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Pro Helvetia blickt in den Fernen Osten

Yves Netzhammer – hier mit einer Installation in Kassel – gehört zu den Schweizer Künstlern, die in Peking ausstellen werden. © Yves Netzhammer/Pro Helvetia

Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia hat das Jahr 2007 mit guten Ergebnissen abgeschlossen. Der Blick schweift nun nach China. Dort soll eine Plattform für Kulturaustausch aufgebaut werden.

Wie viele bundesfinanzierte Institutionen steht auch Pro Helvetia unter Spardruck. Statt der erwarteten 33 Millionen Franken standen der Kulturstiftung im vergangenen Jahr nur 32 Millionen zur Verfügung.

Doch die kurzfristige Budgetreduktion hat Pro Helvetia gut gemeistert. Die Verwaltungskosten wurden auf ein Minimum reduziert, damit möglichst viel Geld in die konkrete Kulturarbeit fliessen konnte.

«Wir haben unseren Voranschlag in letzter Minute anpassen müssen», sagt Sabina Schwarzenbach von Pro Helvetia im Gespräch mit swissinfo. «Dies hatte teils paradoxe Folgen: Obwohl wir unsere Administrativkosten gegenüber 2006 um 130’000 Franken senken konnten, stiegen sie anteilsmässig von 14,4 auf 14,7%.»

Starker Legitimationsdruck

Im Vergleich zu analogen Institutionen anderer Länder – wie das British Council oder das Goethe Institut – verfügt Pro Helvetia über eine schlanke Struktur. Das Budget hängt aber immer vom Goodwill des Schweizer Parlaments ab. Pro Helvetia muss aufzeigen, dass es mit den zur Verfügung gestellten Mitteln ihre Aufgabe gut und effizient erfüllt. Der Legitimationsdruck sei gross, sagt Schwarzenbach.

Um sich mit anderen Non-Profit-Organisationen vergleichen zu können, hat Pro Helvetia eine Buchhaltung nach dem Zewo-Standard eingeführt. «Wir wollen absolute Transparenz», sagt Schwarzenbach. «Nur indem wir unsere Wettbewerbsfähigkeit klar unter Beweis stellen, können wir die Parlamentarier beruhigen, die immer wieder behaupten, wir seien zu teuer.»

Diese Strategie ist umso wichtiger, weil im Parlament bald zwei Gesetzesrevisionen diskutiert werden, die Pro Helvetia betreffen: Das Kulturförderungsgesetz und das Pro-Helvetia-Gesetz. Die Kulturstiftung pocht in diesem Zusammenhang darauf, dass sie ihre Autonomie beibehalten kann und mehr Flexibilität erhält.

Volkskultur in der Schweiz

Aus kultureller Sicht stand 2007 bei Pro Helvetia das Programm «echos – Volkskultur für morgen» im Vordergrund. Die Wahl dieses Themas hat erstaunt, denn die Aufgabe von Pro Helvetia konzentriert sich eigentlich mehr auf Innovation, denn auf die Bewahrung der Traditionen.

Im Jahresbericht 2007 verteidigt Pro-Helvetia-Direktor Pius Knüsel den Entscheid für «echos». Es sei richtig gewesen, sich mit Volkskultur zu beschäftigen, weil sich die Volkskultur aus der nationalen Umklammerung befreit habe. «Und weil – die Kehrseite desselben Phänomens – die kulturelle Globalisierung ein neues Interesse an lokalen Traditionen geweckt hat. Vor allem aber ist eine neue Generation von Künstlerinnen und Künstlern herangewachsen, die den Fundus der Traditionen herausputzt und erweitert – ja erneuert. Solches gehörte immer schon zum Kerngeschäft von Pro Helvetia», schreibt Knüsel.

Das Programm «echos» wird noch bis Herbst 2008 weiter geführt. Es hat die Debatte über die Rolle der Volkskultur im 21.Jahrhundert lanciert. «Die Reaktionen waren sehr positiv», sagt Schwarzenbach. «Anfänglich herrschte grosse Skepsis. Doch die Kontakte – beispielsweise mit den Jodel-Vereinen – haben erlaubt, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.»

Innovation und Austausch mit China

Mit «echos» hat sich Pro Helvetia auf unerforschtes Terrain begeben. Und dies wird sich mit dem Programm «China 2008-2010» wiederholen. «Mit dieser Initiative reagieren wir auf das enorme Interesse von Seiten Schweizer Kulturschaffender in Bezug auf China», sagt Schwarzenbach. «Wir wollen helfen, Kontakte zu knüpfen und einen Fuss nach China zu setzen.»

Um diese neue Herausforderung umzusetzen, hat Pro Helvetia in Shanghai ein Koordinationsbüro eröffnet. Das erste konkrete Ergebnis dieser Präsenz ist die Teilnahme von Schweizer Künstlern an der China international New Media Arts Exhibition. Unter anderen wird auch Yves Netzhammer präsent sein. Die chinesische Kunstmesse findet vom 9.Juni bis 3.Juli in Peking im Museum NAMOC statt.

Auf Grundlage dieser ersten Erfahrung in China wird Pro Helvetia dann prüfen, ob in China ein eigentliches Verbindungsbüro nach dem Vorbild von New Delhi oder Kapstadt geschaffen wird. In einem Moment, in dem China wegen seiner Tibet-Politik international am Pranger steht, will diese Initiative ein positives Zeichen des Dialogs setzen.

«Das Projekt wird trotz des Tibet-Konflikts verwirklicht», sagte Pro-Helvetia-Direktor Knüsel. Höchstens das Aussendepartement könnte sein Veto einlegen. Laut Knüsel wäre eine Aufgabe des Projekts aber zum Nachteil der Künstler.

swissinfo, Doris Lucini
(Übertragung aus dem Italienischen: Gerhard Lob)

Der Auftrag von Pro Helvetia besteht in der Förderung von Kulturaktivitäten von öffentlichem Interesse.

Die Stiftung wurde 1939 gegründet. Sie hilft Künstlern und Intellektuellen aus der Schweiz, ihre Werke im In- und Ausland bekannt zu machen.

Das Budget von Pro Helvetia wird vollständig vom Bund getragen.

Zur Zeit verfügt die Kulturstiftung über 62 Vollzeitstellen, davon 19 im Ausland.

Pro Helvetia hat Aussenstellen in Paris, Warschau, Kairo, Kapstadt und New Dehli.

Zudem ist sie durch das Istituto Svizzero in Rom und das Swiss Institute in New York vertreten.

Die internationale Tätigkeit wird ergänzt durch ein Programm in den westlichen Balkanländern.

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