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Weltnatur hilft Tourismus

Postkartenidylle Bietschorn: UNECO-Label soll Tourismus fördern. UNECO

Wintersportorte in der Schweiz kämpfen mit leeren Betten im Sommer. So hofft man auf der Bettmeralp, das UNESCO-Weltnaturerbe am Aletschgletscher bringe mehr Gäste.

Im Hotel «Alpfrieden» geht es an diesem Juliabend – eine Nacht vor der Übergabe der Weltnaturerbe-Urkunde der UNESCO – fast zu «friedlich» zu und her. Das Spitzenhotel auf der Bettmeralp im Oberwallis ist nicht das einzige, das noch Feriengäste behergen könnte.

«Wir machen im Sommer nur rund 30% des Jahresumsatzes», erklärt die Chefin des Hotels. Im Winter sehe es ganz anders aus. «Und in diesem Jahr könnten wir noch unter die 30% fallen», befürchtet sie.

Die Einheimischen beginnen hier, hoch oben über dem Rhonetal, zu mutmassen, ob denn nicht vielleicht doch der Euro schuld daran sein könnte. Möglicherweise wollen die Leute aus der Eurozone wirklich kein Geld mehr wechseln.

«Das Tessin hat ja noch mehr Einbussen, sagt meine Schwester, die dort lebt», meint die Alpfrieden-Chefin. Sie stellt übrigens noch ein weiteres Phänomen fest: «Die Gäste kommen zwar, aber sie geben viel weniger Geld aus.»

Die Expo.02 allein ist es nicht

Gelegentlich hört man auch hier auf der Bettmeralp, dass die Leute in diesem Jahr die Schweizer Landesausstellung Expo.02 besuchen und nicht die traditionellen Ferienorte in der Schweiz. Ob dem so ist, wird man erst im Oktober wissen. Der Rückgang der ausländischen Gäste, vor allem aus Deutschland, hat aber kaum etwas mit der Landes-Ausstellung zu tun.

Elke Avermiddig arbeitet in Frankfurt für einen dort ansässigen Ferien-Veranstalter. Gegenüber swissinfo meint sie, dass sich bei Ihnen die Expo.02 sehr schlecht verkaufe. «Ich denke, das gilt für ganz Deutschland», sagt Avermiddig.

Gründe dafür kann sie nicht nennen. Vielleicht, dass es sich herumgesprochen habe, dass die Ausstellung auch in der französisch-sprachigen Schweiz stattfindet. «Wir bringen die Deutschen einfach nicht dazu, in die welsche Schweiz zu reisen. Die wollen kein Französisch», weiss Elke Avermiddig. Darum ist sie froh, dass das UNESCO-Gebiet «Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn» in der deutschsprachigen Schweiz liegt.

UNESCO-Label

Samstagnacht wird im Beisein von viel Prominenz in der Nähe des grössten Gletschers der Alpen, dem Aletschgletscher, die UNESCO-Weltnaturerbe-Urkunde feierlich übergeben.

1972 wurde die internationale «Konvention zum Schutze des Kultur- und Naturerbes der Welt» von der Generalversammlung der UNESCO verabschiedet. Ihr Merkmal ist der Verbund von Natur und Denkmalschutz. Die Schweiz hat die Konvention 1972 unterzeichnet.

Das Naturgebiet rund um den längsten Gletscher der Alpen, den 24 km langen Aletschgletscher, wurde dieses Jahr von der UNESCO als Weltnaturerbe anerkannt. Das heisst, das Gebiet muss geschützt werden, so wie es die Konvention der UNESCO verlangt. Natur und Tourismus müssen künftig Hand in Hand gehen.

Naturschutz wird überwacht

Das Gebiet «Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn» ist das erste Weltnaturerbe der Alpen. Nebst den ältesten Bäumen der Schweiz im Aletschwald gibt es viel Schnee, Fels und Eis, seltene Pflanzen und neben den Murmeltieren auch zahlreiche Zeugnisse der zurückliegenden Eiszeit.

Eine Interessen-Gemeinschaft bestehend aus Vertretern der Burgschaften, der Gemeinden, des Tourismus, der Forst- und Landwirtschaft sowie Naturschutz-Organisationen sorgen dafür, dass der Tourismus «sanft» bleibt.

Ob es gelingt, ist eine andere Frage und sie drängt sich auf, wenn man die Liste der vielen hundert Journalisten und Journalistinnen aus aller Welt – vor allem aus Fernost – betrachtet.

Doch wie sagt Dr. Mechthild Rössler, die UNESCO-Vertreterin aus Paris, gegenüber swissinfo? «Die Urkunde des UNESCO-Weltnaturerbes können wir auch wieder wegnehmen.»

Urs Maurer

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