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Schweizer Bahnhofsuhren für St. Petersburg

Für Pascal Couchepin stand der Mittwoch in St. Petersburg ganz im Zeichen der Uhr. Keystone

Auf seinem ersten offiziellen Besuch in St. Petersburg überreichte Bundespräsident Pascal Couchepin die Geschenke der Schweiz zum 300. Gründungstag.

100 Uhren schenkte die Schweiz der russischen Stadt. Eine Gelegenheit, frischen Wind in die Beziehungen zu Russland zu bringen.

Im neu gebauten Ladoga-Bahnhof enthüllte Couchepin am Mittwoch eine Schweizer Bahnhofsuhr. «Entsprechend der Tradition schenkt die Schweiz etwas Nützliches für alle Bürgerinnen und Bürger von St. Petersburg,» sagte Couchepin bei der Übergabe. Zu den «100 Uhren für St. Petersburg» gehört auch die von schweizerischen und russischen Experten restaurierte Mendeleev’sche Uhr unter dem Triumphbogen des Generalstabs-Gebäudes.

Die Uhren kosteten die Schweiz insgesamt eine halbe Million Franken. Zu den Geschenken gehören auch 26 Parkbänke. Diese wurden von den Kantonen gestiftet.

Anschliessend stand für den Bundespräsidenten die Kultur auf dem Programm: So besichtigte Couchepin unter anderem die Festung und die Kathedrale Peter und Paul. Beide waren vom Tessiner Baumeister Domenico Trezzini erbaut worden. Trezzini war Hofarchitekt beim Gründervater der Stadt, Zar Peter dem Grossen.

Der Aufenthalt Couchepins in St. Petersburg findet im Rahmen der Schweizer Woche «Swiss Days» statt. Er wird noch bis Donnerstagnachmittag dauern. Anschliessend reist Couchepin nach Moskau, wo er sich am Freitag mit Präsident Wladimir Putin treffen will.

Im Gespräch mit Journalisten drückte Couchepin seine Hoffnung aus, dass sich dadurch die «nicht aussergewöhnlich guten» Beziehungen zwischen der Schweiz und Russland verbessern werden.

Diese hatten in den vergangenen Jahren unter der Geldwäscherei-Affäre um den ehemalighen Kreml-Finanzchef Pawel Borodin gelitten. Nach der Flugzeugkollision bei Überlingen am Bodensee vor einem Jahr hatten sie einen neuen Tiefpunkt erreicht.

Beziehung zu Russland vertiefen

Präsenz Schweiz, die Organisation des Bundes, die sich mit der Imagepflege der Schweiz befasst, hat das Jubiläumsjahr von St. Petersburg ausgewählt, um die Beziehungen zu Russland zu vertiefen.

Diese Wahl ist kein Zufall: Schweizer sind seit der Gründung der Stadt, seit 1703, in St. Petersburg präsent. Sie haben Spuren hinterlassen, allen voran der Tessiner Architekt und Planer Domenico Trezzini.

Jetzt will sich die Schweiz erneut präsentieren: Mit den «Swiss Days», mit vielfältigen Festivitäten während einer ganzen Woche. Die Schweiz hofft damit auch neue, primär wirtschaftliche Beziehungen aufbauen zu können. Denn nach schwierigen Jahren blüht Russland zur Zeit richtiggehend auf.

Tessin in der ersten Reihe

Eingedenk der langen Tradition von Tessiner Architekten und Künstlern, die in St. Petersburg gewirkt haben, hat das Tessin den Löwenanteil der ganzen Schweizer Aktivitäten organisiert.

Es beginnt mit dem Orchester der italienischen Schweiz, gefolgt von Diskussionen über Architektur.

Ein Rundtisch-Gespräch, an dem auch der Architekt Mario Botta teilnehmen wird, widmet sich dem künstlerischen Erbe. Dabei wird auch eine multimediale dreisprachige DVD präsentiert. Das Produkt, realisiert von swissinfo im Auftrag von Präsenz Schweiz, gibt einen Überblick über das Leben von 80 Künstlern, die während des 18. und 19. Jahrhunderts im Zarenreich gearbeitet haben.

Ein wichtiger Punkt wird zudem die Unterzeichnung eines Protokolls sein, das die Zusammenarbeit zwischen der Akademie für Architektur in Mendrisio und der Kunstakademie von St. Petersburg besiegelt.

«Wir wollen diese wichtige Tradition, die uns eint, hervorheben», sagt Giampiero Gianella, Kanzler des Kantons Tessin, «um aktiv dazu beizutragen, das Bild der Schweiz nicht nur in Russland sondern international zu verbessern».

Schweizer Invasion

Neben den Offiziellen sind diese Woche aber noch viele weitere Schweizerinnen und Schweizer in St. Petersburg mit dabei. Verschiedene Reisebüros haben spezielle «Swiss Days» angeboten, die wohl mehrere hundert Personen aus der Schweiz in die Strassen der Barockstadt gelockt haben.

Auf Initiative des Kantons Thurgau wird in einem Zelt im Stadtpark Raclette serviert. Dafür hat das Tessin in Anbetracht der vielen Aktivitäten des Kantons darauf verzichtet, ein öffentliches Riesen-Risotto-Essen zu organisieren.

Doch nicht überall geht es folkloristisch zu und her. Der «Swiss Business Hub» von Moskau organisiert eine Reihe von Treffen zwischen Managern. Kennen lernen und sich bekannt machen, das könnte das Gesamtmotto der Reise nach Russland sein.

swissinfo

St. Petersburg wurde offiziell am 27. Mai 1703 von Zar Peter dem Grossen gegründet.

Das ganze Jahr hindurch werden Jubiläums-Veranstaltungen aller Art stattfinden.

Die Schweiz wurde nicht zu den offiziellen Jubiläums-Festlichkeiten eingeladen. Aber sie ist das ganze Jahr mit Kulturanlässen und Austauschprogrammen präsent.
In den kommenden Wochen veranstalten Schweizer Institutionen zahlreiche Konzerte, Theater und Ausstellungen.

Im Herbst wird im Kunstmuseum Lugano eine grosse Ausstellung über Tessiner Architekten eröffnet. Die Ausstellung reist dann nach St. Petersburg, wo sie ab Januar 2004 zu sehen sein wird.

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