Abschied von Corinne Rey-Bellet
Die ehemalige Schweizer Skirennfahrerin Corinne Rey-Bellet und ihr Bruder Alain, die am Sonntag ermordet worden waren, sind am Freitag im Wallis beigesetzt worden.
Rund 600 Menschen, Familienangehörige, Freunde und Bekannte, darunter viele Kollegen aus dem Sport, erwiesen den Beiden in der Kirche von Val d’Illiez die letzte Ehre.
«Wir sollten heute nicht hier sein, um von Corinne und Alain Abschied zu nehmen. Es ist nicht normal, dass Menschen in diesem Alter und auf so dramatische Weise sterben», sagte katholische Priester von Val d’Illiez in der übervollen Kirche.
Versammelte Ski-Grössen
«Ich hätte es nicht für möglich gehalten, so etwas jemals erleben zu müssen, sagte der ehemalige Skistar Pirmin Zurbriggen, der wie Ex-Weltmeister Michael von Grünigen mit seiner Gattin zur Trauerfeier gekommen war.
Weiter waren auch Erika Hess, Marie-Thérèse Nadig, Lise-Marie Morerod, Sonja Nef, Karin Rothen sowie weitere ehemalige und noch aktive Athletinnen des Kaders nach Val d’Illiez gereist. So Fränzi Aufdenblatten, Nadia Styger oder Didier Cuche. Im Kreis der Trainer waren Angelo Maina und Hans Pieren zu sehen.
Uhr angehalten
Die Skirennfahrerin Sylviane Berthod und die ehemalige Rennkollegin Chantal Bournissen erinnerten an ihre «Zimmergenossin, ihr Lachen und ihren festen Charakter». «Wir, die wir immer Hundertstelssekunden nachgerannt sind, Eure Stoppuhr hat nun plötzlich angehalten», sagten sie in ihrer Rede.
Er sei hier als Privatmann und aus Solidarität mit den betroffenen Familien, die er sehr gut gekannt habe, sagte Jean-Daniel Mudry, ehemaliger Direktor des Schweizer Verbandes Swiss-Ski.
Ebenfalls als Privatmann kam der Walliser Regierungsrat Jean-Jacques Rey-Bellet, der mit der Trauerfamilie entfernt verwandt ist.
Gedanken bei Mutter und Sohn
Mehrere hundert Menschen samt einer grossen Medienschar verfolgten die Messe vor der Kirche über Lautsprecher.
Der Priester wandte sich auch an die Hinterbliebenen: an die durch Schüsse vom Sonntagabend schwer verletzte Mutter der Opfer, aber auch an den Vater und den erst zweijährigen Sohn der 2003 abgetretenen Spitzensportlerin, der die Bluttat im Elternhaus der Rey-Bellets in Les Crosets unverletzt überlebte.
Mutter immer noch schwer verletzt
Von der engsten Familie nahm der Vater des getöteten Geschwisterpaares am Beerdigungs-Gottesdienst teil. Für die Mutter, die schwer verletzt im Spital liegt, war eine Teilnahme völlig ausgeschlossen.
Die Polizei hat nach eigenen Angaben inzwischen mit ihr sprechen können. Der Frau sei bewusst, dass ihre beiden Kinder tot seien, sagte der Gemeindepräsident von Val d’Illiez und Verwandte der Rey-Bellets, Philippe Es-Borrat, in einem Interview der Walliser Zeitung «Le Nouvelliste» vom Freitag.
Stadler telefonierte noch mit Vater
An der Trauerfeier kamen aber auch Familienangehörige und Freunde des 34-jährigen Ehemanns und Täters aus St. Gallen, der nach seiner Flucht am vergangenen Dienstag in einem Wald bei Ollon im Waadtland Selbstmord begangen hatte.
Gerold Stadler habe vor seinem Suizid noch mit seinem Vater telefoniert, sagte Es-Borrat weiter. Über den Inhalt dieses Gesprächs wurde allerdings bisher nichts bekannt.
swissinfo und Agenturen
Corinne Rey-Bellet und ihr Bruder Alain waren am letzten Sonntag im Elternhaus in Les Crosets im Kanton Wallis mit Schüssen ermordet worden.
Am Montag klagte der zuständige Untersuchungsrichter Gerold Stadler als Täter an. Der St. Galler Privatbanker bei der Credit Suisse war der Ehemann von Corinne Rey-Bellet. Auch war er Offizier der Schweizer Armee.
Am Mittwochabend wurde seine Leiche in einem Wald nahe des Ortes Villars im Kanton Waadt gefunden. Die Todeszeit lag laut Behörden 36 Stunden zurück.
Am Donnerstag bestätigten die Behörden, dass Stadler sich mit seiner Pistole selber getötet hatte. Rey-Bellet und Stadler hatten einen zweijährigen Sohn, der zur Tatzeit im Haus war, aber unverletzt blieb.
Das Motiv der Bluttat ist nach wie vor nicht geklärt.
Corinne Rey-Bellet wurde am 2. August 1972 in Val d’Illiez im Wallis geboren.
Ihr grösster Erfolg als Rennfahrerin war die Silbermedaille bei den Ski-Weltmeisterschaften 2003 in St. Moritz.
Zwischen 1999 und 2003 errang sie 5 Weltcupsiege, zwei im Super-G und drei in der Abfahrt.
Im Weltcup stand sie 15 Mal auf dem Podest.
2003, nach der WM in St. Moritz, beendete sie wegen Verletzungen ihre Profi-Karriere.
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