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«Die Tradition der Adventskrippen in der Schweiz ist sehr alt und tief verwurzelt»

Blick auf die Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.
Blick auf die Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich. Musée national suisse

Im Dezember schmücken Krippen die Wohn- und Kinderzimmer von Millionen von Häusern auf der ganzen Welt. Auch in der Schweiz ist diese Tradition noch sehr lebendig. Dieses Jahr widmet das Schweizerische Landesmuseum eine Ausstellung der lokalen Produktion von Krippen.

Seit einigen Jahren zeigt das Schweizerische Landesmuseum in Zürich jeweils in der Adventszeit eine Ausstellung über Krippen. Es präsentiert der Öffentlichkeit die Vielfalt der Formen, die diese Weihnachtstradition in der ganzen Welt annimmt.

Dieses Jahr widmet das Nationalmuseum die Ausstellung dem lokalen Schaffen. Bis zum 10. Januar hat das Publikum die Gelegenheit, 25 Krippen aus der Schweiz zu entdecken.

Besonderes Augenmerk wird Krippen aus Frauenklöstern gewidmet. Ebenfalls zu sehen sind historische Adventskalender, von denen die meisten von berühmten Illustratoren gestaltet wurden.

Laut der Kuratorin Andrea Franzen ist die alte Tradition der Krippen in unserer modernen Welt immer noch aktuell.

Crèche
Die von Nonnen angefertigten Krippen werden oft in Vitrinen ausgestellt. Ihre Wachsfiguren stellen die Geburt Christi oder das Jesuskind dar. Dieses Modell stammt aus dem Frauenkloster in Hermetschwil (Aargau), 18. Jahrhundert. Musée national suisse

swissinfo.ch: Wann haben Krippen Einzug in Schweizer Wohnungen gehalten?

Andrea Franzen: Die Geburt Jesu wird seit dem 17. Jahrhundert mit Figurinen dargestellt. Diese handgefertigten Figuren waren teuer, weshalb man Krippen hauptsächlich in Kirchen und in den Häusern wohlhabender Familien fand.

Ende des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich Papierkrippen für den privaten Gebrauch. Diese hatten den Vorteil, dass sie billig und leicht auf- und abzubauen waren. Der niedrigere Preis und die Handlichkeit trugen zur Verbreitung der Krippen in breitere Bevölkerungsschichten bei.

Crèche en papier
Faltbare Krippe aus Karton und Papier mit Wintermotiven, hergestellt in den 1920er-Jahren in der Schweiz oder in Deutschland. Musée national suisse

Sind Schweizer Krippen anders oder besonders im Vergleich zu denen in anderen Ländern?

Die antiken Figuren aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind bekleidet und die abnehmbaren Gliedmassen aus Wachs oder Holz geschnitzt. Die Struktur besteht aus Holz oder Draht und ist in Leinenstreifen gewickelt. All das entspricht einer typischen süddeutschen Machart, einem Kulturraum, dem die Schweiz in vielerlei Hinsicht sehr nahe steht.

Die aus Lindenholz gefertigten Krippen aus dem Berner Oberland sind charakteristisch für die Schweiz. Brienz ist seit dem 19. Jahrhundert ein Zentrum der Holzschnitzerei. Die berühmtesten Bildhauer sind Hans Huggler-Wyss und Paul Zumstein. Im Jahr 1900 gründete Hans Huggler-Wyss in Brienz eine Firma, die bis heute sehr erfolgreich ist. Sie stellte 1915 die ersten handgeschnitzten Figuren her, die in der Schweiz serienmässig hergestellt wurden.

Aus Ton modellierte Krippenfiguren, wie in Italien, kennt man in der Schweiz erst ab Ende des 18. und vor allem im 19. Jahrhundert.

Figurines en argile de Marie, un berger et Jésus
Tonfiguren von Maria mit dem Jesuskind und einem Hirten. Diese Stücke wurden um 1820 in Einsiedeln (Schwyz) hergestellt. Musée national suisse

Wie schätzen Sie die Beliebtheit von Krippen heutzutage ein? Geht die Tradition verloren oder bleibt sie lebendig?

Die Tradition der Krippen ist vielerorts noch weit verbreitet. Das Tessin, das dem benachbarten Italien nahe ist, hat zum Beispiel eine ausgeprägte Krippenkultur mit der Einrichtung von Freiluftkrippen und der Schaffung von Krippenkomplexen.

Darüber hinaus sind die geschnitzten Figuren und Krippen der Huggler Holzbildhauerei AG nach wie vor sehr beliebt. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass bei der jüngeren Generation die Tradition der Adventskalender heute vielleicht beliebter ist als die Installation von Krippen.

Ancien calendrier de l Avent
«Zum Reich des Jesuskindes»: Adventskalender, hergestellt um 1910. Musée national suisse

In den letzten Jahren gab es eine Kontroverse über Krippen im öffentlichen Raum. Gibt es in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft noch Platz für Krippen ausserhalb von Kirchen und Wohnungen?

Meiner Meinung nach sollten Projekte im öffentlichen Raum immer die Ideen und Meinungen möglichst vieler verschiedener Menschen widerspiegeln – unabhängig von ihrer Religion. Die Tradition des Krippenbaus in der Schweiz ist sehr alt und tief verwurzelt, sie ist also durchaus gerechtfertigt.

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Sibilla Bondolfi

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