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Schweiz-Karo sorgt in Schottland für Aufsehen

Swiss Red - der neue Schweizer Stoff für Schottenröcke. swissinfo.ch

Die Schweiz ist mit einem eigenen Karo, auf schottisch: Tartan, in die Gemeinschaft traditioneller schottischer Clans aufgenommen worden.

Der schottische Clanrat hat dem Antrag der Eidgenossenschaft offiziell zugestimmt. Wer Schweizer ist, kann ab sofort diesen Tartan für seinen Schottenrock verwenden.

Der Anlass war offensichtlich dem höchsten für Schottlandfragen zuständigen Gremium, dem schottischen Clanrat, Grund genug, der Schweiz einen Tartan und damit letztlich auch das Tragen eines Kilt, eines Schottenrocks, zu erlauben.

Die Eröffnung des ersten Schweizer Generalkonsulats auf schottischem Boden mit Sitz in der Hauptstadt Edinburgh hat die Versammlung der obersten Clanchefs Schottlands überzeugt.

Sie haben als Vertreter der in der Vergangenheit zumeist sehr kämpferischen Clans Montgomery, MacDonald, Campbell oder MacLeod im Lauf der Jahrhunderte kriegerischer Auseinandersetzungen mit den Nachbarn aus dem Süden, den Engländern gelernt, dass heute Diplomatie und «gut nachbarschaftliche» Beziehungen weiter helfen, als andere oftmals sehr brüsk vor den Kopf zu stossen.

Schweizer Landesfarben im Karomuster

Der ab sofort als «Swiss Red» registrierte Tartan kommt in einer für Schottland sehr ungewöhnlichen Farbkonstellation daher. Die roten und weissen Streifen im Karo stehen natürlich für die Schweizer Landesfarben.

Der hellblaue Doppel-Karo-Streifen aber symbolisiert nicht etwa das Blau des Genfersees bei Sonnenschein, sondern soll die neue Schweizer Verbundenheit mit den 5 Millionen Einwohnern in Schottland und den mehr als 20 Millionen Menschen schottischer Abstammung weltweit aufzeigen. Das blaue Karo steht für Schottlands Nationalflagge, das weisse St Andreaskreuz auf mittel- bis hellblauem Grund.

Die Schotten scheint der neue Schweizer Tartan zu überzeugen. Kaum hatte ihn der neue Schweizer Generalkonsul Bruno Widrig den schottischen Medien in den Princes Street Gardens zu Füssen des Edinburgh Castle präsentiert, kamen die ersten Fragen von Passanten, was dieser Tartan zu bedeuten habe und wo er denn zu kaufen sei.

Auch den ersten Auftritt in der Schweiz hat der jetzt offizielle Schweizer Tartan auf einem natürlich echten schottischen Kilt bereits hinter sich. Bei einem Geschäftsempfang in Bern war Generalkonsul Bruno Widrig als nun ja schottischer Schweizer in voller Schottland-Montur inkl. Schottenrock präsent.

Komplettausstattung hat ihren Preis

Billig ist die traditionelle Komplettausstattung für einen Schotten und jetzt auch für einen Schweizer nicht gerade. In der für wärmere Temperaturen bequemeren Leichtversion kostet ein Schottenrock zwischen 300 und 400 Pfund, also 670 – 900 Franken.

Wer den Kilt in der besten Version, in der Harris Tweedstoff-Qualität haben möchte, legt schon einmal 1300 Franken auf den Tisch. Zur Ausrüstung gehören u.a. der Sporran – die auf Hüfthöhe getragene Fronttasche -, das Messer im Strumpf (gälisch: Sgian Dubh), sowie unterschiedliche Jacken, Hemden, Kopfbedeckungen, Schuhe und natürlich die warmen Kniestrümpfe.

Insgesamt muss man für einen Alltags-Kilt plus Komplett-Ausrüstung gut 3000 Pfund oder 6700 Franken berappen.

Da jeder Schotte mehrere Kilts für unterschiedliche Anlässe braucht, kann man sich leicht vorstellen, wie hart es für die als eher sparsam bekannten Schotten ist, sich der Tradition entsprechend einzukleiden. Die Edelausstattung für z.B. königliche Anlässe kostet Schotten wie Schweizer gut 10’000 Franken und mehr.

Übrigens: Die Antwort auf die Frage, was denn nun ein Schotte unter dem Kilt trägt, ist und bleibt für Schotten und Schweizer auch in Zukunft gleich.

Schweizer Karo gibt es aktuell nur in Edinburgh

Bislang gibt es «Swiss Red» ausschliesslich in Edinburgh. Das schottische Unternehmen Geoffrey (Tailor) Kiltmakers & Weavers hat in seiner «Edinburgh Old Town Weaving Co.», in seiner direkt an der königlichen Meile zwischen Castle und Königlichem Palast gelegenen Edinburgher Weberei, erst einmal eine Pilotversion weben lassen. Exklusiv ist diese jederzeit durch Bruno Widrig und seine Frau in Schottland und der Schweiz präsent.

Das Unternehmen wartet jetzt gespannt darauf, wie «Swiss Red» weltweit ankommen wird. Wenn das Interesse in der Schweiz gross und eine ausreichende Nachfrage vorhanden ist, sollen zukünftig viele «rot-weiss-blaue» Meter und Kilometer von den Webstühlen an Edinburghs Royal Mile herunterlaufen.

Zur Zeit ist der Kauf des Schweizer Kilts noch ein sehr teurer Spass. Allein für das Anlaufen der Maschinen für eine «Swiss Red»-Exklusiv-Anfertigung werden 900 Franken berechnet.

swissinfo, Udo Seiwert-Fauti

Die Kilt-Herstellung ist in Schottland ein wichtiger Wirtschaftszweig.

Der Kilt und die dazugehörende Ausrüstung werden zu allen Anlässen als «normale» Kleidung von Schotten getragen.

Schottische Fussballfans präsentieren ihr Land grundsätzlich im Kilt.

Wer sein eigenes Clankaro besitzt, gehört zur schottischen Gesellschaft.

Seit Juli 1998 geniesst Schottland innerhalb des Vereinigten Königreiches grosse Eigenständigkeit.
Das 1998 neu eröffnete schottische Parlament in Edinburgh hat alleiniges Entscheidungsrecht in Fragen des Sports, des Rechts, der Kultur, der Auslandvertretung.
In Edinburgh gibt es mehr als 40 diplomatische Vertretungen. Seit Mitte Mai 2006 gehört das Schweizer Generalkonsulat dazu.

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