Solothurner Filmtage weiter auf Erfolgskurs
Mit einem Zuschauerplus und einem rundum zufriedenen Publikum war die 38. Ausgabe der Filmtage erneut ein Grosserfolg.
Eine Kurz-Retrospektive der Filmtage und einiger der gezeigten Werke.
Rund 40’000 Zuschauer und Zuschauerinnen waren es dieses Jahr, die nach Solothurn an die Filmtage pilgerten. Das sind mehr als 15% oder 6000 Personen mehr als im Vorjahr. Bereits in den ersten Festivaltagen mussten in den Kinos Besucher abgewiesen werden.
Filmtage-Direktor Ivo Kummer führt die grosse Zunahme auf das gute Wetter, die grössere Zahl von Schulklassen sowie die Vorverlegung der Eröffnung auf Montagabend zurück.
Gelungener Montag
Die neugestaltete Eröffnung mit einer polit-filmischen Rede von Bundesrat Moritz Leuenberger und einmal nicht mit einer Filmpremiere, sondern dem Filmprojekt «Pane per tutti» (Brot für alle) aus Rom inklusive Livemusik, waren ein gelungener Einstand. Das eigentliche Filmprogramm begann dann wie immer am Dienstagmittag und dauerte bis Sonntag.
Zu wenig Kino-Schaffen
Auf Kritik stiess der jeweils als Hauptereignis angepriesene Schweizer Filmpreis, für den die Filmtage bloss Gastgeber sind. Die Zeremonie geriet mit eineinhalb Stunden eher lang, und die Schauspielpreise an Darsteller in Fernsehrollen sowie der Hauptpreis an das No-Budget-Video «On dirait le sud» trugen kaum zum besseren Image des Schweizer Kinofilms bei.
Nichts für «Havanna»
Dass der seit langem erfolgreiche Kinofilm «Ernstfall in Havanna» von und mit Satire-Macher Viktor Giacobbo bei der Preisverleihung leer ausging, wird vom normalen Kinopublikum wohl kaum verstanden.
Die Organisatoren des als Promotionsanlass für den Schweizer Film gedachten Filmpreises müssen ihre Kriterien bei der Nominierung wie bei der Verleihung überdenken. Gelobt wurde jedoch bei diesem Anlass Pascal Couchepins erster Auftritt vor der Filmbranche.
An den Filmtagen wurden 141 Filme gezeigt
Gezeigt wurde an den diesjährigen Filmtagen – bei 283 Einreichungen aus der Jahresproduktion 2002 – die Rekordzahl von 141 neuen Schweizer Filmen. Darunter waren auch etwa ein halbes Dutzend Premieren von Kinofilmen.
Glaubwürdige Zürcher Leistungen
Die herausragende Produktion war hier das Psychodrama «1/2 Miete» des Zürchers Marc Ottiker. Er zeigt den allmählichen Verlust der Realität eines Computerfreaks zwischen Berlin und Köln. Der Film, eine Produktion von Wim Wenders› «Road Movies», besticht mit einem spannenden Plot, glaubwürdigen Darstellern und einer eindrücklich geführten Kamera.
Ebenfalls zu gefallen wusste der Erstling «Mutanten» der Zürcherin Katalin Gödrös, ein stimmig inszeniertes Road-Movie um zwei Adoleszente, die, gegen alle Widerstände, zueinander finden. In einer eindrücklichen Nebenrolle ist die Bernerin Sabine Timoteo zu sehen.
Beide Filme sind ohne Schweizer Filmförderung entstanden.
Ein Hoch aufs Alphorn
Höhepunkt bei den neuen Dokumentarfilmen war der Musikfilm «Das Alphorn» des in Berlin lebenden Stefan Schwietert. Unterhaltsam und in wunderschön gefilmten Bildern zeigt er die kleine Renaissance des traditionellen Alphorns, das in moderner Schweizer Musik immer mehr Verwendung findet.
Begegnungsort Filmtage
Die Filmtage sind auch längst mehr als eine Filmwerkschau mit Diskussionen und Filmpreisverleihung. Die Filmtage sind ein Event, bei dem die Begegnung im Foyer, in der Bar oder dem legendären Restaurant «Kreuz» ebenso zählen wie der Filmbesuch.
Die kommenden Solothurner Filmtage finden von 19. bis 25. Januar 2004 statt.
swissinfo und Agenturen
An den Filmtagen wurden 141 Filme gezeigt.
Die Zuschauerzahl stieg um 15%.
Mehrere Filmpreise wurden für Fernsehfilm-Leistungen verliehen.
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