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Zürcher Ehre für den «poète maudit» Rimbaud

Rimbaud - gezeichnet von Verlaine. Musée-Bibliothèque Arthur Rimbaud, Charleville-Mézières

"Ich ist ein anderer" - eine Ausstellung im Zürcher Museum Strauhof widmet sich dem "Mythos Rimbaud", dessen Geburtstag sich zum 150. Mal gejährt hat.

Arthur Rimbauds gesamtes Werk entstand in nur vier Jugendjahren: Mit 21 beschloss er, auf jegliche literarische Tätigkeit zu verzichten.

Die Surrealisten adoptierten ihn als Vorläufer, die Aufständischen des Pariser Mai 68 schmückten Hauswände mit Rimbaud-Zitaten – als Graffiti sind sie jetzt im Strauhof zu sehen.

Cocteau, Picasso, Léger haben ihn gemalt, sein Gesicht, ikonenhaft schematisiert, prangte sogar auf der Berliner Mauer. Dieses Bruchstück ist ebenfalls ausgestellt.

Zweisprachige Ausstellung

Die Zürcher Romanistin Ruth Gantert hat die Ausstellung im Museum Strauhof kuratiert. Die Schau ist auf wesentliche Zeugnisse konzentriert, die eine rätselhafte Dichterexistenz des 19. Jahrhunderts nachzeichnen.

Sie zeigt Briefe Karikaturen, Manuskripte, Filmausschnitte, Porträts und ist zweisprachig konzipiert.

Die fünf Räume sind wie im gleichnamigen Gedicht in den Farben der «Voyelles», Schwarz, Weiss, Rot, Grün, Blau, beleuchtet. Sie lassen den Dichter selbst zu Wort kommen – in Originalsprache mit Übersetzungen, in Briefen, Gedichten, programmatischen Texten.

Der vor 150 Jahren in Charleville im Norden Frankreichs geborene Arthur Rimbaud gehörte zu den spektakulärsten Exponenten der französischen Literatur und gilt als Wegbereiter des Symbolismus.

Seine Lyrik – Ausdruck der Auflehnung gegen Konventionen aller Art – wirkte besonders auf die Expressionisten und Surrealisten des 20. Jahrhunderts.

Aufsässig und brillant

«Meine Geburtsstadt gehört unter den kleinen Provinzstädten zu den dümmsten», schrieb der Sohn eines Offiziers und einer autoritären Mutter einst.

Rimbaud war ein aufsässiger, aber brillanter Schüler. 1869 erhielt er den ersten Preis in lateinischen Versen bei einem akademischen Wettbewerb.

Zwei Jahre später schickte er an den französischen Dichter Paul Verlaine Langgedichte aus dem Werk «Das trunkene Schiff», in dem er seine Enttäuschung über das Scheitern der Pariser Kommune (Mai 1871) verarbeitet hatte.

Im September 1871 verliess er auf Drängen Verlaines Charleville. «Kommen Sie, teure grosse Seele, man ruft Sie, man wartet auf Sie», schrieb Verlaine an Rimbaud, der zu ihm nach Paris zog.

Als Rimbaud zwei Jahre später die Beziehung beenden wollte, schoss Verlaine auf ihn – was ihm zwei Jahre Gefängnis einbrachte.

Zwielichtig

Diesen Bruch mit Verlaine verarbeitete Rimbaud in der bekannten Prosagedichtsammlung «Ein Aufenthalt in der Hölle».

«Genug gesehen. Genug gesehen. Genug gekannt», schrieb Rimbaud in dem Gedicht «Abschied», bevor er in entfernt gelegene Gefilde floh.

Er lebte in Norwegen, Zypern und die letzten elf Jahre seines Lebens in Afrika, wo er zwielichtige Geschäfte als Waffenschieber betrieb, seine Spuren verwischte und sich in Schweigen hüllte.

«Er ist auf ewig auf die Einsamkeit, die Armut und diese wilde Pflicht vereidigt, sich von allen Verbindungen durch einen ständigen Abschied loszureissen», schrieb der französische Dichter Paul Claudel.

Esoterisch

Nach einer letzten Überquerung der äthiopischen Wüste liess sich Rimbaud halb gelähmt nach Marseille zurückbringen. Ihm wurde wegen eines krebsartigen Tumors am Knie das rechte Bein amputiert.

Er starb am 10. November 1891 in Marseille im Alter von 37 Jahren und hinterliess der Nachwelt eine metaphern- und assoziationsreiche Poesie, deren Sprache er von strengen Versmassen und konventionellen Bildern befreite.

Rimbauds Werk, das der Dichtung der Dekadenz zugeschrieben wird, ist voller esoterischer und seherischer Gedichte. Es spiegelt weitgehend ein nihilistisches Weltbild wider, was ihn zum «Mystiker im wilden Zustand» und «geistigen Anarchisten» werden liess.

swissinfo

Die Ausstellung «Je est un autre» im Zürcher Museum Strauhof ist noch bis am 27. Februar zu sehen.

Sie stellt den «Mythos Rimbaud» vor, indem sie den Dichter anhand von Portraits und Dokumenten in seinem Umfeld und in seiner Wirkung auf die Nachwelt zeigt.

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