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Kostüme «Made in Italy» an der Fête des Vignerons

Mann im Hades-Kostüm an der Fête des Vignerons
Hades, der griechische Gott der Schatten und Toten, während der Vorstellung der 1999er-Ausgabe der Fête des Vignerons. Keystone / Patrick Aviolat

Es findet nur rund alle 20 Jahre statt. Das traditionelle Winzerfest (Fête des Vignerons) in Vevey. Für die diesjährige Ausgabe werden die rund 6000 Kostüme, die am Fest zum Einsatz kommen, in italienischen Ateliers produziert. Das sorgt für Kritik.

Die Arbeit ist titanisch. Nicht nur durch die schiere Menge, sondern auch, was die Qualität der Kostüme für die Fête des VigneronsExterner Link betrifft. Im Gegensatz zu anderen ähnlichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel einer Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, müssen diese Kostüme viel aushalten können.

Das Fest zu Ehren der Weinbautradition in Vevey dauert drei Wochen, vom 18. Juli bis 11. August 2019. Es ist eingetragen im Immateriellen Kulturerbe der Unesco und wird nur etwa fünfmal pro Jahrhundert durchgeführt.

Dieses Jahr leitet der Tessiner Regisseur und Choreograf Daniele Finzi Pasca das Fest. Unterstützt wird er durch die italienische Kostümbildnerin Giovanna Buzzi, mit der er bereits bei den Zeremonien der Olympischen Spiele in Turin und Sotschi zusammengearbeitet hat.

Um diese grosse Herausforderung anzugehen, stützte sich die vielfach ausgezeichnete Kostümbildnerin auf ihr Netzwerk aus 150 Ateliers. Die meisten davon befinden sich in Italien.

«Ich wollte für jede Kostümgruppe kleine Besonderheiten, auch wenn das Ganze eine Einheit bilden soll», sagte Buzzi gegenüber der Westschweizer Sonntagszeitung Le Matin Dimanche. «Die ganze Arbeit wurde aufgeteilt, so dass das Ergebnis nahezu perfekt ist. So durchlaufen beispielsweise die Schuhe fünf verschiedene Ateliers, bis sie fertig sind.»

Nicht allen gefällt die Tatsache, dass die 6000 Kostüme – insgesamt rund 25’000 Kleidungsstücke, da alle Teilnehmenden der Show mindestens eine Hose und zwei Hemden erhalten – in Italien hergestellt werden. In der Genfersee-Region kam es deshalb zu einiger Kritik.

«Ich bin enttäuscht, dass nicht die Schweizer Stärken und unser Fachwissen eingesetzt wurden, um zumindest einige dieser Kostüme herzustellen», sagte Mireille Dessingy, Präsidentin des Kostümbildner-Verbands der Romandie, gegenüber dem Westschweizer Radio RTS.

«Natürlich haben wir danach gesucht, denn es wäre einfacher gewesen, sie hier herzustellen. Aber wir hatten keine Wahl, es fehlten die dazu nötigen Arbeitskräfte», antwortete Frédéric Hohl, Geschäftsführer der Fête des Vignerons, in der gleichen Sendung.

Diese Polemik ist nicht neu. Bereits bei den beiden letzten Austragungen 1976 und 1999 wurde ein Grossteil der Kostüme in Frankreich hergestellt, was ebenfalls zu Kritik geführt hatte.

Die vier Jahreszeiten im Weinberg

Herzstück der Fête des Vignerons ist die tägliche Show in der 20’000 Zuschauer fassenden Arena.

«Die Aufführung zeigt ein Jahr im Leben eines Weinbergs, das anhand von etwa 20 Standbildern dargestellt wird und mit der Weinlese beginnt und endet», ist auf der Website der VeranstaltungExterner Link zu lesen.

Die verschiedenen Standbilder werden choreographisch von 5500 kostümierten Schauspielern, Schauspielerinnen und Komparsen dargestellt. Dieses Jahr sind erstmals mehr Frauen (2700) als Männer (1700) im Einsatz. Auch rund tausend Kinder werden teilnehmen.

Für den musikalischen Teil sind über tausend Chorsänger und Musiker verantwortlich.

Für die Kreation der etwa 70 verschiedenen Kostümgruppen der Darsteller und Chorsänger liess sich die Kostümbildnerin Giovanna Buzzi sowohl von vorangegangenen Fêtes des Vignerons inspirieren, «und da ganz besonders von den Aquarellen des Ernest Biéler aus 1905 bis 1927, als auch von den traditionellen Waadtländer und Freiburger Trachtenkostümen. Neu sind die Tier-, Insekten und Vogelkostüme, passend zur dramaturgischen Darstellung des [Regisseurs und Choreografen] Daniele Finzi Pasca», ist auf der Webseite weiter zu lesen.

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