US-Auszeichung für neugestalteten Bundesplatz
Grosse Ehre: Die Gestalter des neuen Berner Bundesplatzes erhalten den "Honor Award for Urban Design", einen prestigeträchtigen Preis aus den USA.
Der ehemalige Parkplatz ist heute beliebte Attraktion, dank des Wasserspiels, das im Sommer Gross und Klein erfrischt.
Der Bundesplatz vor dem Bundeshaus, dem Sitz von Schweizer Regierung und Parlament, hat sich vor einem Jahr vom Parkplatz in eine grosse Attraktion für Alle verwandelt: Eingefleischte Berner wie Touristen aus dem fernen Asien, ältere Semester wie kleine Knirpse, freuen sich seit dem 1. August 2004 ob dem neuen Wahrzeichen Berns.
Auf den ersten Blick mag es karg anmuten. Der Platz ist mit grau gemusterten Gneisplatten aus dem Bündner Valsertal belegt. Das raffinierte daran: In die währschaften Platten sind 26 Düsen eingelassen, aus denen in unberechenbarer Folge Wasserfontänen in die Höhe schiessen.
Grösste Dusche der Hauptstadt
Schnell hat das Volk den Platz in Beschlag genommen, und zur erfrischenden Spielwiese direkt vor dem ehrwürdigen Bundeshaus gemacht.
Für die Mutigen ist es ein Gaudi, den Platz zu überqueren, in ständiger «Gefahr», geduscht zu werden. Für die Zuschauenden ist ein Spass, wenn eine Fontäne ein vorbeieilendes «menschliches Ziel» trifft. Besonders jetzt zur heissen Sommerszeit symbolisieren die Springbrunnen den fröhlichen Urquell des Lebens in der Stadt an der Aare.
Dieses kleine «Wunder von Bern» erfährt nun eine Ehrung aus den USA: Die kalifornische Zweigstelle des «American Institute of Architects» verleiht den Gestaltern des Berner Bundesplatzes einen der fünf Preise für herausragende Städtegestaltungen.
Anerkennung des Mutes
Der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät bestätigte am Samstag einen Artikel der Zeitung «Tages-Anzeiger». Der Preis wird Ende September in Amerika verliehen.
Er freue sich für die Architekten über die hohe Auszeichnung, die sie künftig wie einen Ehrentitel als Zusatz zu ihrer Berufsbezeichnung tragen dürften, sagte Tschäppät. Er freue sich aber auch, dass die Berner Bevölkerung den Mut gehabt habe, zum lange umstrittenen Projekt Bundesplatz Ja zu sagen. Wie sich heute zeige, habe sich dieses Ja gelohnt.
Gestaltete «Leere»
Das Bundeshaus als nationales Denkmal sei mit Motiven aus der nationalen Ikonographie überreich geschmückt, hatte Architekt Stephan Mundwiler anlässlich der Platzeinweihung am 1. August 2004 gesagt. Deshalb habe man bei der Platzgestaltung bewusst auf Symbolik verzichtet.
«Ein Denkmal vor dem Denkmal» hätte keinen Sinn gemacht. Deshalb sei vor dem Monumentalbau des Bundeshauses buchstäblich ein Freiraum, eine «gestaltete Leere» entstanden.
Mundwiler, ein in Kalifornien tätiger Architekt mit Schweizer Wurzeln, entwarf zusammen mit den visuellen Gestaltern Christian Stauffenegger und Ruedi Stutz den rund acht Millionen Franken teuren Platz.
Die Idee
Es breitet sich ein 60 mal 30 Meter grosses Rechteck von Natursteinplatten aus dem Bündner Stein auf dem Platz aus. Immer vier grosse Platten sind spiegelsymmetrisch verlegt, so dass durch die Steinstruktur grossflächige Ornamente entstehen.
Durchschnitten wird die Steinfläche von einem leicht geschwungenen Lichtband, das zum Eingang in das Bundeshaus weist. Jeder der 26 Springbrunnen symbolisiert einen Kanton der Schweiz.
Die Lebendigkeit des Wasserspiels soll die Bewegungen der Menschen auf dem Platz aufnehmen, so die Idee der Gestalter.
swissinfo und Agenturen
Die kalifornische Sektion des American Institute of Architects (AIA) ist die grösste Zweigstelle der US-Standesorganisation.
Der in Santa Monica tätige Schweizer Architekt Stefan Mundwiler ist einer von insgesamt fünf diesjährigen Preisträgern der AIA.
Der Bundesplatz in Bern wurde vor einem Jahr wiedereröffnet.
Die Neugestaltung kostete 8 Mio. Franken.
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