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Theater Basel: Szenische Umsetzung von sechs Bach-Kantaten

Theater Basel: Die Welt ist ein Puppenhaus, jeder hat seine Wohnung darin, und keiner kümmert sich um den Nachbarn. Keystone

Das Theater Basel bietet erneut szenische Umsetzungen von geistlicher Musik durch Herbert Wernicke. Letztes Jahr Heinrich Schütz und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Krieg. Jetzt sechs Kantaten von Bach, und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod.

Die Welt ist ein Puppenhaus, jeder hat seine Wohnung darin, und keiner kümmert sich um den Nachbarn. Der liegt im Sterben, ist im Begriff sich umzubringen, oder auch nicht: Keiner will es wissen. Selbst der Tod, der in Wernickes grossem Vorbild, dem barocken Totentanz als Knochengerüst für Angst und Schrecken sorgt, schleicht unerkannt durch diese Welt.

Alltagsmenschen

Das Leben geht seinen geregelten, gewohnten Gang, die kleinen Sorgen des Alltags lassen keine grossen zu. Der Alltag wird zum Lebensinhalt, das Leben zum Ritual. Die Wiederholung entpuppt sich als Stilprinzip von Wernickes Inszenierung, was als Idee bestens, in der Theater-Realität aber nur bedingt (oder bei Marthaler) funktioniert.

Wir schauen ja gerne Kai Wessel beim Bügeln zu, und Ulrike Staude beim Ausziehen. Aber zu alltäglich, zu normal, aber dabei zu wenig entlarvend, zu wenig lächerlich, zu wenig intim, zu wenig allzu menschlich sind Wernickes Menschen, als dass sich in ihrer repetitiven Potenzierung irgendwelche Erkenntnisse ergäben.

Prinzip Wiederholung

Vom Wort in Bachs Musik ist Wernicke ausgegangen, vom Thema «Tod», das im deutschen Barock allgemein, und in Bachs Kirchenmusik im besonderen eine tragende, fast schon liebevoll gehegte Rolle spielt. Aber heute ist alles anders. Der Tod ist da, aber keiner sieht ihn. Und eben: keiner stirbt: Der Kranke krankt von neuem, der Lebensmüde legt sich immer wieder die Schlinge um den Hals.

Die Erkenntnis nach nicht ganz zwei Stunden Wiederholung: Bach hat wunderschöne Musik geschrieben. Wir sind im Theater gestartet und sind im Konzert gelandet.

Sind zu Konzertbesuchern geworden, die mit Freude konstatieren, wie elegant und harmonisch sich die historischen Trompeten in den schlackenlosen Streicherklang mischen und wie sicher der Dirigent Michael Hofstetter die Tempi und Dynamiken wählt. Wenn Wernickes aufwendiger Bach-Abend das Ziel hatte, Bachs Musik aufs Podest zu heben, so hat er dies erreicht.

swissinfo und Agenturen

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