Schweizer Perspektiven in 10 Sprachen

0:1 – Schweiz verliert Abwehrschlacht gegen Chile

Frühe Entscheidung: Nach einer halben Stunde muss Valon Berahmi vom Platz. Reuters

Die Hypothek des frühen Ausschlusses Valon Behramis wog zu schwer: Die dezimierte Hitzfeld-Elf hat gegen die anstürmenden Südamerikaner knapp 0:1 verloren. Die Chancen für die Achtelfinalqualifikation sind aber nach wie vor intakt.

«Valon Behrami hat ganz klar nicht geschlagen, die schauspielerische Einlage des Chilenen hat mit Fussball nichts mehr zu tun», kommentierte der Schweizer Nati-Trainer Ottmar Hitzfeld nach Spielende immer noch frustriert die Schlüsselszene.

«Die Chilenen sind eine sehr starke Mannschaft, das verlangte einen enormen läuferischen Einsatz.» Deshalb habe er auch die Defensive verstärken müssen.

Der vergebenen Möglichkeit zum Ausgleich kurz vor Schluss trauerte auch er nach. «Schade, dass Eren Derdiyok in der 90. Minute die Chance nicht nutzte, er brauchte nur noch die Ecke auszusuchen.»

Doch Hitzfeld wäre nicht Hitzfeld, liesse er nach einer solchen Enttäuschung den Kopf hängen. «Wir müssen uns nun gut erholen und uns als Team wieder aufrichten. Ich gehe mit Optimismus ins dritte Gruppenspiel.»

In der gleichen Gruppe besiegte Spanien am Abend Hondurras 2:0. Mit einem Sieg gegen Chile stehen die Iberer mit Sicherheit im Achtelfinal. Hitzfelds Team hingegen benötigt am Freitag im letzten Gruppenspiel gegen das bisher punktelose Honduras einen Sieg mit mindestens zwei Toren Unterschied, um sicher eine Runde weiter zu kommen.

Mut zum Wechsel

«Never change a winning team», ändere nie eine siegreiche Mannschaft, lautet eine Regel aus der Welt des Sports. Der Coach der Schweiz setzte sich für einmal darüber hinweg und liess gegen Chile eine auf zwei Positionen veränderte Equipe auflaufen.

Gegenüber dem Sensations-Team, das am Mittwoch WM-Mitfavorit Spanien besiegt hatte, spielte im Sturm der wiedergenesene Kapitän Alex Frei für Eren Derdiyok und im rechten Mittelfeld ersetzte Valon Behrami Tranquillo Barnetta.

Vom Start weg unter Druck

Die Südamerikaner erwiesen sich sogleich als die erwartet starken Gegner. Nach zehn Minuten war Torhüter Diego Benaglio erstmals gefordert, als er innert Sekunden zwei harte Schüsse mit den Fäusten parieren musste.

Die Südamerikaner insistierten in der Anfangsphase in den Zweikämpfen mehr als die Schweizer. Ihr hartes Einsteigen sanktionierte der Referee aus Saudiarabien bis zur 25. Minute mit drei gelben Karten.

Umstrittener Schiedsrichterentscheid

Nach exakt einer halben Stunde dann der Schock für die Schweiz: Nach einem harten Zweikampf im rechten Couloir schickte der Schiedsrichter Behrami vom Feld. Auf der Bank geriet der sonst immer beherrschte Hitzfeld ausser sich vor Wut. Die Aktion war höchstens gelbwürdig gewesen, der Armeinsatz Behramis in Gesichtsnähe des Gegenspielers kann nie und nimmer als Tätlichkeit taxiert werden.

Die Unterzahlsituation zwang nun Hitzfeld früh zu einer Verstärkung der Defensive: Für Kapitän Frei kam noch vor der Pause der Mittelfeldspieler Tranquillo Barnetta.

Lange gute Organisation

Dass die dezimierten Schweizer das 0:0 gegen die nun anstürmenden Chilenen in die Pause retten konnten, verdankten sie einerseits dem erneut auf Weltklasseniveau agierenden Benaglio.

Mit derselben Sicherheit und Effizienz stand andererseits auch die Verteidigung. In der Viererkette überzeugten erneut die beiden Stephan – Stéphane Grichting im Zentrum und Stephan Lichtsteiner auf Rechts.

Kurz nach Wiederanpfiff hatten die Schweizer Glück, dass der vermeintliche Führungstreffer Chiles wegen Abseits aberkannt wurde.

Derdyioks Ball

Das pausenlose Pressing der Chilenen erhöhte in der Schweizer Abwehr – nun in einer Sechserkette formiert – die Fehlerquote. Nach einem katastrophalen Fehlpass Grichtings war es einmal mehr Benaglio, der die Schweizer WM-Hoffnungen mit einer weiteren Grosstat intakt hielt.

Eine Viertelstunde vor Schluss mussten die Schweizer kapitulieren: Nach einem Durchbruch auf der rechten Seite konnte Gonzalez zum Siegestreffer einköpfeln.

Ärgerlich, dass in der letzten Minute der regulären Spielzeit Eren Derdiyok eine so genannte Hundertprotzentige zum Ausgleich verpasste. Er zog den Schuss am Tor vorbei.

Renat Künzi, swissinfo.ch

16. Juni, Durban (16h): Spanien-Schweiz: 0:1

21. Juni, Port Elizabeth (16h): Schweiz-Chile: 0:1

25. Juni, Bloemfontein (20h30): Schweiz-Honduras

Beliebte Artikel

Meistdiskutiert

In Übereinstimmung mit den JTI-Standards

Mehr: JTI-Zertifizierung von SWI swissinfo.ch

Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!

Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft