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1. Mai in Zürich als Polizei-Testlauf gegen Hooligans

Die Polizei kontrolliert festgenommene Personen am 1. Mai in Zürich. Keystone

Im Rahmen der 1.-Mai-Kundgebung hat die Zürcher Polizei am Donnerstag über 300 Personen festgenommen. Viktor Györffy, Präsident des Vereins grundrechte.ch, sieht darin einen Testlauf für die Euro 08.

Grosseinsatz der Zürcher Polizei am 1. Mai: Sie nahm am Donnerstag bis Mitternacht 301 Personen fest. Mit Ausnahme von sechs Verhafteten wurden alle bis Freitagnachmittag wieder auf freien Fuss gesetzt, wie die Zürcher Behörden mitteilten.

Trotz der massiven Polizeipräsenz kam es auch dieses Jahr zu Sachschäden. Diese fielen aber geringer aus als in den Vorjahren, zog Esther Maurer von der Zürcher Stadtregierung Bilanz. Zwölf Personen wurden verletzt.

Positives Fazit auch bei der Polizei, wo Stadt- und Kantonspolizei erstmals über dieselben Informationen verfügten. Die beiden Korps hätten gut harmoniert, sagte Hansjakob Baumann, Einsatzleiter der Kantonspolizei. «Das stimmt mich sehr zuversichtlich für die Euro 08».

Zudem habe die Kantonspolizei Erfahrungen für die Haftorganisation in der Polizeikaserne gesammelt. An der Euro 08 werden Festnahmen laut Baumann auf dieselbe Weise organisiert.

Auffallend hohe Polizeipräsenz

Für Viktor Györffy, Präsident des Vereins grundrechte.ch, hat die Zürcher Polizei am Donnerstag viel mehr als die von Baumann erwähnte Haftorganisation in der Kaserne getestet. Nämlich die Einsatzstrategie gegen randalierende Hooligans an der Euro 08, die in gut einem Monat in der Schweiz und Österreich beginnt.

Der Zürcher Anwalt sieht «augenfällige» Parallelen zwischen dem 1.-Mai-Einsatz und einem möglichen Szenario gegen gewalttätige Fussballfans. «Bei beiden Einsätzen geht es um die Frage: ‹Wie werden wir schnell und sauber mit sehr vielen Verhafteten fertig?'», sagt Györffy gegenüber swissinfo.

Als Anzeichen für solche Parallelen wertet der Anwalt die hohe und gut sichtbare Polizeipräsenz und die hohe Zahl der Verhafteten. Für Györffy deuten aber insbesondere auch die polizeilichen Zutrittskontrollen auf dem Kanzlei-Areal und die Durchsuchung von Effekten der dortigen Konzertbesucher klar in diese Richtung.

«Das war ein Fanzonen-Szenario ‹en miniature›, denn ich kann mich nicht an solch flächendeckende Kontrollen erinnern», sagt der Grundrechts-Spezialist.

Schlussbild mit brennenden Autos

Dass der 1.-Mai-Einsatz der Zürcher Polizei ein Testlauf im Vorfeld der Euro 08 war, dafür sieht Györffy noch ein weiteres Indiz. «Im Unterschied zum Fall Altstetten, wo die Zürcher Polizei im Herbst 2005 aus einem Eisenbahnzug 400 Fans des FC Basel (darunter auch Familien und Kinder, die Red.) verhaftet hatte, war die Polizei diesmal offenbar spezifisch auf eine grosse Zahl Verhafteter vorbereitet.»

Im Herbst 2005 dagegen habe bei der Unterbringung und der Behandlung der Festgenommenen ein grosses Chaos geherrscht.

«Mir scheint klar, dass die Ordnungskräfte den polizeilichen Ablauf steuern können und mehr oder weniger Personen verhaften können», schliesst Györff. Anders ist es für ihn nicht verständlich, dass die Polizei am Donnerstag lange Zeit alle Ansammlungen von Randalierern konsequent auflöste, später am Abend aber davon abrückte.

So kam es doch noch zum altbekannten 1.-Mai-Schlussbild mit brennenden Autos.

swissinfo, Renat Künzi

Bürgerliche Politiker fordern nach den neuerlichen Ausschreitungen, keine Bewilligungen mehr für 1.-Mai-Anlässe zu erteilen.

Die SVP des Kantons Zürich verdeutlichte am Freitag das Anliegen ihrer parlamentarischen Initiative zur Abschaffung des Ruhetags am 1. Mai. Es sei nicht einzusehen, wieso dieser Tag, welcher vor allem durch Gewalt, Chaos und «Krawalltourismus» geprägt sei, noch länger als «Feiertag» im Kanton Zürich begangen werde.

Für die Stadtzürcher SP kommt ein Verbot indes nicht in Frage. «Was gestern geschah, kann auch bei einem Veranstaltungsverbot eintreten», hielt die Partei in einer Mitteilung fest.

Die SP kündigte an, mit den Gewerkschaften und dem 1.-Mai-Komitee die Ereignisse im Hinblick auf nächstes Jahr zu überdenken und Schlüsse daraus zu ziehen.

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