Hohe Töne, Noten und Temperaturen am Schweizer Jodlerfest
Sonne, Gesangsharmonien, 150'000 Besucher, und viel Hitze: Das 30. Eidgenössische Jodlerfest im Wallis war ein Grosserfolg. Rückblick auf ein hochsommerliches Wochenende im Zeichen des traditionellen Gesangs in Brig.
Es war eine kulturelle Explosion: rund 11’000 Jodlerinnen und Jodler, Alphornbläser und Fahnenschwinger aus der ganzen Schweiz führten in Brig ihre Künste vor. Das Publikum kam in hellen Scharen zum dreitägigen Anlass – rund 150’000 Fans, mehr als das Zehnfache der regulären 13’000 Einwohner Brigs.
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Wasser, Wasser, viel Wasser…
Brig war zum zweiten Mal Austragungsort des Jodlerfests, und das genau 30 Jahre nach der ersten Durchführung. Zur Feier des Jubiläums wurden keine Kosten gescheut: Um die Hunderten von Darbietungen zu ermöglichen, waren über 1500 Helferinnen und Helfer im Einsatz. Sie waren das Herz des «Jodler-Dorfes», in dem sich die Besucher an 24 Ständen verpflegen konnten.
Insbesondere das Trinken war praktisch überlebenswichtig, lagen doch die Temperaturen konstant über 30 Grad. Für einige der Gäste war das zu viel. Die Organisatoren taten ihr Möglichstes, dem Publikum im Kampf gegen das heisse Element Unterstützung zu bieten, in Form von kostenlosen Sonnenhüten, Sonnenschutzcreme und Wasser. Es wurden sogar Wasserduschen installiert.
Höhepunkt des Anlasses, der alle drei Jahre stattfindet, war der Umzug von Sonntag, den 20’000 Menschen verfolgten. Die Kraft des Jodelns bringe die Menschen zusammen, sagte der Schweizer Kulturminister Alain Berset. «Menschen, die zusammen jodeln, finden immer einen gemeinsamen Boden – sogar, wenn sie nicht sprechen», sagte Berset.
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Juchzen und Jodeln
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Mit dem nationalen Final der Nachwuchs-Jodler und Jungmusikanten wurde in Interlaken das Eidgenössische Jodlerfest eröffnet, das bis zum 19. Juni dauert. (Bilder: swiss-image.ch/Andy Mettler)
Er zog Parallelen zum politischen System. In der Schweiz raufe man sich immer wieder zu nachhaltigen Lösungen zusammen, die vielleicht nicht immer so harmonisch ausfielen wie beim Jodeln, wie Berset bemerkte. Metaphernreich nahm er auch auf die anderen Kunstformen Bezug: Politische Lösungen bräuchten einen langen Atem, wie beim Alphornblasen, sowie Ausdauer und Kraft wie beim Fahnenschwingen, so der Kulturminister.
Gast-Jodler aus Japan
Auch Jodlergruppen aus dem Ausland waren am Fest vertreten, von weit her gereist aus Japan, Italien und Südafrika. Eine davon war die Gruppe «Wildrose» aus Kanada, die vor 20 Jahren in Alberta von Auslandschweizern gegründet wurde.
Im Vorfeld hatte sie zusammen mit den Walliser Jodlern von der Riederalp hoch oben auf dem Eggishorn (2927 Meter über Meer) mit Blick auf den Aletschgletscher ein eindrückliches Ständchen gegeben.
Renat Kuenzi
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