Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Schulharmonisierung: Vernehmlassungstest bestanden

Das Schweizer Schulsystem soll harmonisiert werden. Keystone

Die Erziehungsdirektoren erhalten gute Noten für ihre Idee, die obligatorische Schule in der Schweiz auf Ebene der Kantone zu harmonisieren.

Als ungenügend beurteilen einzelne Verbände in der Vernehmlassung die Regelung zur Fremdsprachen-Abfolge. Sie ist ihnen zu vage.

Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) will den Kantonen die Wahl lassen, ob sie Englisch oder Französisch als erste Fremdsprache einführen.

Hier setzt etwa der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) mit seiner Kritik am Konkordat zur interkantonalen Harmonisierung der obligatorischen Schule (HarmoS) an.

Für den LCH ist es inakzeptabel, dass ausgerechnet die Fremdsprachen-Abfolge ausgeklammert wird.

Kritik auch von anderer Seite

Auch der Schweizerische Verband des Personals öffentlicher Dienste (VPOD) kritisiert dies. Welche Sprache zuerst und zu welchem Zeitpunkt eingeführt werde, müsse definiert werden, schreibt der VPOD.

Dieser Meinung ist auch die Aargauer Regierung. Sie bedauert, dass sich keine einheitliche Lösung abzeichnet.

Gleichgewicht zwischen Fächern gefordert

Im Rahmen von HarmoS soll die Grundbildung bei so genannten «harten» Fächern wie Mathematik, Naturwissenschaften und Sprachen stärker gewichtet werden als jene von musischen, handwerklichen und bewegungsorientierten Fächern.

Solch eine Bevorzugung sei aus pädagogischer Sicht nicht sinnvoll, schreibt der VPOD. Auch die Union der Schülerorganisationen aus der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein (USO) hat daran keine Freude. In dieser Form lehne die USO den Artikel ab, schreibt sie.

Mehr

Mehr

EDK

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) ist der Zusammenschluss der 26 kantonalen Regierungsmitglieder, die für Erziehung, Bildung, Kultur und Sport verantwortlich sind. Die EDK ist verantwortlich für die nationale Koordination in sämtlichen Bereichen der Bildungs- und Kulturpolitik.

Mehr EDK

Klare Leitplanken für Bildungsmonitoring

Zudem sieht HarmoS vor, dass Entwicklungen und Leistungen von Schülerinnen und Schülern regelmässig in einem Bildungsmonitoring evaluiert werden. Hier fordert der VPOD klare Leitplanken. Erhebungen dürften beispielsweise nur in anonymisierter Form durchgeführt werden. Bildungsstandards und Rankings sollen laut VPOD nicht zur Selektion dienen.

Auch der Verein Schule und Elternhaus Schweiz (S&E) blickt mit Skepsis auf den Vorschlag. Das Kompetenzniveau der Schülerinnen und Schüler müsse ohne «Schulranking» ersichtlich sein, schreibt S&E.

Kindergärtnerinnen äussern keine Vorbehalte

Der Verband KindergärtnerInnen Schweiz (KgCH) empfiehlt den vollumfänglichen Beitritt zu HarmoS. Das Konkordat werde in allen Punkten unterstützt, schreibt der KgCH in seiner Vernehmlassungs-Antwort.

Der Verband nehme erfreut zur Kenntnis, dass HarmoS viele Themen aufgreife, für die sich der KgCH schon früher eingesetzt habe, heisst es weiter.

Mehr

Mehr

Vernehmlassung

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Die Vernehmlassung oder das Vernehmlassungsverfahren ist die Konsultation von betroffenen und interessierten Kreisen (auch Mitwirkungsverfahren). Sie ist eine wichtige Phase im schweizerischen Gesetzgebungsverfahren. Bei der Vorbereitung wichtiger Gesetze und anderer Vorhaben von grosser Tragweite sowie bei wichtigen völkerrechtlichen Verträgen werden die Kantone, die politischen Parteien und die interessierten Kreise zur Stellungnahme eingeladen.

Mehr Vernehmlassung

Harmonisierung mit Spielräumen

Im Jahr 2002 haben die kantonalen Erziehungsdirektoren das Konkordat über die Harmonisierung der obligatorischen Schule lanciert. Es soll schweizweit verbindliche, messbare Bildungsstandards festlegen, dabei aber den Kantonen und Sprachregionen grosse Spielräume lassen.

Die EDK hatte das Konkordat im Februar 2006 in die Vernehmlassung geschickt und will es nun überarbeiten. Ende 2007 geht es zur Ratifikation in die Kantone.

Inkrafttretung mit 10 Kantonen

Das HarmoS-Konkordat tritt in Kraft, wenn zehn Kantone ihren Beitritt erklärt haben.

Die ersten Ratifikations-Verfahren dürften 2009 abgeschlossen sein. Danach haben die Kantone vier Jahre Zeit, die Anpassungen vorzunehmen.

swissinfo und Agenturen

Die Kompetenzen im schweizerischen Bildungswesen sind zwischen Bund, Kantonen und Gemeinden aufgeteilt.

Auf nationaler Ebene gibt es kein Ministerium für Bildung und Erziehung. Die Hauptverantwortung liegt bei den Kantonen.

Die Kinder gehen zur Volksschule, die je nach Kanton 4 bis 6 Jahre dauert (Eintrittsalter nicht unter 6 Jahren). Kantone und Gemeinden sind verantwortlich für Organisation und Finanzierung des Primarschulsektors.

Am 21. Mai 2006 haben Volk und Kantone die neuen Verfassungsartikel zur Bildung angenommen. Die Kantone behalten ihre Souveränität im Ausbildungsbereich, müssen jedoch prinzipielle Bildungs-Parameter vereinheitlichen.

Die geänderten Bildungsartikel in der Verfassung geben dem Bund nun neue Kompetenzen in der Bildung. Der Sektor soll jedoch in der Kompetenz der Kantone bleiben.

Die vom Stimmvolk gutgeheissene Vorlage sieht die Schaffung eines einheitlichen Bildungsraums Schweiz vor, von der ersten Klasse bis zur Universität.

Die Pflicht zur Harmonisierung liegt bei den Kantonen, der Bund darf nur dann korrigierend eingreifen, wenn die Kantone keine Lösung finden.

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft