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Samba à la Helvetia

Schweizer Samba-Schule Sambrasiléia: Hohe Zeit während der Fasnacht. sambrasiléia.ch

Karneval oder Fasnacht ist in der Schweiz oft gleichbedeutend mit "Guggenmusig". Dennoch kann die Schweiz auch eine echte Sambaschule vorzeigen!

Gegründet von Brasilianern, zieht die Schule erstaunlich viele Leute an. Ab und zu aber schützen Schalldämpfer auf den Trommeln die empfindlichen Schweizer Ohren.

Die Sambaschule Sambrasiléia unterrichtet im reinsten Schweizer Stil – will heissen: im Stillen.

Die Mitglieder treffen sich im Untergeschoss eines Gebäudes in Basel. Die Räume sind trotzdem bestens isoliert, um den strengen Schweizer Lärmschutz-Gesetzen gerecht zu werden.

Ohne nachbarliche Beschwerden

Bis anhin beschwerte sich noch kein einziger Nachbar bei der Sambaschule. Im Innern des Lokals hingegen üben viele mit Gehörschutz. Mit Recht, denn die Lautstärke dieser Instrumente erreicht beachtliche 130 Dezibel.

Die Schule ist mehr als nur ein Treffpunkt für Brasilianer mit Samba-Nostalgie. Zu den 35 Mitgliedern zählt auch eine grosse Anzahl Schweizer und Schweizerinnen, die sich gleichermassen angezogen fühlen durch die Musik wie auch durch die brasilianische Gastfreundlichkeit.

Brasilien im Herzen

«Ich habe drei Jahre in Rio de Janeiro gelebt», erzählt Karin Valota, eine 40-jährige Schweizerin. «Zurück in der Schweiz wollte ich den Kontakt zur brasilianischen Kultur weiter pflegen.»

In Rio hatte Karin die Gelegenheit, zusammen mit der «Mangeira», der traditionsreichsten Sambaschule des Karnevals von Rio, und mit der «Mocidada Independente de Patre Miguel» aufzutreten. Die Mocidada gilt als beste Formation des brasilianischen Karnevals.

«Die menschliche Wärme der Brasilianer hat mir hier gefehlt», erklärt Karin. «Ich mag die Schweiz sehr gerne und habe viele Freunde hier. Aber die Latinos sind viel offener als die Europäer.»

Kein einfacher Rhythmus für Europäer

Das Antrainieren der Samba-Rhythmen ist keine leichte Sache. Anstatt Musiknoten zu verteilen, besteht der musikalische Leiter Adilson de Almeida darauf, den Rhythmus einzuüben.

«Zu Beginn führten wir einen Kurs durch, damit die Teilnehmer den Samba-Rhythmus aufnehmen,» erklärt er. «Was für einen Brasilianer ganz natürlich ist, zeigt sich für andere viel schwieriger.»

Doch auch wenn die Nicht-Brasilianer den Rhythmus nicht wirklich im Blut haben, besitzen sie andere Qualitäten, die mithelfen, aus der Gruppe eine Samba-Schule zu machen.

«Sie sind diszipliniert, interessiert und zeigen Geduld beim Lernen», führt der musikalische Leiter aus. «Ohne viel Arbeit und Ausdauer erreicht man beim Musizieren keine grossen Ziele, auch bei einem Perkussions-Instrument nicht.»

Grosser Wert auf Atmosphäre

Grossen Wert legt die Schule auch auf eine ungezwungene und entspannte Atmosphäre. Für den Präsidenten der Schule, Paulo Vidal, ist es wichtig, dass kein gespanntes Klima aufkommt, auch dann nicht, wenn Teilnehmer Fehler begehen.

«Wir lachen darüber, korrigieren, wo es nötig ist, und spielen weiter», erklärt er. «Die Leute möchten Spass daran haben, sie wissen aber auch, dass sie lernen müssen im Hinblick auf einen Auftritt.»

Mit ihren Gruppen trat die Schule bereits in mehreren Schweizer Städten auf sowie auch in Deutschland und Frankreich. Und dies immer in festlicher Stimmung.

Seit zwei Jahren nun fordert der musikalische Leiter ein wenig mehr von seinen Schülern und Schülerinnen: «Jetzt versuche ich, die Haltung beim Tragen des Instruments oder andere Details zu korrigieren in der Absicht, immer etwas besser zu werden», sagt er.

Geübt wird sogar zu Hause

Rolf Kron teilt die Ansicht seiner Schule. Der 53-jährige Schweizer liebt den Samba. Eine seiner grossartigsten Erinnerungen sei diejenige an seine Teilnahme am Umzug mit der Schule Salgueiro von Rio de Janeiro.

Rolf verpasst nie eine Übungsstunde, gibt aber zu, dass er sich ein bisschen schwer tut damit, Trommel spielen zu lernen. «Ich liebe es so zu tanzen, dass ich dabei ganz vergesse zu spielen», verrät er.

Aber Rolf ist hartnäckig und übt sogar zu Hause. Dabei achtet er sehr darauf, seine Nachbarn nicht zu stören. «Ich wickle meine Trommel in ein Leintuch ein und spiele nur, um die Rhythmen einzuüben», erläutert er.

Bei aller Hingabe an den Samba bleibt die Stille doch eine beständige helvetische Tugend…

swissinfo, Lourdes Sola, Basel
(Übertragen aus dem Französischen: Antonia Renggli)

In den katholischen Kantonen der Schweiz ist offiziell seit Anfang Februar die grosse Fasnachts-Zeit angesagt.

Am vergangenen Wochenende fanden auch die meisten Karnevals-Umzüge statt.

Am Aschermittwoch kehrt sich jeweils das Bild: Die katholische Fasnacht ist vorbei, die protestantische kann beginnen. In Basel steht am Montag der «Morgestraich» bevor.

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