Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

Diese 10 Autoren sollten Sie lesen (Teil 2)

Dieser offene Bücherschrank wurde anlässlich der Solothurner Literaturtage 2015 aufgestellt. Keystone

Schweizer Literatur ist aufgrund der vier Landessprachen sehr vielfältig. Lernen Sie zehn Autoren und Autorinnen kennen, die an die diesjährigen Solothurner Literaturtage geladen sind.

Seit 1978 findet in der Stadt Solothurn jährlich eine mehrtägige Literaturveranstaltung statt. Die Solothurner LiteraturtageExterner Link sind ein Forum für Autoren, Verleger und Medienschaffende aus allen vier Sprachregionen der Schweiz. Die diesjährige Veranstaltung findet vom 26. bis 28. Mai statt und präsentiert rund 70 Schreibende.


Der Autor wurde 1965 in Deutschland geboren, wuchs in Glarus auf und lebt heute mit seiner Familie in den Schweizer Bergen. Er verfasst Prosatexte, Dramen und Hörspiele. Seine zusammenhängenden Romane «Quatemberkinder» und «Vrenelis Gärtli» entführen den Leser in die archaische Welt der Glarner Alpen im 19. Jahrhundert. Hochdeutsch wird darin geschickt mit Glarner Mundart verwoben. Sein neustes Projekt finanziert Krohn mit Crowdfunding. Wer Geld gibt, darf den Inhalt mitbestimmen. Entstanden ist bisher der erste Band einer Romanreihe.

Warum soll man Sie lesen? Ich weiss nicht, aber offenbar ist es eine Sucht, Max Moor hat im Fernsehen über meinen neuen Roman gesagt: «Man lechzt nach mehr.» Die Leserinnen und Leser verlieben sich scharenweise in meine Charaktere, warum auch immer. Welches ist Ihrer Meinung nach Ihr bestes Buch und worum geht es darin? Natürlich eben jenes, «Herr Brechbühl sucht eine Katze». Es ist der Auftakt zu einer ganzen Romanreihe, in der ich anhand einiger liebenswert knorriger und versponnener Figuren die Vielfalt der menschlichen Gefühle und Charakterzüge spiegle. Ein Satz aus einem Ihrer Bücher, auf den Sie besonders stolz sind? «Er war in die Moonboots geschlüpft (und wie dankbar war er nun, dass er vor dreißig Jahren nicht nachgegeben hatte, als seine Mutter, die ihm beim Umzug half, sie der Caritas hatte schenken wollen), dann hatte er sich eine letzte Kanne schön heißen Kafee gekocht, eine Kerze angezündet und schwitzend vor dem Fernseher darauf gewartet, dass mit dem Datumswechsel die komplexe Technik, auf der das westliche System beruhte, und damit das gesamte Abendland zusammenbrach.» Die Schweiz ist für mich…? Ein wunderbar verschrobener Ort, so engstirnig wie grössenwahnsinnig, poetisch und erfinderisch. Die Schweizer Literatur in einem Satz? Mal klein und fein, mal grossartig und visionär – so vielfältig und widersprüchlich wie eben unser Land. Rolf Canal
 
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Die Musikerin Bibi Vaplan heisst mit bürgerlichem Namen Bianca Mayer, wurde 1979 im Engadin geboren und studierte in Zürich Klavier. Sie singt auf Rätoromanisch. 2016 erschien ihr erstes BuchExterner Link mit literarischen Geschichten auf Romanisch und Deutsch.

Bibi Vaplan schaut träumerisch an Kamera vorbei
Warum soll man Ihr Buch lesen? Als Rückmeldung von meinen Lesern höre ich oft, dass das Buch wie eine kleine Reise durch alle Emotionen ist, die Höhen, die Tiefen, die Dunklen und alle Farben dazwischen. Es wird laut gelacht und manchmal fliessen auch einige Tränchen. So war es von mir auch gedacht, eine kleine Partybombe als Inspiration fürs Leben. Worum geht es in Ihrem Buch? Es sind kleine Alltagsbilder, Skurriles, Witziges, Dinge die mich zu Nachdenken gebracht haben, kurze Sätze und Farbige Worte. Ein Satz aus dem Buch, auf den Sie besonders stolz sind? Im tiefsten Schlamm verbirgt sich ein Schatz. Die Schweiz ist für mich…? Struktur, Zauber, Vielfalt und die klare Luft der Berge. Die Schweizer Literatur in einem Satz? Da ich in meiner Freizeit nur Science-Fiction Bücher lese, kann ich leider auf diese Frage nicht antworten. Jos Schmid
 
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Die französisch-koreanische Autorin wurde 1992 in Frankreich geboren und lebt heute in der Westschweiz. Sie studierte am Schweizerischen Literaturinstitut. Mit ihrem Debütroman «Hiver à Sokcho», einer Beziehungsgeschichte zwischen zwei Kulturen, gewann sie zahlreiche Preise.

Warum soll man Ihr Buch lesen? Um eine Begegnung an der Grenze zwischen Süd- und Nordkorea zu erleben, in der seltsamen Atmosphäre eines Badeortes mitten im Winter. Worum geht es in Ihrem Buch? Das Buch handelt von Grenzen: Zwischen Menschen, Sprachen, Ländern; sowie von der Diskrepanz zwischen Selbstbild und nach aussen vermitteltem Bild. Es geht in dem Buch um Identität. RTS

 


Der 1990 in Bern geborene Autor studierte am Schweizerischen Literaturinstitut. Er arbeitet als Journalist und Velokurier. Sein Romandebüt «Lanz» handelt von den Nöten eines 14-Jährigen – authentisch, rotzig und doch elegant. Das klingt etwa so: «Die meisten sind ja mit vierzehn nicht mehr Jungfrau. Also sind es die meisten von euch auch nicht mehr, weil man ja vorher kaum richtig lesen kann. Aber lacht jetzt nicht, wenn ich sage, dass ich sozusagen noch gar nichts bin. Nicht einmal Jungfrau. Weil ich noch nicht einmal ein Mädchen geküsst habe. Ausser meine Cousine mit vier aufs Ohr.»

Worum geht es in Ihrem Buch? Um einen Jungen, der die Verbindung zum Lebendigen verloren hat. Ein Satz aus Ihrem Buch, auf den Sie besonders stolz sind? «Das Lustige am Blog ist, dass ich immer erst merke, wie dumm ich bin, wenn ich lese, was ich mir so überlegt habe, die ganze Zeit.» Die Schweiz ist für mich…? … gerade etwas einengend. Die Schweizer Literatur in einem Satz? Manchmal habe ich das Gefühl, der Schweizer Literatur mangelt es ein bisschen an Selbstbewusstsein. Janis Maus Marti
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Dieser Schriftsteller und Dramatiker provoziert und irritiert. In seinen Büchern und Theaterstücken greift Bärfuss aktuelle und verstörende Themen auf, sei es die Rolle der Entwicklungshilfe beim Völkermord in Ruanda, den Suizid seines Bruders, Stalking oder das Sexualleben einer geistig behinderten jungen Frau. Unvergessen ist auch sein Wut-Essay «Die Schweiz ist des WahnsinnsExterner Link«, in dem er mit der Schweiz in einem Rundumschlag abrechnete. Wir haben ihm daher einige Fragen zur Schweiz gestellt.

Wie erleben Sie die Schweiz aktuell? Out of focus. Im doppelten Sinn. Nicht im Mittelpunkt des Interesses. Es gibt allenthalben grössere Probleme, die hiesigen Herausforderungen werden vertagt. Und die Schweiz erscheint unscharf, ohne klare Konturen, ohne klare Gestalt, ziemlich metamorph. Was fällt Ihnen an der aktuellen Schweizer Literatur auf? Ich lese Bücher nicht nach der Herkunft ihrer Autoren. Ganz abgesehen davon, gibt es eine schweizerische Literatur nicht. Es gibt die Literaturen der verschiedenen Landesteile, die nicht nach ihrer jeweiligen Sprachkultur orientieren. Und so betrachte ich mich zuerst als einen deutschsprachigen Schriftsteller, nicht als schweizerischen. Welche Themen treiben Sie um, die Sie in Ihren Büchern verarbeiten oder zukünftig noch verarbeiten wollen? Die Liebe und der Tod. Frederic Meyer

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Welche Schweizer Schriftsteller und Schriftstellerinnen kennen Sie, und was gefällt oder missfällt Ihnen an deren Büchern? Diskutieren Sie mit uns in den Kommentaren!

Kontaktieren Sie die Autorin @SibillaBondolfi auf FacebookExterner Link oder TwitterExterner Link.

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