Schweizerisch-südafrikanisches Kultur-Netzwerk
Die Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia setzt sich seit der Demokratisierung Südafrikas für einen verstärkten wechselseitigen Kulturaustausch zwischen der Schweiz und dem südlichen Afrika ein.
Dazu führt sie seit 1998 ein kleines Verbindungsbüro vor Ort.
«Aller Anfang ist schwer, aber heute haben wir es geschafft», sagt Mirjam Asmal, Leiterin des Pro-Helvetia-Verbindungsbüros im Herzen von Kapstadt. Physisch mit dem dortigen Schweizer Konsulat verbunden, arbeitet das Büro eng zusammen mit den diplomatischen Vertretern, unter Beibehaltung seiner Programmations-Unabhängigkeit.
Das Hauptziel der südafrikanischen Aussenstelle ist es, den Austausch zwischen schweizerischen und südafrikanischen Persönlichkeiten und Institutionen im kulturellen Bereich zu fördern. «Zu Beginn war das ein schwieriges Unterfangen, weil südafrikanischen Künstlerinnen und Künstlern aus finanziellen Gründen oft die notwendige Infrastruktur fehlt», so Mirjam Asmal zu swissinfo.
1999 habe sich die Situation verbessert, weil Pro Helvetia Südafrika vom Kooperationsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Pretoria ein Mandat zur Unterstützung der lokalen Kultur-Infrastruktur erhalten habe.
Pro Helvetia ist bekannt
Die Bilanz der sechsjährigen Pro-Helvetia-Tätigkeit in Südafrika fällt für die Leiterin des Verbindungsbüros positiv aus. «Jetzt sind wir im Land bekannt. Jährlich wenden sich 150 bis 200 Kulturschaffende an uns, die entweder lokale Unterstützung suchen oder an einem Austauschprojekt mit der Schweiz interessiert sind.»
«Mittlerweile gibt es regelmässige Projekte, und es ist ein dichtes Netzwerk von Künstlerinnen und Künstler aus beiden Ländern entstanden. Eines Tages wird es uns hier nicht mehr brauchen», so Asmal. Ein Problem bleibe jedoch: das fehlende Geld für Kulturprojekte.
Es gibt nicht nur Austauschprojekte, sondern auch gemeinsame schweizerisch-südafrikanische Produktionen und Auftritte sowohl in Südafrika als auch in der Schweiz. Solche Veranstaltungen bezeichnet Mirjam Asmal als «la crème de la crème».
Highlight in der Schweiz
Das Highlight im Jahr 2004 ist die Jubiläumsfeier «10 Jahre Neues Südafrika». In Zusammenarbeit mit der südafrikanischen Botschaft in Bern hat das Pro-Helvetia-Verbindungsbüro in Kapstadt ein Kulturprogramm gestaltet und koordiniert.
Kulturschaffende aus dem südlichen Afrika erhalten die Gelegenheit, der Schweiz das neue Südafrika im kulturellen Dialog näher zu bringen. Als Hauptveranstaltung dazu findet im Herbst das Festival «Südafrikanische Zeitgenössische Kunst» im Schlachthaus Bern statt. «Es ist der grösste südafrikanische Kultur-Auftritt in der Schweiz. Bisher traten vor allem Schweizer Kulturschaffende in Südafrika auf», erklärt Mirjam Asmal.
«Visions of Paradise»
Ein weiteres Event in diesem Jahr ist eine Ausstellung mit schweizerischer und südafrikanischer zeitgenössischer visueller Kunst: «Visions of Paradise». Kuratorin der Ausstellung in der Joao Ferreira Gallery in Kapstadt ist Karin Frei aus Zürich. Sie erhielt letztes Jahr ein Stipendium von Pro Helvetia, um in Südafrika für das Projekt zu recherchieren.
«Ich habe Künstlerinnen und Künstler aus der Schweiz und Südafrika um ihre Visionen in Sachen Paradies-Vorstellungen gebeten», sagt Karin Frei gegenüber swissinfo. «Was man in der Ausstellung jetzt sehen kann, ist ein Querschnitt durch Kunst, Architektur, Design, soziales Netzwerk. Es sind private Zukunfts-Visionen der Künstler, im Endeffekt ein sehr sozialpolitisches Ding.»
Die Schweizer Kuratorin machte sich im letzten Jahr während drei Monaten ein Bild vor Ort von der südafrikanischen Kulturszene. «Es war mir auch wichtig, die Ausstellung hier in Südafrika zu starten, damit die Leute von hier die Kombination von europäischen und südafrikanischen Kunstschaffenden mit eigenen Augen sehen können», so Frei.
Interessierte Besucher
«Visions of Paradise» werde von vielen Leuten besucht, erklärt die Kuratorin. Sie habe auch schon eine Führung durch die Ausstellung gemacht. Die Besucher seien sehr interessiert und das Echo positiv gewesen. Auch die Presse habe positiv reagiert.
Zudem sei auch eine Diskussions-Veranstaltung zum Thema «Visionen zum Paradies» durchgeführt worden. Die einheimische Kunstszene habe sich dabei, von der Ausstellung ausgehend, zum Thema Kulturaustausch in einer globalisierten Welt geäussert.
«Visions of Paradise» wird auch in Europa zu sehen sein, zuerst in Frankreich. Wo und wann die Ausstellung in der Schweiz gezeigt wird, ist laut Kuratorin Karin Frei noch nicht definitiv entschieden.
Blick in die Zukunft
Als nächstes Ziel hat sich Pro Helvetia Südafrika vorgenommen, mehr in die Regionen zu gehen. Eigentlich sei von Anfang an klar gewesen, dass das Verbindungsbüro die ganze Region des südlichen Afrikas abdecken sollte. Weil der Sitz aber in Südafrika ist, sei man bisher nur hier aktiv gewesen, sagt die Leiterin.
Jetzt habe auch die DEZA beschlossen, ihre Tätigkeit mehr in die Region auszudehnen. Diesem Schritt folge nun auch Pro Helvetia. Laut Mirjam Asmal ist für 2005 ein Abkommen geplant, wonach das Verbindungsbüro in Nachbarländern wie Mozambique, Angola und vielleicht auch Simbabwe aktiv werden soll.
swissinfo, Jean-Michel Berthoud, Kapstadt
1998: Eröffnung des Pro-Helvetia-Verbindungsbüros in Kapstadt
Office Manager: Mirjam Asmal
Office administrator: Janine Dreyer
Project administrator: Colin Miller
Pro Helvetia Liaison Office South Africa ist eine der jüngsten Antennen der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia im Ausland. Sie wurde vor knapp über sechs Jahren in Kapstadt eröffnet und bildet neben Kairo die zweite Vertretung von Pro Helvetia auf dem afrikanischen Kontinent.
Beim Aufbau des Regionalbüros konnte von den Erfahrungen mit den Antennen in Mittelosteuropa profitiert werden. Das nun in Südafrika erprobte, leichte und mobile Modell soll seinerseits Rückwirkungen auf die Funktionsweise der anderen Aussenstellen haben.
Pro Helvetia Südafrika arbeitet eng mit der diplomatischen Vertretung der Schweiz zusammen. Parallel zum Kooperationsbüro der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) will Pro Helvetia ihre Aktivitäten in die Nachbarländer Südafrikas ausdehnen.
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