Tag des Schweizer Films in Locarno
Das Internationale Filmfestival zelebriert am Dienstag das Schweizer Filmschaffen. Dies vor dem Hintergrund einer eher mageren Ausbeute an Schweizer Filmen, die dieses Jahr ins Kino kommen.
Es ist das zweite Mal, dass Locarno dem Schweizer Film einen speziellen Tag widmet und das Filmschaffen vermehrt ins internationale Schweinwerferlicht stellt.
Angesichts der zahlreichen Filmproduktionen sei es für den Schweizer Film nicht immer einfach die nötige Aufmerksamkeit zu erlangen, sagte Nicolas Bideau, der Filmchef vom Bundesamt für Kultur (BAK). Der Schweizer Filmtag in Locarno sei deshalb eine äusserst wichtige Plattform für das Schweizer Kino.
Das einheimische Schaffen ins Scheinwerferlicht zu rücken, könnte nützlich sein, denn dieses Jahr kamen weniger Schweizer Filme ins Kino.
Bideau nimmt’s gelassen: Um eine objektive Bilanz zu erstellen, müsste man die Entwicklung über zwei Jahre – die Entstehungszeit eines Films – beobachten. Die Statistik sei immer ein Auf und Ab.
Er sei optimistisch, da die Filmprojekte, die ihm vorgelegt würden, gut seien: «Qualität und Kreativität sind vorhanden, sowohl bei den Regisseuren wie den Produzenten.»
Weniger Flops
Seit nunmehr zwei Jahren betont Bideau, Schweizer Filme dürften nicht am Publikum vorbeiproduziert werden. Sein Ruf sei offensichtlich nicht ungehört verhallt, freut er sich. «Es gibt zum Glück weniger Flops!»
Allerdings müsste der Verleih besser koordiniert werden, um das Phänomen der starken periodischen Schwankungen zu vermeiden. Der Bund könnte hier helfen, indem er seine Verleihförderung an gewisse Bedingungen knüpfte.
Die Jugend begeistern
Sorgen bereitet Bideau auch, dass das junge Publikum dem Schweizer Film oft die kalte Schulter zeigt. Um das Phänomen zu erklären, sei deshalb eine Studie über die Haltung und die Gewohnheiten der Jugend auf diesem Gebiet in Auftrag gegeben worden.
In Locarno ködert der Schweizer Tag die Jungen unter anderem mit Animationsprojekten. So zeigt etwa ein Trickfilmstudio, wie Animationsfilme entstehen. Dabei werden Szenen aus dem mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Film «Max & Co» vorgeführt, der diesen Spätherbst in die Kinos kommt.
Diskussionen, Gimmicks und Preise
Der Direktor der Cinémathèque suisse Hervé Dumont und die Uni-Professorin Maria Tortajada präsentieren am Schweizer Tag der Öffentlichkeit die von ihnen herausgegebene «Histoire du cinéma suisse 1966-2000».
Eine Diskussionsrunde befasst sich ausserdem mit der Situation von Schweizer Schauspielern und ihren Schwierigkeiten, im Ausland Arbeit zu finden. Dazu werden am Dienstag allerhand Werbe-Gimmicks wie T-Shirts und eine Kurzfilm-DVD verteilt.
Weiter werden Förderbeiträge für Drehbücher und Dokumentarfilme sowie ein Preis für Filmmusik verliehen.
Zudem findet die Premiere des Films «1 Journée» des Genfer Regisseurs Jacob Berger statt.
swissinfo und Agenturen
Auf der Piazza Grande werden zwei Schweizer Filme gezeigt
Im internationalen Wettbewerb läuft auch der Film des Tessiner Regisseurs Fulvio Bernasconi
In der Programmreihe «Pardi di domani» ist die Schweiz mit 18 Filmen vertreten
An der Retrospektive «Ritorno a Locarno» sind zwei Schweizer Produktionen zu sehen
In der Programmreihe «Appellations suisse» werden zehn Filme gezeigt, davon fünf Langspielfilme
Sechs Schweizer Filmprojekte sind am Dienstag mit Förderpreisen von insgesamt 105’000 Franken bedacht worden. Die Jury hatte 100 Projekte zu Auswahl.
Für drei Spielfilmprojekte werden je 25’000 Franken vergeben:
«Der Kreis» von Urs Frey und Marcel Gisler
«Sexy Boy» von Anna Luif
«La cosmétique du bonheur» von Ruxandra Zenide und Alexandre Iordachescu.
Drei Dokumentarfilmprojekte erhalten je 10’000 Franken:
«The End of Time» von Peter Mettler
«Himmel und Hölle» von Dieter Fahrer
«Money» von Jean-Stéphane Bron
Der Komponist Peter Scherer wurde von der Suisa-Stiftung für seine Musik zum Film «Marmorera» ausgezeichnet.
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