Schweizer Filmförderung in Europa verankern
Das Bundesamt für Kultur (BAK) möchte den Schweizer Filmschaffenden den Zugang zu den europäischen Förderprogrammen sichern und entsprechende Gespräche vorantreiben.
Am Rande der Solothurner Filmtage betonte BAK-Direktor Jean-Frédéric Jauslin die Bedeutung einer Beteiligung der Schweiz am Media-Abkommen mit der EU.
Das Parlament hat den Bundesrat im Dezember beauftragt, erneut über das Media-Abkommen mit der Europäischen Union zu verhandeln, um die schweizerischen TV-Werbeverbote für Alkohol, Politik und Religion zu retten.
Die Gespräche über die Beteiligung der Schweiz an diesem Abkommen nach 2010 drohten «sehr heikel» zu werden, erklärte BAK-Direktor Jean-Frédéric Jauslin am Freitag in Solothurn. Bundespräsident Pascal Couchepin will das Thema am Rande der Berlinale im Februar bei einem Treffen mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel erörtern.
Jauslin betonte den Wert des Abkommens, das Schweizer Filmschaffenden Zugang zu den Förderprogrammen der EU gewährt: «Wir müssen auf der internationalen Szene präsent sein.» Eine mindestens teilweise Beteiligung der Schweiz an Media sei unabdingbar.
Stimmung im Parlament «nicht einfach»
Skeptisch äusserte sich Jauslin über die Schweizer Kulturpolitik in der Legislaturperiode bis 2011: «Es tönt nicht sehr gut für die Kultur.» Der Spardruck, den Bundesrat und Parlament ausüben, habe sich erhöht; mit mehr Mitteln sei einstweilen nicht zu rechnen.
Viele Politiker in Bern hätten noch nicht verstanden, dass Kulturförderung nicht nur heisse, «Geldbeiträge an einzelne Künstler auszuzahlen, sondern eine zentrale Aufgabe der ganzen Gesellschaft» wahrzunehmen.
Kritik aus der Filmbranche wiesen BAK-Direktor Jauslin und Nicolas Bideau, Chef der BAK-Sektion Film, am Freitag erneut zurück. Die erfolgsabhängige Filmförderung zum Beispiel habe sich bewährt und werde möglicherweise auf weitere Kultursparten, etwa die Literatur, ausgeweitet.
Filmkredite für 44 Millionen Franken
Bideau betonte allerdings, dass einzelne Instrumente seiner Politik in Zusammenarbeit mit den Filmschaffenden angepasst würden. Namentlich soll ab 2008 auch die Entwicklung langer Animationsfilme vom BAK unterstützt werden.
Total sind im laufenden Jahr rund 44 Millionen Franken für Filmkredite budgetiert. Auf Fragen nach Details zu den 2007 ausbezahlten Beiträgen reagierte Bideau ungehalten: Dies sei nicht der Dialog, den er führen wolle.
In der Filmszene wird seit einiger Zeit eine – bisweilen gehässige – Debatte über die Filmförderung geführt: Das BAK will insbesondere auch publikumsträchtige Filme fördern, während die Branche teilweise für eine breitere Streuung der Fördergelder plädiert.
swissinfo und Agenturen
Das Media-Programm der EU ist mit insgesamt 1,2 Mrd. Franken dotiert.
Die Schweiz steuert pro Jahr 10 Mio. Franken bei.
Rund die Hälfte der europäischen Kinofilme wurden mit einem Media-Beitrag produziert.
Dank des Media-Abkommens profitieren Schweizer Filmemacher und -Verleiher seit 2004 von den gleichen Bedingungen wie Kollegen und Branche in der EU.
In der Schweiz ist Fernseh-Werbung für politische Parteien und religiöse Institutionen verboten, ebenso für Alkohol, Tabak und Medikamente.
Das Parlament hatte 2006 bei der Revision des Radio- und Fernsehgesetzes (RTVG) an diesen Verboten festgehalten. Dies im Dienste der Transparenz bezüglich Finanzierung von politischen Kampagnen und der öffentlichen Gesundheit.
In der EU ist Fernseh-Werbung für politische Parteien und religiöse Institutionen erlaubt, ebenso für Alkohol, Tabak und Medikamente.
Aufgrund des Media-Abkommens mit der EU widerspricht das RTVG dem Brüsseler Recht. Das Parlament verlangt deshalb von der Schweizer Regierung, dass sie mit Brüssel neu verhandelt.
Der Film «Rachel» des Walliser Filmemachers Frédéric Mermoud ist für einen Cesar in der Kategorie «Bester Kurzfilm» nominiert.
Die französisch-schweizerische Koproduktion war mit elf weiteren Beiträgen für fünf Nominationen im Rennen.
Die Preisverleihung der begehrten Cesars findet 22. Februar 2008 im Theatre du Chatelet in Paris statt.
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