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Zürich schwächt Besucherzahl der Landesmuseen

Landesmuseum Zürich: Die grösste Sammlung historischer Gegenstände der Schweiz. Keystone

Die Schweizer Landesmuseen wollen dem anhaltenden Besucherschwund mit neuen Ausstellungen entgegentreten. Der Rückgang geht auf das Konto der Zürcher Museen.

Nach dem turbulenten 2006 soll die Musee-Suisse-Gruppe eine neue juristische Form und ab 2008 auch neuen Direktor, der auch der heutige sein kann, erhalten.

Zwar verzeichnen die übrigen sechs der acht Museen, die in der Musee-Suisse-Gruppe zusammengefasst sind, einen Anstieg der Besucherzahlen.

Doch das markante Haus beim Bahnhof Zürich wurde von weniger Leuten besucht, als in früheren Jahren.

Die Ausstellung «Preview – Streifzug durch die Schweiz im 20. Jahrhundert» zog bei weitem nicht so viele Interessierte an, wie erwartet, sagte Andreas Spillmann, der interimistische Direktor des Landesmuseums in Zürich.

Die Schweizer Landesmuseen schauen auf ein bewegtes und schwieriges Jahr zurück: So war der Direktor, Andres Furger, per Ende Juni nach einem tiefen Zerwürfnis mit Jean-Frederic Jauslin, Chef des Bundesamtes für Kultur (BAK), zurückgetreten.

Noch bis Ende 2007 bleibt Andreas Spillmann interimistischer Direktor der Schweizerischen Landesmuseen.

Weg von der Bundesverwaltung

Zu vielen Diskussionen hat auch die Festlegung der künftigen Museumspolitik des Bundes geführt. Die Botschaft dazu soll dem Eidgenössischen Parlament in einem halben Jahr vorgelegt werden. Zudem wurden 13 Stellen abgebaut.

Dass im Rahmen der neuen Museumspolitik des Bundes die Landesmuseen
aus der Bundesverwaltung ausgegliedert werden sollen, ist laut Spillmann unbestritten. Spätestens im Herbst solle die entsprechende Botschaft dem eidgenössischen Parlament unterbreitet werden, sagte er.

Aber auch das Interesse der Bevölkerung hat offenbar weiter abgenommen. So besuchten im vergangenen Jahr knapp 240’000 Personen die Dauerausstellungen in den Museen. Im Vorjahr waren es noch gut 4% mehr gewesen.

Kooperation zwischen den Museen

Nach dem turbulenten 2006 ist für dieses Jahr ein schweizergeschichtliches Programm geplant, das auf Kooperation zwischen den Häusern setzt, wie am Freitag bekannt gegeben wurde.

So will die Musee-Suisse-Gruppe wieder mehr Besucher anlocken – die Dauerausstellungen waren seit Jahren nicht mehr erneuert worden.

Dabei setzen die Landesmuseen auf Schweizer Stärken und Kooperation zwischen den Häusern: Für das laufende Jahr ist ein explizit schweizergeschichtliches Programm geplant.

So soll im Waadtländer Schloss Prangins Zürcher Porzellan und in Zürich die Fribourger-Fayence ausgestellt werden. Ebenfalls geplant sind auch eine Hommage an die Deutschschweizer Uhrmacherkunst und die Präsentation von Holzskulpturen mit Heiligen in der Weihnachtszeit.

Landesmuseum wird ausgebaut

Ein Schwerpunkt soll die historische Ausstellung «In heikler Mission – Geschichte der Schweizer Diplomatie» im Landesmuseum Zürich darstellen.

Aber auch ausserhalb der Ausstellungen haben die Museen im kommenden Jahr viel vor. Das neue Sammelzentrum im ehemaligen Zeughaus Affoltern soll im kommenden Oktober eingeweiht werden. Zwei von drei Bauten sind bereits fertig gestellt und werden gegenwärtig eingerichtet.

Das Vorprojekt zur Erweiterung des Zürcher Landesmuseums war in den vergangenen Monaten überarbeitet worden und wird der Baukommission inklusive Baukosten-Kalkulation Ende kommenden März vorgestellt.

«Der Erweiterungsbau des Landesmuseums Zürich ist politisch gesetzt», sagte Direktor Andreas Spillmann.

Anfangs 2008 will der Bauherr, das Bundesamt für Bauten und Logistik, das Baugesuch einreichen. Danach wird dem Parlament die Baubotschaft vorgelegt.

swissinfo und Agenturen

Mit 1000 Ausstellungs-Räumen für Themen aus Kultur, Geschichte und Wissenschaft weist die Schweiz einer der höchsten Museumsdichten in Europa auf.

Der Bund besitzt 15 Museen. Acht davon bilden die Gruppe Musée Suisse.

Die beiden wichtigsten Einrichtungen sind das Schweizerische Landesmuseum in Zürich und das Schloss Prangins im Kanton Waadt. Sie beherbergen über eine Million historische Zeugnisse aus der Antike bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.

Die anderen sechs nationalen Museen sind themenbezogen: Das Schweizerische Zollmuseum in Gandria (Tessin); das Museum für Musikautomaten in Seewen (Solothurn), das Forum der Schweizer Geschichte in Schwyz (Schwyz), die Schlossdomäne Wildegg (Aargau), das Museum Bärengasse in Zürich und das Zunfthaus zur Meisen (Zürich).

Das Berner Zentrum Paul Klee, das Naturmuseum Winterthur und das Reformationsmuseum Genf sind vom European Museum Forum (EMF) für den «2007 Museum of the Year Award» nominiert worden. Dem Reformationsmuseum wurde zudem ein Spezialpreis zugesprochen.

Für den European Museum of the Year Award 2007 (EMYA) haben sich über 40 Museen aus 20 europäischen Ländern beworben. Das EMF ist eine Non-Profit-Organisation und steht unter der Aegide des Europarates.

Verliehen wird die Auszeichnung im Rahmen eines Kongresses, der vom 2. bis 5. Mai im spanischen Alicante stattfindet.

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