Schweizer Wein zu Ehren von James Joyce
Ein führender Schweizer Weinproduzent zollt dem irischen Schriftsteller James Joyce, der mehrere Jahre in Zürich lebte, einzigartigen Tribut.
Provins Valais lancierte im vergangenen April die Rot- und Weissweine «Cuvée James Joyce» – zum 100. Jahrestag des Joyce-Klassikers «Ulysses».
Am 16. Juni 1904 streifen Stephen Dedalus und Leopold Bloom – die beiden Helden im Roman «Ulysses» von James Joyce – durch Dublin.
Seither wird der so genannte Bloomsday von Joyce-Liebhabern weltweit gefeiert – in diesem Jahr zum 100. Mal.
Ulysses lässt nicht zu, dass seine Leser Dublin vergessen. Deshalb hat Provins Valais die Stadt für seine erste Lieferung von «Cuvée James Joyce» auserkoren.
Wie Claude Dizerens, zuständig für den Export, gegenüber swissinfo sagte, will der Weinproduzent eine neue Gruppe anspruchsvoller Konsumenten versorgen, welche exotischere Produkte als Whiskey oder Guinness-Bier wünschen, um ihren Durst zu stillen.
Walliser Idee stösst auf Widerstand
«Cuvée James Joyce» bietet Fendant aus Sitten an, einen fruchtigen Weisswein aus Chasselas-Trauben, die auf den steilen Terrassen des Unterwallis wachsen, sowie den roten Sittener Dôle, aus Pinot Noir- und Gamay-Trauben.
Pro Flasche bezahlt man rund 11 Euro oder 17 Franken.
Vor Produktions-Beginn wurde die Idee von irischen Anwälten geprüft, um sicherzustellen, dass kein Urheberrecht verletzt wird.
Dies hinderte den prozesssüchtigen Verwalter des Joyce-Nachlasses, Stephen Joyce, Grosssohn des Autors, allerdings nicht daran, den Export-Plänen einen Strich durch die Rechnung ziehen zu wollen.
Nachdem bereits 18’000 Flaschen auf die Grüne Insel geliefert worden waren, erreichte Joyce bei einem Schweizer Gericht eine Verfügung, die weitere Exporte blockierte. Provins Valais klagte darauf auf Schadenersatz.
Anfang Juni wurde die vorläufige Verfügung aufgehoben. Dem einzigen Joyce-Erben bleiben lediglich 30 Tage Zeit, um dagegen Einspruch zu erheben.
Kein Gag
Dizerens, Export-Verantwortlicher von Provins Valais, stiess auf James Joyce, weil der Autor eine enge Beziehung zur Schweiz hatte.
Zudem bestätigt er, dass es sich bei dieser speziellen Etikette nicht um einen billigen Gag handle.
«Wir hatten weder die Absicht, den Namen James Joyce zu entehren noch die Namen seiner Nachkommen», erklärte er.
«Wir hoffen, dass unser Produkt Weintrinker dazu ermutigen wird, sich den enormen literarischen Beitrag von Joyce etwas näher anzuschauen.»
Provins Valais will weitere 35’000 Flaschen dieses speziellen Jahrgangs nach Irland ausführen, wenn Stephen Joyce dem Unternehmen nicht einen weiteren Knüppel zwischen die Beine wirft.
Joyce› Lieblingsgetränk
James Joyce schrieb einen grossen Teil von «Ulysses» sowie den Schluss von «Finnegans Wake» in Zürich, bevor er 1941 dort starb.
Absinth war sein liebstes Getränk. Seine Frau konnte ihn jedoch davon überzeugen, damit aufzuhören und sich etwas weniger Starkes zu Gemüte zu führen.
Während einer der häufigen Wein-Degustationen in seiner Zürcher Wohnung entdeckte Joyce den Fendant aus Sitten, den er in seiner unnachahmbaren Art mit dem «Urin einer Adligen» verglich.
Seither ist der Wein als «Archduchess» bekannt und wird in «Finnegans Wake» als solcher zelebriert.
Joyce selber wurde nie zum Weinkenner, für den er sich selber allerdings hielt. Weine bereiteten ihm aber Sinnesfreuden, und so soll er einmal gesagt haben: «Ich möchte gerne sieben Zungen haben und sie (die Weine) alle auf einmal heruntergiessen.»
swissinfo, Julie Hunt
(Übertragung aus dem Englischen: Gaby Ochsenbein)
James Joyce kam 1904 nach Zürich, um als Lehrer zu arbeiten.
Als dies nicht klappte, reiste er nach Italien weiter, bevor er 1915 wieder in die Schweiz kam.
Zwischen 1915 und 1919 lebte Joyce in Zürich und schrieb einen grossen Teil von «Ulysses».
Am 13. Januar 1941 starb Joyce – in Zürich, wo auch sein Grab liegt.
Ein Walliser Weinproduzent ehrt den 100. Jahrestag der Publikation des Joyce-Klassikers «Ulysses» mit einer «Cuvée James Joyce».
Auf die «Bloomsday»-Feierlichkeiten in Dublin vom Juni wurde der edle Saft nach Irland exportiert.
Der letzte Nachkomme von James Joyce versucht, den weiteren Export des Weines auf gerichtlichem Weg zu stoppen.
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