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Schweizer Heimatabend an der Elbe

Thomas Gisigers "Zweite Heimat" kommt in Hamburg gut an. swissinfo.ch

Coole und nüchterne Locations gibt es in Hamburg genug, findet Thomas Gisiger. Deshalb bietet der Solothurner in der Hansestadt in seinem kulinarischen Theatersalon helvetische Gemütlichkeit - und trifft damit den Nerv der Zeit.

Ueli Hürlimann ist ein schüchterner Mensch. Er lebt zwischen Baumgrenze und Himmel auf 2567 Metern über dem Meer, bastelt Weihnachtsschmuck und träumt von einer Frau und dem Leben im Tal.

Doch alles, was der sympathische Schlaks mit den Segelohren in die Hand nimmt, geht kaputt. Gut, dass seine Mutter und nicht er selber für die deutschen Gäste gekocht hat. Schliesslich sind diese den weiten Weg ins virtuelle Berner Oberland hergereist.

Oder zumindest bis in die Max-Brauer-Allee in Hamburg-Altona: Hier wird derzeit das Ein-Mann-Stück «Ueli Hürlimann» aufgeführt, bei dem sich die Zuschauer in die Schweizer Berge begeben – inklusive Gondelfahrt, 3-Gang-Menu mit helvetischen Spezialitäten und zum Abschluss einem Luzerner Alpenbitter.

Gespielt wird Ueli von Thomas Gisiger. Der gebürtige Solothurner lebt schon zwölf Jahre in Deutschland, hat die Clownschule in Hannover besucht, als Regisseur und Koch gearbeitet und in Düsseldorf viele Jahre erfolgreich ein Gourmet-Theater geführt.

Im September brachte der 42-jährige die Idee des kulinarischen Theaters an die Elbe mit und eröffnete zusammen mit seinem Partner, dem Deutschen Andreas Löher, den Theatersalon «Die zweite Heimat».

Bitte klingeln!

Das schweizerisch-deutsche Duo knüpft mit seinem Konzept an die Kultursalons der 1920er-Jahre an. «Die Leute sollen sich bei uns ganz privat fühlen.
So als ob wir sie zu uns nach Hause eingeladen hätten», sagt Gisiger.

Das beginnt schon am Eingang, wo nicht etwa ein grosses Schild auf das Theater hinweist, sondern lediglich eine ganz normale Hausklingel. Leicht irritiert steigt der Gast die Treppe des Büro- und Wohnhauses hoch.

In der ersten Etage wartet Gastgeber Löher, begrüsst jeden Besucher persönlich und geleitet ihn ins Foyer. Warmes Kerzenlicht, chocolatfarbene Wände und dunkle Holzbalken schaffen ein gediegenes Ambiente.

Auf dem Ledersofa oder in einer der vielen anderen Sitzecken, bei Apéritif und Fingerfood, ist noch ein wenig Zeit zum plaudern, dann beginnt das einstündige Bühnenstück im angrenzenden Theaterraum, der maximal 72 Besucher fasst.

Nach dem Schlussapplaus wird zu Tisch gebeten. Noch einmal öffnet sich ein Vorhang zu einem Zimmer und gibt den Blick frei auf zwei schmale Holztafeln.

Mit Schweizer Käse, Prosecco-Poulet an Bohnen, dem Birnen-Schoko-Dessert «Baumgrenze», Schnaps und Espresso klingt der Abend aus.

«Heimweh nach der Migros»

Bei den Hamburgern kommt die zweite Heimat gut an; bis Weihnachten sind viele Vorstellungen ausverkauft. Gisiger und Löher scheinen mit ihrem intimen und helvetisch eingefärbten Kammerspiel den Nerv der Zeit getroffen zu haben.

«Locations, die sich an Anonymität und Coolness überbieten, gibt es zuhauf in dieser Stadt», sagt Gisiger. Die Leute seien dankbar für einen Ort, wo sie sich als Individuum wahrgenommen fühlten und die Kommunikation im Vordergrund stehe.
«Bei uns kommen die Leute spätestens beim Essen miteinander ins Gespräch.»

Der Schauspieler seinerseits kommt mit der Hansestadt und ihren Bewohnern, – die gern als unterkühlt, nüchtern und ein wenig steif beschrieben werden – gut zu Recht. «Für mich war Hamburg immer ein Ort der Sehnsucht. Schliesslich ist die Stadt das Tor zur Welt», sagt Gisiger, der als Koch auch schon auf Kreuzfahrtschiffen gearbeitet hat.

Natürlich vermisse er manchmal die Berge oder so alltägliche Dinge wie Einkaufen in der Migros. Doch spätestens bei einem Spaziergang an der Elbe würden Heimwehgefühle verfliegen: «Die grossen Schiffe vorbeifahren zu sehen – das ist einfach fantastisch.»

Alles ist käuflich

49 Euro kostet ein Abend in der zweiten Heimat, alles inklusive. Der niedrige Eintrittspreis rechnet sich allerdings nur, weil Gisiger und Löher bislang nahezu alles in Eigenregie gestalten: Gisiger bereitet am Vormittag das Menu vor, bestreitet am Abend das Bühnenprogramm und steht nach der Vorstellung hinter der Kaffeebar.

Sein Partner ist für die Administration und Öffentlichkeitsarbeit zuständig und kümmert sich um das Wohl der Gäste. Derzeit bitten Gisiger und Löher zwölf Mal pro Monat in ihren Salon; auf dem Programm stehen insgesamt drei Stücke, hinzu kommen Gastspiele, Lesungen und ab und zu ein Jazzkonzert.

Die zweite Heimat kann ausserdem für Privatevents und Firmenanlässe gemietet werden. Und wem das Ambiente gut gefallen hat, der kann sich auch ein Möbelstück oder ein Accessoire kaufen – sozusagen ein Stück Heimat mit nach Hause nehmen. Sämtliche Einrichtungsgegenstände sind verkäuflich.

swissinfo, Paola Carega, Berlin

Pünktlich zur EM im vergangenen Sommer gab das Schweizer Generalkonsulat in Hamburg einen etwas anderen Hamburger Stadtplan heraus.

Der Themenstadtplan «Die Schweiz in Hamburg. Ihr Plus.» soll die beeindruckende Vielfalt an schweizerischen Produkten und Dienstleistungen vorstellen und einen Überblick über Schweizer Spezialitäten in der Hansestadt verschaffen.

Faltet man den handlichen Begleiter im Kreditkartenformat auseinander, präsentiert sich die Innenstadt mit vielen roten Punkten: Das beginnt zum Beispiel mit dem Schweizer Verein Helvetia und geht weiter über die Standorte von grösseren und kleineren Schweizer Hotels oder der Filialdirektion einer grossen Versicherung.

Auch gastronomische und kulturelle Tipps sind aufgeführt, neben dem Schweizer Feinkostgeschäft «Schweizweit» etwa «Pius Weinwirtschaft», die einem gebürtigen Luzerner gehört, oder der Theatersalon «Die 2te Heimat» in Hamburg-Altona.

Das Hamburg-Schweiz-Netzwerk umfasst mittlerweile rund 40 Geschäfte und Einrichtungen.

Der Hamburg-Schweiz-Plan liegt bei den erwähnten Partnern auf oder kann über das Schweizerische Generalkonsulat in Hamburg bezogen werden.

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