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Seit einem Jahrhundert im Dienst der Heimat

Im Tessiner Valle Bavona unterstützt der Heimatschutz die Rettung einer einzigartigen alpinen Kulturlandschaft. Heimatschutz Svizzera

Der Schweizer Heimatschutz hat am Samstag seinen 100. Geburtstag gefeiert - in einer leer stehenden Schuhfabrik.

Überrissene Tourismus- und Stausee-Projekte und die darauffolgende Welle von Abbrüchen historischer Bauten hatte 1905 zur Gründung des Vereins geführt.

Den Ort des Festaktes hat der Schweizer Heimatschutz (SHS) mit Bedacht gewählt. Die ehemalige Schuhfabrik Hug in Dulliken, ein 80 Meter langer, lindengrüner Bau aus den 30er-Jahren, ist laut SHS einer der wichtigsten Zeugen des «Neuen Bauens» im Kanton Solothurn.

Die Fabrik, deren Zukunft nach wie vor ungewiss sei, werde durch das Jubiläumsfest für einen Tag wiederbelebt, schreibt der SHS weiter. Zugleich weise der Ort auf das Kernanliegen des Heimatschutzes hin: die Rettung bedrohter Baudenkmäler. Zu denen zählen nicht nur Schlösser, herrschaftliche Bauten und Bauernhäuser, sondern auch sogenannte Industrie-Brachen.

Wichtig sei der SHS auch im Kampf gegen den ungebremsten Bodenverbrauch und gegen die Zerstörung wertvoller Landschaften, sagte SHS-Präsident Caspar Hürlimann in seiner Festrede. Den Schweizer Heimatschutz brauche es auch in den nächsten 100 Jahren als unabhängige Ergänzung zu den Behörden. Noch im Jubliäumsjahr will der SHS deshalb ein Zentrum für Baukultur gründen.

Ehrengast Jean-Frédéric Jauslin, Direktor des Bundesamts für Kultur (BAK), würdigte in seiner Rede insbesondere das Engagement des Heimatschutzes für die Baukultur des 20. Jahrhunderts. Als wichtigste beschwerde-berechtigte Organisation erfülle der SHS im Bereich des Kulturgüterschutzes eine unerlässliche Aufgabe.

Weitere wichtige Anlässe im Jubiläumsjahr sind nach dem Geburtstagsfest eine Wander- und eine Fotoausstellung sowie die Verleihung des diesjährigen Wakker-preises an die SBB am kommenden 20. August. Vom 7. bis 10. September organisiert der SHS zudem eine Europäische Tagung für Nichtregierungs-Organisationen (NGO) aus dem Bereich Baukultur und Heimatschutz. Das Jubiläumsjahr besiegeln wird am 1. Dezember eine Tagung zum Thema «Denkmalerhaltung der Zukunft».

Älteste nationale Umweltorganisation

1905 gründeten in Bern rund 100 Personen die Schweizerische Vereinigung für Heimatschutz, eigenen Angaben zufolge die älteste nationale Umweltorganisation. Seither hat der Heimatschutz die Geschichte der Kulturgütererhaltung sowie des Heimat- und Naturschutzes massgebend mitgeprägt.

In den ersten Jahrzehnten kämpfte der SHS hauptsächlich gegen überrissene Tourismus- und Stauseeprojekte und für die Erhaltung wertvoller Landschaften sowie Kulturgüter.

Dank seines Engagements konnten unter anderen die Oberengadiner Seenlandschaft, das Schloss Chillon oder die Solothurner Befestigungsanlage gerettet werden.

Schoggitaler und Wakker-Preis

Heute zählt der SHS rund 17’000 Mitglieder in 25 Sektionen. Er setzt sich für den Erhalt und die Weiterentwicklung von Baudenkmälern ein und fördert die gute Gestaltung bei Neubauten. Zudem sensibilisiert er die Bevölkerung für die Schätze der Schweizer Baukultur.

Bekannt ist der Heimatschutz aber vor allem durch den jährlichen Verkauf von Schoggitalern und seit 1972 durch der Verleihung des Wakker-Preises. Mit dem Preis zeichnet der Heimatschutz jedes Jahr eine politische Gemeinde aus, die sich besonders um den Erhalt und die Weiterentwicklung ihres Ortsbildes bemüht. Dieses Jahr wird erstmals ein Betrieb der öffentlichen Hand ausgezeichnet: die SBB.

swissinfo und Agenturen

Der Heimatschutz wurde 1905 als Verein gegründet. Heute zählt er 17’000 Mitglieder in 25 kantonalen Sektionen.

Im Gegensatz zur Denkmalpflege, die auf der staatlichen Verwaltungsebene operiert, handelt es sich beim Heimatschutz um eine private Organisation mit einem Beschwerderecht.

Der Heimatschutz engagiert sich für die Erhaltung historisch wertvoller Bauten und fördert die qualitätsvolle Gestaltung neuer Bauten.

Besonders gelungene, architektonische und planerische Interventionen zeichnet der Heimatschutz jedes Jahr mit drei Preisen aus: Wakker-Preis, Heimatschutz-Preis und Schulthess-Gartenpreis.

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