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Vier Sprachen – Vier Sterne

Die Schweiz, ein Vier-Sterne-Land: Übersetzungen als Kitt zwischen den Kulturen. swissinfo.ch

Brücken bauen, Brücken schlagen, die Schweiz mit ihren vier Landessprachen ist ein Land der Übersetzungen.

Zuerst machte die Ausstellung 4×1=1**** in Genf Halt. Jetzt ist sie in Solothurn zu sehen und kommt später auch noch nach Zürich.

Der Titel der Ausstellung 4×1=1****, welche die diesjährigen 25. Solothurner Literaturtage um einen farbigen Akzent erweitert, ist Programm.

Vier Mal eine Sprache, ein Land, das ergibt zusammen: «Ein Viersterne-Land. Die Übersetzungen sind der Kitt zwischen unseren Kulturen», wie Charles Linsmayer, Ausstellungsmacher erklärt:

Wie übersetze ich das Thema Übersetzungen für eine Ausstellung, möglichst publikumswirksam? Keine einfache Aufgabe, der sich Charles Linsmayer, seines Zeichens unermüdlicher Botschafter für die vielsprachige Schweiz, gestellt hat.

Das Resultat kann sich sehen lassen. Auch die Besucherzahlen in Genf und Solothurn zeigen, das ein stimmiges Konzept auch vermeintlich «trockene Materie» ins rechte Licht zu rücken vermag.

Literarisches Strandgut



Das Konzept ist bestechend einfach, informativ und sinnlich zugleich. Zu jedem der vorgestellten Autoren ist ein kurzer Text in einer der anderen Landessprachen zu lesen.

Gleichzeitig lernen wir die Übersetzer in Wort und Bild kennen. Und in Vitrinen finden sich zu jeder Autorin, zu jedem Autor, Manuskripte, literarisches Strandgut, allerlei Krimskrams.

Die Schreibkultur lebt – und wie!

In Ruth Schweikerts Vitrine findet sich zwischen zerknüllten Zigarettenpackungen, Vitaminpräparaten, Bachblüten-Notfalltropfen, Ritalin-Pillen auch handschrifliche Notizen zu noch nicht Veröffentlichtem.

Bei Flurin Spescha dürfen wir in einem seiner vielbändigen Tagebücher lesen. Teils in Deutsch, teils in Rätoromanisch. Das Blutdruckgerät ist Walter Vogt zuzurechnen und der einstmals blutige Strick in einer Kartonschachtel gehört Jean Ziegler.

Ein ungehaltener Zeitgenosse schickte dieses makabere «Präsent» einst Genosse Ziegler, mit der Bitte sich doch mit selbigem aufzuhängen. Peter Bichsel überrascht mit einem Foto des Grabsteins seiner Buchfigur Cherubin Hammer.

«Die Zusammenarbeit mit den Autoren oder den Hinterbliebenen war sehr erfreulich», erklärt Charles Linsmayer. «Alle waren begeistert in einer anderen als ihrer Muttersprache ausgestellt zu werden. Zudem steuerten die meisten auch selber ausgesuchte Ausstellungsstücke bei.»

Nebst der aktuellen Literatur kommt auch die historische zum Zuge. Zwinglis Bibel-Übersetzung von 1597 ist dokumentiert, ebenso die französischsprachige Olivetan Bibel von 1535. Zwei Original-Bibeln aus jener Zeit laden zur Kopfreise ein.

Reiche Schweiz



Anhand der über 50 Autoren und insgesamt 1200 Exponaten wird jener Reichtum der Schweiz sichtbar, der nicht verhandelbar ist. Die Vielsprachigkeit – ausländische Schriftstellernde in der Schweiz seien ausdrücklich mitgemeint, wie Linsmayer betont – das Kulturerbe schlechthin.

Gleichzeitig lenkt die Ausstellung den Blick auf eine Arbeit, die das «über-setzen» von einer Sprachinsel zur andern zum Inhalt hat. Eine Arbeit, die oft schlecht honoriert, geschweige denn gewürdigt wird.

Dabei ist gerade die Schweiz darauf angewiesen, dass professionelle Übersetzerinnen, wie auch Autoren, die Kollegen übersetzen, pflegen und würdigen. Der Bund wäre bei seiner rigorosen Sparrunde gut beraten, die Sprachflüsse hierzulande nicht trocken zu legen.

swissinfo, Brigitta Javurek, Solothurn

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