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Sensationeller Erfolg für das Zentrum Paul Klee

Publikumsandrang vor dem Klee-Zentrum seit dem Tag der Eröffnung vor einem Jahr. Keystone

Hunderttausende haben das Zentrum Paul Klee (ZPK) in Bern bereits besucht. Der Publikumsansturm im ersten Jahr hat alle Erwartungen übertroffen.

Auch finanziell schliesst das erste Betriebsjahr mit einem Gewinn. Dennoch verlangt das ZPK mehr öffentliche Gelder für die kommenden Jahre.

Monument im Fruchtland 3: An diese Adresse sind im vergangenen Jahr 300’000 Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland gepilgert. Schon allein der Museumsbau des Stararchitekten Renzo Piano, eine Landschaftsskulptur, die sich wellenförmig in die hügelige Umgebung einfügt, ist eine Attraktion.

Ausserdem ist es dem Museum, das mit über 4000 Werken von Paul Klee die weltweit bedeutendste monografische Kunstsammlung beherbergt, gelungen, den Künstler auch als Dichter, Musiker und Philosophen zu präsentieren.

Sonderausstellungen – zur Zeit Werke von Max Beckmann – setzen Paul Klee in Dialog mit zeitgenössischen Künstlern oder modernen künstlerischen Positionen.

Brückenschlag zwischen Malerei, Musik und Poesie

Glücklich über das grosse Publikumsinteresse am ZPK ist insbesondere dessen Direktor Andreas Marti. «Der Erfolg hat uns tatsächlich überrascht – gleichzeitig aber auch bestätigt», sagt er gegenüber swissinfo.

Die Grundidee des ZPK, nämlich ein Kulturzentrum und nicht nur ein Museum zu sein, habe offenbar funktioniert und sei beim Publikum angekommen, zeigt sich Marti befriedigt.

«Wir wollen Klee in seiner ganzen Vielseitigkeit darstellen, also auch die Musikalität und Poesie seiner Bilder hervorheben, den Künstler auch als Kunsttheoretiker und Lehrer, sein Verhältnis zu Oper und Theater beleuchten – kurz: wir versuchen, einen interdisziplinären Brückenschlag zu machen», sagt Marti.

Klee-Zentrum will Nachsubventionierung

Wegen des grossen Besucherandrangs wurde das erste Betriebsjahr auch finanziell zum Erfolg. Fast 900’000 Franken beträgt der vom ZPK erwirtschaftete Jahresgewinn.

Dies könnte sich allerdings bald ändern, befürchtet Andreas Marti: «Der Neuigkeits-Bonus klingt ab.» Bei einem Einzugsgebiet von der Grösse der Region Bern könne man längerfristig nicht mit mehr als 150’000 Personen im Jahr rechnen. «Die Besucherzahlen werden markant sinken, doch den Betrieb kann man nicht wesentlich schlanker machen.»

Wechselausstellungen, thematische Musik-, Theater- und Tanzveranstaltungen sollen den potentiellen Besucherkreis in der Region Bern zu wiederholten Besuchen animieren, doch sind gerade Wechselausstellungen ziemlich teuer.

Weil bei sinkenden Einnahmen durch Eintritte die Betriebskosten praktisch gleich blieben, brauche das Zentrum Paul Klee mehr Geld durch öffentliche Subventionen. Deshalb haben die Verantwortlichen ein Gesuch um Nachsubventionierung von je einer Million Franken für 2006 und 2007 bei Stadt und Kanton Bern gestellt.

Möglichst viele Eingangspforten

Andreas Marti, der als Gründungsdirektor die Geschicke des Zentrums Paul Klee schon seit der Planungs- und Bauphase mitbestimmte, geht auf Ende Jahr in Pension. Zum Nachfolger wählte der Stiftungsrat des ZPK den 37-jährigen Juri Steiner, einen Ausstellungsmacher mit Expo-Erfahrung.

Auf die Frage, was er seinem Nachfolger ans Herz legen möchte, sagt Marti ohne zu Zögern: «Den Zentrumsgedanken.»

«Ein monografisches Museum wie das ZPK darf sich nicht auf die bildende Kunst beschränken», ist Marti überzeugt. «Entscheidend ist, möglichst viele Eingangspforten zur Kunst von Paul Klee zu öffnen, sei es über die Musik, das Theater, den Tanz oder die Didaktik.»

swissinfo, Susanne Schanda

In der Schweizer Museumslandschaft kommt dem Zentrum Paul Klee eine Sonderstellung zu.

Es ist eines der wenigen Museen, die monografisch ausgerichtet, also ganz einem einzigen Künstler gewidmet sind.

Es enthält rund 4000 Werke von Paul Klee (40% seines Lebenswerks) und ist damit die weltweit bedeutendste Sammlung von Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen des Künstlers.

Das Berner Mäzenaten-Paar Maurice E. und Martha Müller gab mit seiner Schenkung von 30 Mio. Fr. und Landparzellen im Wert von 10 Mio. Fr. den Anstoss zum ZPK in seiner heutigen Form. Sie wählten auch den italienischen Stararchitekten Renzo Piano für den Bau.

Am 20. Juni 2005 wurde das Zentrum Paul Klee (ZPK) im Schöngrün-Areal im Osten von Bern eröffnet.
Der 125 Mio. Fr. teure Bau wurde mit privaten Mitteln (Mäzene, Sponsoren, Lotteriefonds des Kantons Bern) realisiert.
Im Geschäftsjahr 2005 (Juni-Dezember) betrug der Aufwand 8,9 Mio. Fr., der Gewinn 880’000 Fr.
Für das Jahr 2006 wird mit einem Defizit von 1,5 Mio. Fr. gerechnet.
Jährliche Subvention: 5 Mio. Fr.

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