Swiss Institute ehrt Sam Keller und Pipilotti Rist
Das Swiss Institute (SI) in New York hat bei seiner jährlichen Benefiz-Veranstaltung am Freitagabend zwei Stars der Schweizer Kulturszene ausgezeichnet: Sam Keller, den langjährigen Direktor der Art Basel und Gründer der Art Basel Miami, und die Videoartistin Pipilotti Rist.
Sam Keller, heute Direktor der Fondation Beyeler, wurde für sein herausragendes Engagement für die Kunstwelt der Schweiz und der USA mit dem SI Award geehrt.
Keller hatte in seiner Zeit als Direktor der Art Basel die Art Basel Miami Beach lanciert. Damit gelang es ihm, die weltweit wichtigste Kunstmesse auch im wichtigen Sammlermarkt Amerika zu etablieren.
In seiner Laudatio erklärte der deutsche Kunstbuchverleger Benedikt Taschen, Keller sei ein Mensch, der mit beiden Füssen am Boden stehe: «Er ist ein Mann voller Vertrauen, ein glücklicher Mann, der sich Zeit seines Lebens die Neugierde eines Kindes erhalten hat, was es ihm auch möglich macht, nach den Sternen zu greifen.»
Im Zusammenhang mit der Gründung der Art Basel Miami Beach erklärte Taschen: «Er war der Mann der Stunde, er machte es möglich.» Keller sei ein Mann mit vielen Talenten, jemand, der mit allen reden könne, von der Hilfskraft in einem Restaurant bis hin zum Millionär. «Ich schätze mich glücklich, Sam zu meinen Freunden zählen zu dürfen.»
In früheren Jahren ging der SI-Award unter anderem an Bice Curiger, Maja Hoffmann, Iwan Wirth, Uli Sigg, Michael Ringier.
«Ein Mädchen nach meinem Herzen»
Der diesjährige SI-Künstlerpreis ging an Pipilotti Rist. Die Laudatio hielt die amerikanische Foto-Artistin Marilyn Minter. Sie rief in Erinnerung, wie sie erstmals von Pipilotti gehört hatte, als Bekannte von ihr nach einem Besuch in Basel von Video-Arbeiten einer jungen Frau geschwärmt hätten.
«Ein Mädchen nach meinem Herzen»: So reagierte Minter schliesslich nach ihren eigenen Worten auf das erste Video von Pipilotti Rist, das sie selber sah. Es ist eine winzig kleine Installation im Fussboden des PS1, einer Aussenstation des MoMA New York im Stadtteil Queens, die bis heute dort zu sehen ist.
Rists wichtigste Arbeit, so Minter, sei ihrer Ansicht nach die Installation im Atrium des MoMA Ende 2008 gewesen, wo die beiden einander auch persönlich trafen.
Tausende von Leuten seien im Museum gewesen, und als sie auf die Strassen herausgekommen sei, sagte Minter, «stand da diese junge, schöne Frau in einem gemusterten Kleid – und das erste, das sie mir sagte war, ‹das habe ich aus einem Tischtuch gemacht›.» Diese Frau wisse ihre Prioritäten richtig zu setzen, habe sie sich gedacht. «Ich liebe sie!»
Mit dem Künstlerpreis ehrt das SI jeweils einen Künstler oder eine Künstlerin für einen bedeutenden, inspirierenden Beitrag an die Künstler-Gemeinde New Yorks und/oder der Schweiz.
Frühere Preisträger und -trägerinnen waren das Duo Fischli/Weiss, Roman Signer, Shirana Shabazi, Ugo Rondinone, Olaf Breuning, Christoph Büchel und Christian Marclay.
Zum Abschluss ihrer Dankesrede sorgte Pipilotti Rist für Gelächter, als sie die Anwesenden bat, ihre Gläser auf dem Tisch aneinanderzurücken und damit zu vibrieren, damit das Raumschiff «Manhattan» abheben könne.
«New York bleibt für mich etwas undurchschaubar, etwas surreal», erklärte sie in dem Zusammenhang gegenüber swissinfo.ch. Für sie habe Manhatttan wirklich diese Assoziation mit einem Raumschiff, das irgendwann abheben könnte. Und sie fühle sich hier manchmal etwas wie ein Landmädchen, das in die Grosstadt komme, etwa so wie Jon Voight im Film Midnight Cowboy.
Erfolgreiche Auktion
Im zweiten Teil des Abends folgte eine Live-Auktion von gespendeten Kunstwerken, durch die Versteigerung führte wie in vergangenen Jahren der renommierte Auktionator Simon de Pury.
Versteigert wurden Werke von Roman Signer, Scott King, Pipilotti Rist, Olaf Breuning, Richard Phillips, Gabriel Vormstein, Paul McCarthy, Rita Ackermann & Harmony Korine, Lukass Wassmann sowie Jenny Holzer.
Fabienne Abrecht, die Vorsitzende des SI-Stiftungsrats, zeigte sich erfreut über den Verlauf der Live-Auktion. Neben den zehn live versteigerten Werken konnten die Anwesenden weitere Arbeiten in einer stillen Auktion erwerben.
Wie diese ausging, war zunächst offen. Die Auktion an der Benefiz-Gala ist ein wichtiger Bestandteil der Geldbeschaffung für das SI.
Auch sonst war eine etwas müde aber glückliche Fabienne Abrecht erfreut mit dem Verlauf des Abends, dass alles gut über die Bühne gegangen war. «Wir hatten so viele Anmeldungen wie wohl noch nie, so gegen 280.» Sonst seien es meistens zwischen 200 und 220 gewesen.
Freude hatte sie auch daran, dass Joseph Deiss, der Präsident der UNO-Generalversammlung, ihre Einladung angenommen und gekommen war.
Das Swiss Institute (SI) wurde 1986 gegründet.
Von einer Plattform für zeitgenössisches Schweizer Kunstschaffen hat sich das Institute zu einer geschätzten Adresse für Gegenwarts-Kunst in der New Yorker Kunstszene entwickelt.
Das SI ist heute eine innovative Einrichtung, die nationale Stereotypen und traditionelle Kunst-Thesen hinterfragt, ein Kunstraum, der sich wie die Stadt New York immer wieder wandelt.
Die Schweizer Adresse geniesst nicht nur in der lokalen Kulturszene einen guten Namen, sondern hat sich international einen Ruf als Raum für Gegenwartskunst geschaffen.
Das SI setzt sich ein für einen innovativen, zeitgemässen Kulturdialog, organisiert Ausstellungen, Vorträge, Konzerte und andere Anlässe mit Schweizer Bezug in einem internationalen Umfeld.
Das Swiss Institute ist eine Stiftung nach amerikanischem Recht, die von der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia finanziell unterstützt wird.
Zu etwa einem Drittel wird der Kulturraum über öffentliche Gelder finanziert, der Rest kommt von Firmensponsoren sowie von privater Seite.
Die Stiftung wird von einem schweizerisch-amerikanischen Vorstand unter dem Vorsitz von Fabienne Abrecht geführt, Direktor des SI ist seit 2006 Gianni Jetzer.
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