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Seerosen im Frühling

Trotz modernen Bildern steht Monet im Zentrum der Ausstellung in Riehen. Keystone Archive

Die Fondation Beyeler zeigt "Claude Monet ... bis zum digitalen Impressionismus". Monets lichte Seerosen und Pipilotti Rists bunte Unterwasserwelt auf Video.

Nach «Cézanne und die Moderne» im Jahre 1999 und «Ornamente und Abstraktion» 2001 setzt die Fondation Beyelerin Riehen bei Basel erneut auf das Ausstellungskonzept der Seelenverwandtschaft. Und der Erfolg ist so sicher wie Monets Bilder impressionistisch sind.

Dem Werk Monets, mit über 40 Meisterwerken präsent, stellen die Ausstellungsmacher rund 80 Werke verwandter Seelen wie Sam Francis, Mark Rothko, Gerhard Richter, Cy Twombly gegenüber. Überwiegend Malerei aus der Nachkriegsmoderne, der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Im Untergeschoss wird es noch moderner. Hier zeigt ein spezieller Ausstellungsteil die malerischen Errungenschaften des Impressionismus im Medium der aktuellen Video- und Computerkunst und wagt damit den Schritt ins 21. Jahrhundert.

Zürcher und Basler Seerosen-Panorama

Im Mittelpunkt steht aber unzweifelhaft Monet. Des Meisters Spätwerk wurde lange Zeit missachtet und ist beinahe in Vergessenheit geraten. Die bewegten aufgelösten Oberflächen stehen für Natur und eine gesuchte Verschmelzung mit ihr.

Im grossen Saal des Erweiterungsbaus begegnen sich erstmalig das Zürcher und das Basler Seerosen-Panorama. Die Besucher stehen inmitten der Wasserlandschaft.

Renzo Pianos wunderbarer Museumsbau spielt einmal mehr seine überragenden Qualitäten aus, lässt mit seinen grossen Fenstern die Natur hinein und die Bilder hinaus wachsen. Draussen drängt der Lenz, es blüht und grünt in zarten Farben, drinnen wiegen Seerosen im Frühling.

Serielles Kunstwerk

Nebst den Nymphen, Glyzinien, Wolken und Wasserlandschaften lädt auch Monets weiteres serielles Kunstwerk «Cathédrales» zur Betrachtung ein. Die Kathedrale von Rouen: Das sind dreissig Werke Monets, gemalt in den Monaten Februar bis

Direkten Bezug auf diese Werkgruppe nahm der Pop-Art Künstler Roy Lichtenstein. Er rasterte die monetschen Kathedralen 1969, wechselte die Farben, die Perspektive und gelangte wieder zur Serie. Andy Warhol, König der Reproduktion und Serien, ist mit seinem «Flowers» (1964) ebenfalls präsent.

Denkarbeit der Betrachtenden

«Was hat das alles mit Monet zu tun?» wird sicher eine der meistgestellten Fragen während dieser Ausstellung sein. In der Tat, die Ausstellung verlangt auch eine Denkleistung. Nebst dem Genuss all der Werke ist der schnelle, einfache Zugang, die Seelenverwandtschaft nicht immer sofort ersichtlich. Das ist gut so. Kunst boomt, soll und muss wieder vermehrt zum Denken anregen.

Ein Anspruch, den die Ausstellung in Basel einlöst. Spätestens in Pipilotti Rists wandfüllender Videoinstallation «Sip My Ocean» (1996) tauchen wir ab in eine verspielt-sinnlich-erotischen Unterwasserwelt, musikalisch eingelullt von Wicked Games», einer Liebesballade. Man schaut und hört und fühlt sich wohl und lässt sich treiben. Zwischen Korallen und Seegras, zwischen Haut und Haar tauchen, in der Erinnerung, Monets Seerosen auf.

Brigitta Javurek

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