Martha Stettler: moderne Künstlerin aus einer anderen Zeit
Als Frau mit einem Kunstberuf im späten 19. Jahrhundert hatte Martha Stettler keine einfache Stellung. Trotz ihres Talents und der Unterstützung ihrer Familie musste die Schweizer Künstlerin um einen Platz in den Büchern der Kunstgeschichte kämpfen. Jetzt wird ihr Werk in einer Retrospektive gefeiert, und zwar dort, wo alles begann: im Kunstmuseum Bern.
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Ich bin in England geboren und lebe seit 1994 in der Schweiz. Zwischen 1997 und 2002 machte ich in Zürich eine Ausbildung zur Grafikerin. In den letzten Jahren begann ich als Fotoredaktorin zu arbeiten; seit März 2017 gehöre ich zum Team von swissinfo.ch.
Martha Stettler wurde am 25. September 1870 in einer bürgerlichen Familie in Bern geboren. Ihr Vater, Eugen Stettler – der Architekt des Kunstmuseums Bern –, erkannte und förderte das künstlerische Talent seiner Tochter.
Nachdem sie die komplette Sammlung der Gipsskulpturen im Museum entworfen hatte, die ihr Vater mit aufgebaut hatte, ebnete ihre Leidenschaft, das Malen, 1886 den Weg zu einer Ausbildung an der Kunsthochschule Bern und später um 1893, im Alter von 23 Jahren, nach Paris. Hier wurde sie vom französischen Maler Lucien Simon gefördert, der Martha in die impressionistische Malerei einführte.
Zusammen mit ihrer Partnerin Alice Dannenberg gründete sie 1904 in Paris die «Académie de la Grande Chaumière», an deren Spitze sie später stand. Sehr zum Ärger des Schweizer Künstlers Ferdinand Hodler, der zu sagen pflegte: ««Wir wollen keine Weiber hier!»Externer Link
Stettler leitete die Akademie erfolgreich, trotz der frauenfeindlichen Haltung, mit der sie in ihrer Arbeit konfrontiert wurde. Die Schüler schätzten sie wegen ihres leichten Zugangs zum Lernen, und mit den ehemaligen Schülern Alberto Giacometti, Meret Oppenheim und Louise Bourgeois hatte die Akademie eine Starbesetzung.
Stettler war auch die erste und einzige Frau, die ihre Kunst auf der 12. Biennale in Venedig 1920 ausstellte.
Eine RetrospektiveExterner Link ihres Lebens und Schaffens ist bis zum 29. Juli im Kunstmuseum Bern zu sehen.
(Übertragung aus dem Englischen: Peter Siegenthaler)
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