Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Diese 10 Autoren sollten Sie lesen (Teil 1)

Eine Frau blättert in einem Buch an den Solothurner Literaturtagen 2012. Keystone

Schweizer Literatur ist aufgrund der vier Landessprachen sehr vielfältig. Lernen Sie zehn Autoren und Autorinnen kennen, die an die diesjährigen Solothurner Literaturtage geladen sind.

Seit 1978 findet in der Stadt Solothurn jährlich eine mehrtägige Literaturveranstaltung statt. Die Solothurner LiteraturtageExterner Link sind ein Forum für Autoren, Verleger und Medienschaffende aus allen vier Sprachregionen der Schweiz. Die diesjährige Veranstaltung findet vom 26. bis 28. Mai statt und präsentiert rund 70 Schreibende.


Die französischsprachige Schweizerin wurde 1979 geboren. Als gelernte Theatertechnikerin schrieb sie zunächst Bühnenstücke. Später studierte sie am Schweizerischen Literaturinstitut in BielExterner Link. 2015 erschien ihr erster Roman «Le Prix», der ihr den Schweizer Literaturpreis 2016 einbrachte.

Welches ist Ihrer Meinung nach Ihr bestes Buch und worum geht es darin? Mein Roman «Le Prix». Das Buch handelt davon, wie sich der Trieb des Begehrens auf ein Objekt fixieren kann, bis hin zur Obsession. Ein Satz aus einem Ihrer Bücher, auf den Sie besonders stolz sind? Ein Satz aus meinem Buch «Devenir pré», mit dem ich an die Solothurner Literaturtage geladen bin: «Derrière les troncs un ciel blanc nuage, lisse et doux, dont le pré réfléchissant semble séparé de peu, à croire qu’aujourd’hui la transcendance est accessible à pied.» (Hinter den Baumstämmen ein wolkenweisser Himmel, glatt und lieblich, die Weiden scheinen kaum davon getrennt. Es scheint fast so, als ob heute die Transzendenz zu Fuss erreichbar wäre.) Yvonne Böhler


Nach längeren Aufenthalten in Australien und den USA lebt die Italienerin inzwischen in der Schweiz. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Theaterstücke publiziert.

Warum soll man Sie lesen? Ich versuche zu erreichen, dass der Leser beim Lesen denkt: «Das ist genau das, was ich empfinde – schön, dass es hier geschrieben steht.» Schreiben ist für mich Übermittlung von Gefühlen und Herstellen einer starken Intimität mit demjenigen, der liest. Lesen ist ein Sich Hineinversetzen, also ein Sich Kennenlernen. Welches ist Ihrer Meinung nach Ihr bestes Buch und worum geht es darin? Mein bestes Buch habe ich noch nicht geschrieben, aber ich versuche es weiterhin. Ein Satz aus einem Ihrer Bücher, auf den Sie besonders stolz sind? «Jeder von uns ist eine Welt mit Abgründen und Bergen, mit Wäldern und Wüsten, wo sich Engel und Dämonen schweigend um unsere Seelen streiten.» (aus dem Roman «Alter» von 2003) PD



Die 1962 geborene Schweizer Architektin, Journalistin und Schriftstellerin hat für ihre Arbeit diverse Preise gewonnen. Besonders bekannt ist ihre Novelle «Gotthard», die an einem Tag rund um die Arbeiten des Gotthard-Basistunnels spielt.

Warum soll man Sie lesen? Um herauszufinden, ob man mich lesen möchte. Welches ist Ihrer Meinung nach Ihr bestes Buch und worum geht es darin? Mir ist immer das letzte das liebste, weil es sich noch nicht ganz aus einem herausgeschält hat. «Hinter Büschen, an eine Hauswand gelehnt» handelt von einem verwegenen Studenten und seiner wesentlich älteren Dozentin; es geht um unbotmässiges Begehren, die NSA und die Geheimnisse eines Sommers. Ein Satz aus einem Ihrer Bücher, auf den Sie besonders stolz sind? Naja, stolz … Aber ich mag erste Sätze. Erste Sätze sind wichtig. Daher ein erster Satz: «Fritz Bergundthal saß auf der Toilette und dachte diese drei Zahlen: 199, 19, 8.» (Gotthard) Die Schweizer Literatur in einem Satz? Ich persönlich mag es, wenn sie karg, zerklüftet und kühl ist, was natürlich nicht immer der Fall ist, aber oft. Keystone
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Der 1982 geborene Berner studierte am Schweizerischen Literaturinstitut und gewann diverse Preise für sein Literaturschaffen. Wegen einer Sehbehinderung spricht er seine Texte auf ein Diktiergerät. Mundart spielt in seiner Sprache, die mehr Gedicht denn Prosa ist, eine wichtige Rolle. Aus einigen seiner Geschichten macht Fehr zusammen mit dem Gitarristen Manuel Troller Musik. Fehrs Sprache und Plots sind ungewöhnlich – und geben einen kritisch-poetischen Einblick in Schweizer Lebensverhältnisse.

Warum soll man Sie lesen? Man soll nicht, man darf mich lesen, wenn man Lust hat, aufgrund von auf Essenzen Reduziertem eigene innere Bild- und Vorstellungswelten zu entfalten. Die Schweiz ist für mich…? Eine Landschaft von tiefem Grün, tiefem Blau und tiefem Weiss. Die Schweizer Literatur in einem Satz? Dieser Begriff sagt mir nichts. Ein Bemühen um Ästhetik und Erzählkraft von Wortfolgen geht für mich weit über nationale Grenzen hinaus. Franco Tettamanti
 
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Die deutsche Schriftstellerin wurde 1977 ist Ost-Berlin geboren. Sie studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und lebt heute mit ihrer Familie im Berner Seeland. Für ihr Schaffen erhielt sie verschiedene Preise.

Warum soll man Sie lesen? In meinen beiden Büchern geht es um Legenden, die uns (zu früh) Verstorbene hinterlassen und um eine historisch bedingt schlecht gelaunte Minderheit Europas, die kollektiv Migrationserfahrung hat und davon lange selbst nichts wusste. Ähnlich wie in einem Gedicht versuche ich in beiden Büchern individuelle und kollektive Erfahrungen als Folien zu evozieren, um dadurch die Gegenwart zu betrachten. Welches ist Ihrer Meinung nach Ihr bestes Buch und worum geht es darin? Meine Erzählung «Mein Hunger, dein Himmel» korrespondiert mit in unserer Gegenwart – Frontex, Kapital und Assimilation – lauernden vorherrschenden Spannungsräumen. Wenn ich nach Kategorien wie «bestes Buch» gefragt werde, dann toppe ich das und schreibe Ihnen a chli unernscht: unbedingt lesen: völlig unterschätzte Erzählung! Ein Satz aus einem Ihrer Bücher, auf den Sie besonders stolz sind? «Keiner wusste, war es Spaß, war es Ernst» aus der Erzählung: «Im Schatten des Katzentischs» Keystone
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