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Schweizer Schulen im Ausland sorgen sich ums Geld

Cervelat bräteln an der Schweizer Schule im brasilianischen Sao Paulo. Ecole Suisse

Bei dem jährlichen Treffen der 17 Leiter der Schweizer Schulen im Ausland in Freiburg standen die Qualität der Schulen und die finanziellen Perspektiven im Vordergrund. Für die Finanzen sei das Jahr 2009 entscheidend, hiess es.

Die Schweizer Schulen können – insbesondere bei grossen Infrastrukturausgaben – auf die Unterstützung von einem oder mehreren Partnerkantonen in der Schweiz zählen. Der Bund kommt für ungefähr 30% der Budgets der Schulen auf.

Diesbezüglich hat das Parlament positive Signale ausgesendet. Vergangenen Dezember wurde der Betrag an die Schweizer Schulen von 15 Millionen auf 20 Millionen Franken erhöht. Damit hat der Bund die rückläufige Tendenz der Jahre 2004 bis 2007 gestoppt.

Der Präsident des Komitees der Schweizer Schulen im Ausland, Derrick Widmer, freut sich über diese Entwicklung, ohne allerdings die Zukunft allzu rosig zu sehen.

«Wichtiges Jahr»

«Dieses Jahr wird ein wichtiges Jahr, denn in der Finanzkommission des Ständerates wurde im Mai eine Motion eingereicht, die den Gebrauch der zusätzlichen Gelder überprüft und die künftige Ausrichtung der Schule festlegt «, erklärte er.

Im Parlament hat dieses Thema Divergenzen hervorgerufen. «Einige Parlementarier haben einen eher engen Geist. Für sie zählt lediglich die Anzahl Schweizer Schüler in den Schulen», bedauerte am Donnerstag Thérèse Meyer, Delegierte der Christlichdemokratischen Volkspartei (CVP).

Zudem hat der Bundesrat die Auslandschweizerschulen in das Programm der Aufgabenüberprüfung aufgenommen. Dieses hat zum Ziel, Einsparungen vorzunehmen.
«Von uns wird also in nächster Zeit oft die Rede sein», so Widmer.

Für vier Jahre garantiert

Doch die Schweizer Schulen im Ausland haben auch Verbündete. Der CVP-Nationalrat Pius Segmüller hat vom Parlament verlangt, die finanzielle Hilfe des Bundes für vier Jahre zu garantieren.

«Es ist wichtig, dass der Bund seine Prioritäten klar und deutlich formuliert. Das Klima der Unsicherheit, das in den letzten Jahre herrschte, hat die Aufgaben der Schulleiter und der Lehrer nicht vereinfacht», sagte Paul Fink, der Verantwortliche für die Schweizerschulen im Ausland beim Bundesamt für Kultur (BAK). Das BAK gewährt die Subventionen.

Laut Toni Wunderlin, Leiter der Schweizer Schule in Barcelona, beeinflussen Katastrophenszenarien die Qualität der Arbeit. «Grössere Einsparungen hätten für uns bedeutet, dass wir grosse Einschnitte im gymnasialen Unterricht hätten vornehmen müssen. Auch hätten wir bei bei den Faktoren, die uns von anderen Privatschulen unterscheiden, eingebüsst», meinte er.

Freunde der Schweiz

Auch die Positionierung der Schulen auf dem Unterrichts-Markt des jeweiligen Landes war an der Konferenz der Leiter der Schweizer Schulen, die vom 1. bis 3. Juli in Freiburg stattfand, ein Thema.

Bernhard Beutler, Leiter der Auslandschweizerschule in Sao Paulo und Curitiba, hat sich für eine Zertifizierung seiner Schulen durch das internationale ISO-Label entschieden. «Viele Eltern, die ihre Kinder zu uns schicken, sind in der Unternehmenswelt tätig. Unsere Idee kommt ihnen entgegen.»

Nach Meinung mehrerer befragter Schulleiter, ist es nicht mehr möglich, im Ausland klassische Schweizer Schulen zu führen. Nur noch rund 25 Prozent der Schülerinnen und Schüler stammen aus einer Schweizer Familie.

«Ursprünglich war die Idee, dass die Kinder von Schweizer Industriellen im Ausland ihre Ausbildung so weiterführen konnten wie im Ursprungsland», sagte Derrick Widmer. «Heute hat die Mobilität jedoch zugenommen. Die Kinder, die einmal Schweizer Schulen besucht haben, werden immer Freunde der Schweiz sein. In einer globalisierten Welt ist das wichtig.»

Carole Wälti, Freiburg, swissinfo.ch
(Übertragung aus dem Französischen: Eveline Kobler)

Die 17 Schweizer Schulen im Ausland sind auf vier Kontinente (Europa, Afrika, Asien und Süd- und Mittelamerika) verteilt.

Zur Zeit besuchen 6700 Kinder eine Schweizer Schule im Ausland, davon sind 1800 schweizerischer Nationalität.

Ungefähr 500 Lehrpersonen unterrichten an diesen Schulen. Die Hälfte davon hat einen Schweizer Pass.

Die zwei neuesten Gründungen von Schweizer Schulen sind jene von Cuernavaca und Querétro in Mexiko.

Für die Jahre 2008 bis 2011 beteiligt sich der Bund mit 20 Millionen Franken pro Jahr an den Schweizer Schulen im Ausland.

Ursprung: Die Schweizer Schulen im Ausland wurden von Schweizer Kolonien gegründet.

Schweizer Pass: Der Anteil der Schülerinnen und Schüler schweizerischer Nationalität ist per Gesetz geregelt: An den kleinen Schulen muss er mindestens 30 Prozent betragen, an den grösseren Schulen 20 Prozent.

Deutsch: Der grösste Teil der Schweizer Schulen im Ausland sind deutschsprachig. Als Zweitsprachen werden Englisch und die Sprache des jeweilgen Landes vermittelt.

Schulgelder: Alle Schweizer Schulen im Ausland verlangen Schulgeld sowohl von Schweizer Eltern als auch von Eltern aus dem Gastland. Die Kinder von Schweizerinnen und Schweizern können in gewissen Fällen vom Schulgeld befreit werden.

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