Wohlwollende Reaktionen zur «Veto»-Demo
Der Aufmarsch von 20'000 Berner Kantonsangestellten auf dem Bundesplatz wurde breit kommentiert - und als Rote Karte an die Regierung gedeutet.
Die Demonstration stand unter dem Motto «Veto – Gegen die Demontage des Service public».
Die grosse Demonstration gegen den Abbau des Service public, wie ihn der schuldengeplagte Kanton Bern plant, fand ihren Niederschlag in den Kommentaren der Schweizer Presse vom Samstag.
Nationales Signal
Was eigentlich ein Kantonal-bernerisches Problem sein könnte, ist in Zeiten der wirtschaftlichen Hiobsbotschaften, der durchhängenden Konjunktur und über 100’000 Arbeitslosen in der Schweiz eine Kundgebung mit nationaler Bedeutung.
Der Tessiner Corriere del Ticino berichtet mit einem Bild des vollen Bundesplatzes, auch die Neue Luzerner Zeitung druckt ein Bild der roten Fahnen vor dem Parlamentsgebäude und der Zürcher Tages-Anzeiger titelt stellvertretend «20’000 gegen das Sparen».
Noch mehr Sparübungen auf Kosten der Angestellen
Die Berner Zeitung schreibt dazu: «Der Aufschrei von 20’000 Angestellten, Lehrkräften und Pflegepersonen des Kantons Bern überrascht nicht. Denn die Staatsbediensteten haben in den letzten Jahren Hunderte von Millionen Franken zur Verbesserung der finanziellen Lage des Kantons Bern beigesteuert – mit entsprechenden Abstrichen. (…) Mit der vom Regierungsrat verabschiedeten (…) strategischen Aufgabeüberprüfung droht den Staatsangestellten weiteres Ungemach.»
Misstrauensvoten an die Kantons-Regierung
Und die andere Zeitung aus Bern, der Bund, gibt unter dem Titel «Rote Karte für Regierung» zu bedenken, dass alles so einfach nicht ist: «Sie jammern, alle jammern. Jene, die nicht über die Sparmassnahmen jammern, jammern über das jammernde Personal. Sollen es doch froh sein, überhaupt Arbeit zu haben (…), und einsehen, dass der Kanton nicht umhin kommt, weiter zu sparen (…).
‹Panikmache› wirft etwa der Verband Bernischer Arbeitgeber-Organisationen den (…) Gewerkschaften vor. Just jener Verband, der (…) eine Steuersenkung um 10 Prozent fordert und damit seinerseits die Sanierungsbemühungen des Kantons torpediert. (…) Die Politik muss Antworten finden. Und sie muss sowohl den Druckversuch der Wirtschaft wie auch den eindrücklichen Aufmarsch des Personals ernst nehmen. Beides sind Misstrauensvoten an die Politik, die im Kanton Bern klar bürgerlich dominiert ist.»
swissinfo, Philippe Kropf
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