Schweizer Brückenbauer in den USA
Eine Ausstellung über die Kunst strukturellen Designs widmet sich in Boston sechs Schweizer ETH-Ingenieuren, die weltweit Baugeschichte geschrieben haben.
Zu sehen sind Werke von Wilhelm Ritter, Robert Maillart, Othmar Amman, Pierre Lardy, Heinz Isler und Christian Menn.
Die erwähnten Schweizer Ingenieure sind insbesondere für ihre Brücken- und Bogenbauten bekannt.
Die Schweiz ist bekanntlich ein bergiges Land und die Ingenieure mussten daher immer nach optimalen Lösungen für Verkehrswege suchen. Dabei bemühten sie sich stets, nicht nur solide Strukturen zu bauen, sondern ihre Werke auch harmonisch in die Landschaft einzupassen. Dies erklärt, warum viel Wert auf gutes Design gelegt wird.
Die Ingenieure benutzten als Material häufig Eisen, aber insbesondere Beton. Um bei Wettbewerben gewinnen und ihre Projekte auch tatsächlich umsetzen zu können, mussten sie die Kosten in Grenzen halten. So entstanden innovative Bauten.
In der Schweiz haben diese Ingenieure berühmte Werke geschaffen. Ein gutes Beispiel ist die Felsenau-Brücke in Bern. Der Bündner Christian Menn hat bei diesem originellen Werk Leichtigkeit mit solider Baustruktur vereinigt.
Schweizer Ingenieure weltweit
Auch die USA sind bekannt für ihre Brücken. Und die Namen einiger Schweizer Ingenieure werden mit Bauten in Verbindung gebracht, die in den Staaten sehr berühmt sind.
Dies ist der Fall für Othmar Ammann, der vor allem in New York bekannt ist. Er hat beispielsweise die eindrückliche George-Washington-Brücke entworfen, die praktisch alle Autofahrer benützen, die von der Metropole Richtung Norden fahren.
Aber auch die Bayonne-Brücke in der Bucht von New York wie die Verazzano-Brücke, die Manhattan mit Brooklyn verbindet, sind vom ihm. Amman hatte als Experte auch beim Bau der Golden-Gate-Brücke von San Francisco mitgewirkt.
Wie Amman mit New York ist der Name Christian Menn mit Boston verbunden. Soeben sind fünf von zehn Fahrspuren der neuen Brücke «Leonard P.Zakim Bunker Hill» dem Verkehr übergeben worden. Diese Brücke schuf Menn im Rahmen des Projekts Big Dig, das einen Grossteil des Verkehrs in Tunnels leitet. Die Brücke mit ihrer asymmetrischen Struktur ist bereits zu einem Symbol von Boston geworden.
Ingenieure und ästhetisches Gefühl
«Selten entsteht eine neue Kunstform, um alte Ideen zu den Grenzen der Kunst in Frage zu stellen. Doch genau dies ist zu unseren Zeiten mit der Geburt des strukturellen Ingenieurwesens geschehen», sagt David Billington, Professor für Ingenieurwesen an der Universität Princeton und ausgewiesener Kenner des Werks seiner Schweizer Kollegen.
«Ingenieure und vor allem die Akademiker behaupten häufig, dass ästhetische Kriterien nicht Teil ihrer Arbeit sind. Wer Schönheit wolle, solle sich an einen Architekten oder Bildhauer wenden, wird gesagt. Doch die Ausbildung der Ingenieure sollte die Studenten animieren, für ihre Arbeit auch ästhetische Kriterien anzuwenden», meint der Hochschulprofessor.
Ammann und Menn
Die Ausstellung in Boston zeigt die Aktivität der helvetischen Brückenbauer mittels Originalentwürfen, Fotografien, Archivmaterial, dreidimensionaler Modelle und CD-Roms.
Die Ausstellung konzentriert sich insbesondere auf die von Ammann gebauten Brücken in New York, auf die Brücke von Menn in Boston und auf die Brücken Schwandbach und Salginatobel, die Robert Maillart in der Schweiz verwirklicht hat. Dazu kommen Bogenbauten von Heinz Isler, die im Zusammenhang mit Sportanlagen oder Kulturstätten entstanden.
Anna Luisa Mäder Ferro, Washington
(Übersetzung: Gerhard Lob)
Ausstellung:
«The art of structural design: a Swiss legacy»
Kunstmuseum Universität Princeton
Geöffnet: bis 15. Juni
Ausgestellte Ingenieure: Wilhelm Ritter (1847-1906); Robert Maillart (1872-1940); Othmar Amman (1879-1965); Pierre Lardy (1902-1958); Heinz Isler (1926); Christian Menn (1927).
In Boston baute der Schweizer Christian Menn eine gewaltige Brücke. Jüngst wurden fünf von zehn Fahrspuren dem Verkehr übergeben.
Es ist die breiteste Brücke, die je in den USA gebaut wurde. Bei der asymmetrischen Struktur handelt es sich um einen Hybrid, da Beton und Stahlseile verwendet wurden. Die beiden tragenden Türme sehen jeweils aus wie ein auf den Kopf gestelltes «Y».
Die Brücke führt über den Charles River und ist bereits zu einem Symbol für die Stadt geworden. Wenn die Verbindung in beide Richtungen befahrbar sein wird, können bis zu 245’000 Fahrzeuge pro Tag darüber verkehren.
Die Brücke ist Bestandteil des so genannten Projekts «Big Dig». Es handelt es sich um das wichtigste dortige Strassenbauprojekt der letzten Jahre. Die Kosten werden auf 14,6 Mrd. Dollar geschätzt.
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