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Das Schweizer Institut in Rom und die künstlerische Renaissance Palermos

Palazzo Butera Palermo
Der renovierte Palazzo Butera ist jetzt auch Residenz für Schweizer Künstlerinnen und Künstler. swissinfo.ch

Mit einer Ausstellung des Zürcher Künstlerduos Rico Scagliola und Michael Meier und der Lancierung eines Residenzprogramms will die Schweizer Institution die Erneuerung des künstlerischen und kulturellen Lebens der sizilianischen Hauptstadt unterstützen.

Nach der aktiven Teilnahme an der Wander-Kunstbiennale Manifesta12Externer Link sind die Direktorin des Schweizer Instituts in RomExterner Link, Joëlle Comé, und der Künstlerische Leiter Samuel Gross wieder in Palermo. 

Ihr Ziel: Sie wollen im kulturellen Panorama der Stadt, die zu neuer Blüte erwacht, eine wichtige Rolle spielen. «Wir waren beeindruckt von dem, was wir letztes Jahr hier gesehen haben. Palermo hat einen unglaublichen Aufstieg in der internationalen zeitgenössischen Kunstszene erlebt», sagt Samuel Gross.

Es ist daher kein Zufall, dass er beschlossen hat, die erste grosse VideoausstellungExterner Link des Schweizer Duos Rico Scagliola und Michael Meier, die zu den Gewinnern der Swiss Art Awards 2018 gehören, im Palazzo Ziino zu organisieren, einem der Hotspots des Kulturleben Palermos.

Für diese Ausstellung produzierten die beiden Künstler Forte nella diversità / Fabulously antifascist» (2019): Zwei Videoarbeiten, die eine Parallele schaffen zwischen der Gay-Pride-Parade in Zürich und der Gay-Pride-Parade in Palermo, indem sie Orte und Klangstrukturen mischen. Das Werk reiht sich ein in die Kontinuität der Arbeit der beiden Künstler, die sich seit Beginn ihrer Zusammenarbeit als Duo mit dem Konzept der Identität auseinandersetzen.


Das künstlerische Aufblühen Palermos veranlasste das Schweizer Institut dazu, sich mit der Schaffung eines neuen Residenzprogramms stärker in der Stadt zu verankern. Unter dem Titel Palermo CallingExterner Link wurde der dreimonatige Werkstattaufenthalt von September bis November dieses Jahres erstmals vergeben. Das Programm in Sizilien ergänzt die Kunst- und Forschungsresidenzen des Schweizer Instituts in Rom und Mailand.

Der Werkstattaufenthalt dauert weniger lang als jene in Rom oder Mailand, das Projekt ist aber in einem der interessantesten Orte Palermos untergebracht, im Palazzo Butera. Dieser historische Palast aus dem 17. Jahrhundert wurde jüngst zu neuem Leben erweckt, dank dem Kunstmäzenen-Ehepaar Francesca und Massimo Valsecchi aus der Lombardei, die das Gebäude gekauft und vollständig renoviert haben.

Als Symbol des kulturellen Frühlings in der Stadt soll dieser Ort zu einem Treffpunkt für unterschiedlichste internationale kulturelle Akteurinnen und Akteure in der arabisch-normannischen sizilianischen Hauptstadt werden. Während drei Monaten ist der Palazzo Butera nun das Zuhause von Yasmine HugonnetExterner Link und Jasmine Keller, den ersten Schweizer Artists in Residence im Rahmen von Palermo Calling.

Die Choreographin und Tänzerin Yasmine Hugonnet ist in der Schweiz für ihre choreographischen Kreationen bekannt, die sie vor allem für das Théâtre de Vidy in Lausanne schuf. 2009 gründete sie ihr Unternehmen «Arts mouvementés», das in Partnerschaft mit der Stadt Lausanne arbeitet.

Zurzeit bereitet sie ihr neues Projekt «7 Winters» vor, das die Saison des Théâtre de Vidy im September 2020 eröffnen wird. Diese Arbeit wird auf einer Reflexion über die Wechselseitigkeit von Bewegungen und den verschiedenen Bedeutungen basieren, die diese Wiederholungen nach sie ziehen können.

Daneben nutzt sie die Gelegenheit, zu entspannen und die Stadt mit ihrer Mitbewohnerin Jasmine Keller zu entdecken.

Die junge Schriftstellerin kam ihrerseits mit dem Wunsch nach Palermo, ihren Roman in Sizilien anzusiedeln; sie scheint in dieser Stadt mit ihrem mysteriösen und rauen Charme rasch Inspiration gefunden zu haben. Mit ihrem akademischen Hintergrund in deutscher Literaturtheorie hatte sie zunächst in Betracht gezogen, eine Doktorarbeit zum Mythos Narziss in Angriff zu nehmen. Schliesslich aber folgte sie ihrem Instinkt, der sie zum erzählerischen Schreiben drängte.

So arbeitet sie nun in den Hallen des Palazzo Butera an einem in die heutige Zeit übertragenen Abenteuer über diesen griechischen Mythos. Umgeben von alten Mauern, die von ihren eigenen Legenden zeugen.

(Übertragung aus dem Französischen: Rita Emch)

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