. Es ist ein Geschenk meines Vaters. Er schenkte es mir, als ich zwei Jahre alt war. Ich habe mit diesem Zebra viele Dinge erlebt und es niemals verloren."
Vivian Olmi
Shahmohamad (Afghanistan)
"Mit dem Foto der Frau will ich zeigen, dass eine Ähnlichkeit zwischen einer Heimat und einer Mutter besteht. Eine Mutter will unser Wohl. Das Gleiche gilt für ein Land, weil es sich um die Sicherheit seiner Bürger kümmert und sie Tag und Nacht beschützt. Der Staat sollte auch dafür sorgen, dass alle zur Schule, zur Universität gehen. Man sollte den Zugang zu Bildung erleichtern. Anhand des zweiten Fotos mit dem Mann wollte ich die Gleichstellung der Geschlechter zeigen, die in meinem Land Afghanistan existieren sollte. Aber auch, dass bei der afghanischen Polizei Frauen und Männer gemeinsam arbeiten."
Vivian Olmi
Hestan (Syrien)
"Dieses Foto erinnert mich an meine Kindheit und den ersten Schultag. Es erinnert mich aber auch an Syrien, an meine Freunde und meine Tante. Ich liebe dieses Foto, weil es mein früheres Leben symbolisiert."
Vivian Olmi
Samson (Eritrea)
"Ich wünsche meinem Grossvater nur das Beste, weil ich bei ihm aufgewachsen bin. Die Liebe, die ich für ihn empfinde, spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben. Auch wenn ich den ganzen Tag mit meinem Grossvater verbrachte, war mir nie langweilig. Er war so freundlich, dass mich die Erinnerung an ihn traurig macht. Er fehlt mir sehr."
Vivian Olmi
Amadou (Guinea)
"Ich habe diesen Ring ausgewählt, weil er meiner Mutter gehörte. Er ist die einzige Erinnerung, die mir von ihr bleibt. Er lässt mich an sie denken, und er bedeutet mir mehr als alles andere."
Vivian Olmi
Vivian Olmi floh mit 20 Jahren aus Pinochets Chile. Sie hatte ein Fotoalbum mit Bilden ihres Landes dabei. Eine Erinnerung, die ihr auch heute im Alter von 57 Jahren noch viel bedeutet. Aufgrund dieser Erfahrung bat die Fotografin 38 junge Migrantinnen und Migranten in der Schweiz mit dem Objekt, das ihr Exil symbolisiert, vor die Kamera. Empfindsame Porträts, die gegenwärtig in der Galérie Focale in Nyon ausgestellt sind.
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Ich bin in England geboren und lebe seit 1994 in der Schweiz. Zwischen 1997 und 2002 machte ich in Zürich eine Ausbildung zur Grafikerin. In den letzten Jahren begann ich als Fotoredaktorin zu arbeiten; seit März 2017 gehöre ich zum Team von swissinfo.ch.
Helen James und Stefania Summermatter, swissinfo.ch
Sie heissen Samira, Ajzen, Wanderson und sind zwischen 13 und 16 Jahre alt. Sie wurden in Ländern wie Somalia, Afghanistan und Brasilien geboren. Gemeinsam ist ihnen, dass sie im Exil leben und sie eines Tages in die Schweiz gekommen sind. Genauer gesagt, ans Gymnasium Bethusy in Lausanne.
Dort hat sie die 57-jährige Fotografin Vivian Olmi getroffen und gebeten, mit einem Objekt vor die Kamera zu treten, das sie aus ihrem Land mitgebracht haben oder hätten mitbringen wollen, wenn sie die Gelegenheit dazu gehabt hätten. Ein Schal, ein Stofftier, eine Fotografie und sogar ein Dromedar… Kleine und grosse Erinnerungen, die in einigen Fällen die einzige Verbindung zu ihrem Herkunftsland sind.
Während Jahrzehnten trug Olmi die Idee für dieses Projekt mit sich herum. «Auch ich bin eine Eingewanderte. Als ich Chile verlassen habe, nahm ich ein Fotoalbum mit einer eingravierten Landschaft mit auf die Reise, um mich an mein Land und meine Familie zu erinnern», sagte sie in der Sendung Vertigo des französischsprachigen Schweizer Fernsehens RTS.
Alle Portraits nahm sie im Lausanner Gymnasium Bethusy vor einer Wandtafel auf, um die «Würde» dieser jungen Menschen hervorzuheben. «Wenn man jemandem ins Gesicht schaut, fällt dessen Maske, die jeder von uns ab der Adoleszenz trägt», sagte die Fotografin gegenüber der Online-Ausgabe der Genfer Zeitschrift La CitéExterner Link. «Ich wollte, dass auch traumatisierte Minderjährige für diese Fotos all die Sorgen aus ihrer Vergangenheit hinter sich lassen. Denn trotz der Umstände haben sie alle eine Zukunft vor sich.»
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Auslandschweizer verbindet eine grosse Liebe zur Heimat und einen unverstellten Blick auf die Entwicklungen in der Schweiz.
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Das Fotobuch «Migration im Bild» vermittelt einen spielerischen und zuweilen abgründigen Blick auf die Migrationsgesellschaft Schweiz. Die Bildessays der 12 Fotografinnen und Fotografen werden ergänzt durch journalistische und wissenschaftliche Beiträge. Das Buch ist 2006 im Verlag «Hier und Jetzt», Baden erschienen.
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