1000-jähriger Edel-Stein am Rhein
Am 7.7.07 feiert das kleine Schaffhauser Städtchen Stein am Rhein sein 1000-jähriges Bestehen. Das touristische Kleinod in der Nordostschweiz blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück.
Mit diversen Festivitäten wird dieses Jahr das erste Millennium begangen. Doch bereits vor 7000 Jahren lebten Menschen auf diesem Flecken am Ende des Bodensees.
Genauso gut hätte die preisgekrönte Stadt einige tausend Jahre mehr feiern können. Die tausend Jahre, die 2007 begangen werden, haben aber einen triftigen Grund.
«Die Römer waren hier, die Alemannen waren hier», sagt Stadtpräsident Franz Hostettmann gegenüber swissinfo. «Aber mit der Ansiedlung der Benediktiner-Abtei des Klosters St. Georgen hat Stein am Rhein seinen jetzigen Anfang genommen.»
Das war 1007, und seither ist viel Wasser den Rhein hinunter geflossen. Hostettmann ist ein wandelndes Lexikon. Der gebürtige Freiburger lebt seit über 30 Jahren in Stein am Rhein. Seit Ende 1994 ist er Stadtpräsident.
In seinem holzgetäferten Büro im historischen Rathaus holt er aus zum historischen Rundumschlag. «Stein am Rhein hat verschiedenste kriegerische Ereignisse erlebt, einige Stadtbrände», weiss er. Immer wieder kam die Brücke zu Schaden.
Und seit 550 Jahren ist das touristische Juwel bereits eine freie Stadt, ein weiterer Grund zur Freude. «Im Jahr 1457 hat sich Stein am Rhein aus der Herrschaft der Herren von Hohenklingen ausgekauft und sich 1459 mit Zürich und Schaffhausen verbündet.»
Zwischen diesen beiden Kantonen war der Ort hin und hergerissen, bis der siegreiche Napoleon 1803 schliesslich ein Machtwort sprach und Stein dem Kanton Schaffhausen zuschlug.
Abhängig vom Tourismus
Heute droht von den Österreichern keine Gefahr mehr. Eher kommen sie, zusammen mit Menschen aus aller Herren Länder, als Touristen in den Ort. 800’000 bis eine Million sind es pro Jahr. Doch vom grossen Touristenstrom profitiert die Stadt nicht viel.
«Wir haben ein Problem», sagt Hostettmann. «Die Wertschöpfung aus dem Besuchertourismus ist eher gering, weil Besuchende im Schnitt nur etwa drei Stunden bei uns bleiben.» Hotel- und Kongressgäste verweilen etwas länger, jedoch auch nur durchschnittlich 1,6 Nächte.
Dem will die Stadt nun Abhilfe schaffen. Mit der Wiedereröffnung der restaurierten Burg Hohenklingen hoch oben über Stein.
«Hohenklingen wird selbstverständlich ein touristischer Höhepunkt unserer Stadt sein», betont Hostettmann. «Und wir versuchen, die Verweildauer mit der Sanierung und einer besseren Erschliessung der Burg zu erhöhen.»
Ein Glücksfall
Die Renovation hat die Stadt der Jakob und Emma Windler-Stiftung zu verdanken, welche die Kosten von 22,7 Mio. Franken übernimmt.
Weitere 12,7 Millionen investierte die Stiftung in den Umbau des alten Spitals zum heiligen Geist, 12 Mio. Franken in die historische Altstadt.
Die Stiftung geht zurück auf einen Steiner, der in der chemischen Industrie Karriere gemacht hat. Dessen Verwandte, die Geschwister Emma und Jakob Windler, waren kinderlos und ledig verstorben und hinterliessen ein Vermögen von einigen hundert Mio. Franken.
«Wir haben das grosse Glück, dass wir Dank der finanziellen Unterstützung durch diese Stiftung namhafte alte Bauten sanieren, die alte Bausubstanz erhalten und mit moderner Architektur in Einklang bringen können», sagt Hostettmann.
Ehre verpflichtet
Und die Zähringerstadt kann stolz sein auf ihr Ortsbild. Schliesslich hat sie 1972 den ersten Wakkerpreis erhalten, der für beispielhaften Ortsbildschutz vergeben wird. Dies ist auch eine Verpflichtung.
«Der Erhalt unseres Stadtbildes, der Landschaft und der Natur ist für uns eine vornehme Verpflichtung, die wir gerne erfüllen», schliesst der Stadtpräsident.
swissinfo, Christian Raaflaub
Das heutige Stein am Rhein entstand ab 1007 durch die Ansiedlung der Benediktiner-Abtei des Klosters St. Georgen.
Der Ort am Ende des Bodensees, 413 Meter über Meer, hat seit 1385 das Stadtrecht.
Heute leben 3193 Menschen in Stein am Rhein.
Jährlich besuchen rund 1 Mio. Touristen die preisgekrönte Altstadt.
Bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. lebten Fischer und Bauern in der Gegend.
Bereits die Römer errichteten eine erste Brücke über den Rhein und um 300 ein Kastell südlich des Flusses.
Im 6. Jahrhundert wurde dort eine Kirche gebaut.
1007 verlegte Heinrich II. das Benediktiner-Kloster von Hohentwiel (D) an den Rhein, die Geburtsstunde der heutigen Stadt.
Dank der verkehrsgünstigen Lage am Ende des Sees und am schiffbaren Rhein wurde Stein bald ein blühender Handels- und Marktplatz.
1457 kaufte sich die Stadt frei und schloss sich zwei Jahre darauf wegen der Bedrohung durch Österreich Schaffhausen und Zürich an. So kam sie zur Eidgenossenschaft.
1803 wurde Schaffhausen durch Napoleon dem Kanton Schaffhausen zugeteilt.
1863 legte ein Grossbrand Teile des Städtchens in Schutt und Asche.
1945 bombardierten US-Bomber die Stadt irrtümlich. Neun Menschen verloren das Leben.
1972 wurde Stein am Rhein mit dem ersten Wakkerpreis ausgezeichnet.
7.7.: Offizieller Festakt
7.7. – 11.8.: Freilichtspiel «No e Wili» auf dem Rathausplatz, mit rund 400 Schauspielern und Helfern
1.8.: Bundesfeier
24. – 25.8.: Chlingen Openair
31.8. – 2.9.: Stadtfest / Kinderfest
September: Eröffnung Burg Hohenklingen
2.12.: Stadtlauf
3. – 31.12.: Märlistadt
8. – 9.12.: Weihnachtskonzert
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