Street Parade 2001: Keine Wasserpistolen und Trillerpfeifen
Die Street Parade donnert am 11. August zum zehnten Mal durch Zürich. Die grösste Schweizer Massenveranstaltung, die letztes Jahr rund 750'000 Raverinnen und Raver mobilisierte, ist in der Zwinglistadt wohlgelitten und rechnet nicht mit einem Besuchereinbruch.
Unter dem Motte «Liebe, Freiheit und Toleranz» sind am Samstag 30 Love Mobiles unterwegs. Die mit Lautsprechern vollbepackten Sattelschlepper, die sich während Stunden im Schritttempo durch die Menschenmassen zwängen, sind das Markenzeichen der Zürcher Street Parade.
Die fantasievoll hergerichteten und mit bunten Tänzerinnen und Tänzern bestückten rollenden Tanzflächen bilden die pulsierenden Zentren der Parade. Dies hat sich seit 1992, als die lokale House- und Technoszene erstmals die Strassen der Stadt eroberte, nicht geändert.
Kurzschlüsse wegen Spritzmaschinen
Unerwünscht sind neu jedoch Wasserpistolen und Trillerpfeifen. Accessoires der ersten Stunde, die als unverzichtbare Elemente die jährlichen Paraden prägten. Die Veranstalter rufen dieses Jahr erstmals zu einem Verzicht auf die beiden Mitbringsel auf.
Laut Mediensprecher Stefan Epli wurden mit den Jahren aus den Wasserpistolen eigentliche Spritzmaschinen mit Wassertanks auf den meist männlichen Rücken. Die immer heftigeren Wasser-Attacken führten zu Kurzschlüssen bei den Musikanlagen der Love Mobiles. An den Trillerpfeifen stört die lärmgewohnten Veranstalter, dass deren schrille Pfiffe «das Eintauchen in die House- und Technomusik» behindert.
Demo-Status unbestritten
Anders als die Berliner Love Parade ist der Status der Street Parade als politische Demonstration unbestritten. Dafür sorgt in Zürich ein Kompromiss: Der Verein Street Parade ist zuständig für die Reinigung der Strassen und die Entsorgung der Abfallberge, die Kosten für Verkehrsumleitungen und Sicherheits-Massnahmen übernimmt die Stadt.
Die Love Mobiles werden traditionell von Leuten aus der Techno-Szene bezahlt, die Teilnahme an der Parade ist gratis. Ein «Fanta-Mobil» oder ein «Big Brother-Mobil» werde es in Zürich auch in Zukunft nicht geben, versicherte Mediensprecher Epli gegenüber swissinfo.
Eitle «Demonstranten»
Anders als bei Rockkonzerten ist bei der Street Parade das Publikum selbst Protagonist. Die schrillen, extravaganten und exotischen Raver versuchen sich dabei stets gegenseitig zu übertreffen und buhlen um die Gunst der Zuschauer, sprich der Medien. Gleich mehrere TV-Stationen übertragen den Techno-Anlass live.
Grosskampftag ist das Party-Weekend auch für die SBB, die 109 Extrazüge auf die Schienen stellen, um den erwarteten Besucherstrom zu bewältigen. Rund ein Viertel der 750’000 Techno-Freaks reisten letztes Jahr aus Deutschland an. Weil anschliessend an die Parade rund 50 Partys steigen, verkehren auch die Stadtzürcher Trams die ganze Nacht.
Hansjörg Bolliger
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