Schriftstellerin Yvette Z’Graggen 80
Am Freitag (31.03.) feiert Yvette Z'Graggen in der Nähe von Genf ihren 80. Geburtstag. Sie gehört zu den bedeutendsten lebenden Schriftstellerinnen der französischen Schweiz, wird aber auch in der deutschen Schweiz viel gelesen.
Am Freitag (31.03.) feiert Yvette Z’Graggen in der Nähe von Genf ihren 80. Geburtstag. Sie gehört zu den bedeutendsten lebenden Schriftstellerinnen der französischen Schweiz. Gerade ihr letztes Buch «La punta» hat Z’Graggen auch in der deutschen Schweiz neue begeisterte Leserschichten erschlossen. Es geht darin um ein älteres Ehepaar, das nach der Pensionierung des Mannes nach Spanien zieht.
Während die Frau sich in der fremden Umgebung zunehmend wohler fühlt und an Selbstsicherheit gewinnt, geschieht bei ihrem Mann das Gegenteil: Er kehrt frustriert in die Schweiz zurück, während seine Frau in neu gewonnener Freiheit in Spanien bleibt.
Frau und Mutter: Eine Herausforderung
Mit 24 Jahren veröffentlichte Yvette Z’Graggen ihren ersten Roman, war dann jahrelang für das Internationale Rote Kreuz tätig und arbeitete später als Übersetzerin und Mitarbeiterin von Radio Suisse Romande. Zu ihrem 80. Geburtstag sind nun ihre seit langem vergriffenen Aufzeichnungen «Zeit der Liebe, Zeit des Zorns» als «lenos pocket» neu aufgelegt worden.
Es handelt sich um eine Art Tagebuch aus den siebziger Jahren, mit stark autobiografischen Zügen. Eine Frau, Anfang fünfzig, Autorin mehrerer Romane und Journalistin, gerät in eine Schaffenskrise. Dies und die Liebe zu ihrer heranwachsenden Tochter, die im Begriff ist, sich von ihr zu lösen, führen zum Nachdenken über die Stationen ihres Lebens.
Zeitgeschichte nicht ausgeklammert
Yvette Z’Graggen ist nicht nur eine scharfe Beobachterin, sondern auch eine engagierte Zeitgenossin, und daher fliessen in ihre Gedanken und Erinnerungen ganz natürlich Betrachtungen über zeitgeschichtliche Ereignisse ein, wie beispielsweise über die Bomben von Hiroshima oder den Schock, als man die Konzentrationslager entdeckte.
In Yvette Z’Graggens Buch werden sich viele ältere Menschen wiedererkennen: mit ihren Ängsten und Hoffnungen, mit ihren ersten Liebeserlebnissen, die damals noch im Geheimen stattfinden mussten, mit den verklemmten Beziehungen zu den Eltern. Es spricht für die Autorin, dass sie sich selbst dabei immer kritisch hinterfragt.
Eine Meisterin der Gefühle
Yvette Z’Graggen versteht es meisterhaft, Gefühle in Worte zu fassen. Ein Beispiel: «Trotz des Kummers und der Spannung, in der ich in den letzten Wochen lebte – oder gerade deswegen – , überflutet mich auf einmal etwas: ein scharfes, schmerzhaftes Glücksgefühl, weil ich lebe. Ein Gefühl, das sich aus der Landschaft nährt, dem Himmel, dem Geschwindigkeitsrausch, der Musik, aus dieser ganzen inneren Welt, die ich in mir trage und die mir in diesem Augenblick umfassend gegenwärtig ist – Erinnerungen, Gesichter, Empfindungen, Liebkosungen, Freuden, Leiden.»
swissinfo und Agenturen

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