Visitenkarte einer Randregion
Das Pferd und der Marché-Concours in Saignelégier sind untrennbar mit dem Kanton Jura und den Freibergen verbunden. Für das Hochplateau ist die Pferdemesse eine wichtige Visitenkarte.
Trotz des rauen Klimas auf einer Höhe zwischen 800 und 1000 Metern über Meer gibt es für die Einheimischen nur zwei Jahreszeiten: Jene vor und jene nach dem Marché-Concours, der jeweils am zweiten Augustwochenende stattfindet. Ab dem Winter bereiten sie sich und ihre Pferde für den Anlass vor.
Dieses Jahr stehen die Rennen im Vordergrund, wobei die Pferde teils ohne Sattel geritten oder vor Gespanne geschirrt werden. Erstmals seit 12 Jahren werden am Marché-Concours bei einigen Rennen auch wieder Wetten entgegengenommen.
Rund 120 Pferde treten zu den zwölf Rennen vom Freitagabend und vom Samstag an. Neun der Prüfungen sind Traberrennen, drei werden ohne Sattel ausgetragen. 15 weitere Rennen werden die mit Vierergespannen oder Römischen Wagen bestritten.
Tell als Ehrengast
Höhepunkt am diesjährigen Marché-Concours ist aber zweifellos der Umzug vom Sonntagnachmittag, an dem viele der rund 440 Pferde der Ausstellung gezeigt werden. Bei dieser Gelegenheit präsentieren sich auch die Ehrengäste – dieses Jahr die Innerschweizer Kantone Uri, Schwyz, Obwalden und Nidwalden. Ihre Delegation wird von Wilhelm Tell angeführt und von der berühmten Gotthard-Postkutsche.
Neben dem folkloristischen Wert ist der Marché-Concours im Hauptort der Freiberge auch ein Wirtschaftsfaktor. In Saignelégier mit seinen 2000 Einwohnern werden am 9. und am 10. August rund 40’000 Pferdefans erwartet.
Für die Bewohner der Grenzregion ist der Anlass auch eine Gelegenheit für Geschäfte. Viele Marktfahrer kommen aber auch aus anderen Landesteilen, vor allem aus der Deutschschweiz, von wo auch ein Drittel des Publikums anreist.
Freiberger Pferde als Label
Damit ist der Anlass für die Region Freiberge auch eine Gelegenheit, sich über den Jura hinaus zu präsentieren. Viele Reisegruppen, die Ferien in der Region buchen, interessierten sich für Touren zu Pferd oder in der Kutsche. Damit übersteigt die Bedeutung des Pferdes den ausgewiesenen Anteil der Pferdezucht von 3 bis 5% an der landwirtschaftlichen Leistung des Kantons bei Weitem.
Die rund 550 Züchter dagegen lassen sich eher von ihrer Leidenschaft als von Gewinnstreben leiten. Sie halten rund 4500 Pferde, zwei Drittel davon Freiberger. Zusammen mit den Beständen im Berner Jura gibt es heute rund 10’000 Tiere der einzigen Schweizer Pferderasse.
Freiberger sind von sanftem Wesen und vereinigen Kraft und Geschmeidigkeit in sich. Damit sind sie Sport-, Freizeit- und Arbeitstiere in einem. Verwendet werden sie für die Hippotherapie genauso wie zum Holzschleppen, als Zug- oder als Reitpferd. Am Marché-Concours in Saignelégier ist diese Vielseitigkeit zu sehen.
swissinfo und Gérald Hammel, sda
Der Marché-Concours findet vom 8. bis 10. August in Saignelégier zum 105. Mal statt.
Zum ersten Mal wurde er 1897 vom Bauernverband der Freiberge organisiert.
Seit 20 Jahren ist regelmässig ein Schweizer Kanton Ehrengast.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch