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Achterbahn der Gefühle

Modell des Mystery Parks in Interlaken. Keystone

Staunen über die Rätsel dieser Welt. Am 24. Mai eröffnet Erich von Däniken den Mystery Park in Interlaken.

Sein Lebenswerk vereint Spass und Bildung in einem weltweit einzigartigen Themenpark.

Der Hauptplatz von Marrakesch, der «Je-maael Fna», mit seiner Stimmung von «Tausend und einer Nacht», mit seinen Gauklern und Wahrsagern, Gastküchen und fliegenden Händlern zeichnete in der Vergangenheit ein Idealbild für die Kombination von Gastronomie und Einkaufen, Unterhaltung und Erlebnis. Die bereits damals gekonnte Inszenierung von Erlebnis geht heute noch einen Schritt weiter.

Erlebniswelten, Erlebnisparks, Erlebnisbäder, Erlebnis-Shopping, Ess-, Trink-, Fahr-, Flug- und Schlaferlebnisse sind das neue Produkt der Erlebnisökonomie schlechthin. Die künstlich inszenierten Erlebniswelten sind eine konsequente und radikale Weiterentwicklung der natürlich gewachsenen Erlebniswelten.

USA stagniert, Europa kommt

1990 gab es laut Untersuchungen des Forschungsinstituts für Freizeit und Tourismus (FIF) an der Universität Bern weltweit 225 Parks mit jeweils mehr als 500’000 Besuchern und Besucherinnen pro Jahr. Dies machte 300 Millionen Besucher und 7 Mrd. US-Dollar Umsatz aus. Bis 1999 wuchs die Zahl der Parks auf 340 an mit 545 Millionen Besuchern und einem Umsatz von 14 Mrd. US-Dollar.

Führend in dieser gesamten Erlebniswelt ist nach wie vor der nordamerikanische Markt, auch wenn dort das Wachstum der Freizeitpark-Industrie schon vor dem 11. September 2001 stagnierte. US-Freizeitketten wie Disney oder Six Flaggs expandieren deshalb in Richtung Europa und Asien, wo die Dichte der Erlebnisparks noch deutlich kleiner ist.

Europaweite Blicke auf den Mystery Park

Warum soll also auf Marken- und Themenwelten von Volkswagen, Niketown und Disneyworld nicht auch ein Swatchland, Spaceland oder Nestléland folgen? Gespannt blicken Europas Promotoren von Freizeitparks auf den Mystery Park in Interlaken, der am 24. Mai von Erfolgsautor Erich von Däniken eröffnet wird.

Für Freizeitforscher Michael Pries vom BAT-Institut für Freizeit in Hamburg ist zentral, dass der Mystery Park ein Generationen übergreifendes Thema umsetzt, das Spass und Bildung zu einem gemeinsamen emotionalen Erlebnis vereint. «Der Grossvater besucht mit seiner Enkelin den gesamten Mystery Park, während er in den klassischen Freizeitparks schon mal überfordert vor der Achterbahn stehen bleibt.»

Die Freizeitindustrie mache zu stark auf jung, modern und poppig und vergesse dabei die finanziell wie zeitlich gut gestellten älteren Leute, sagt Pries.

Eines der wenigen Grossprojekte wird realisiert

Von Dänikens Mystery Park stellt eines der wenigen Grossprojekte in der Schweiz dar, das auch realisiert wird. Denn das Scheitern von geplanten Erlebnisparks in der Schweiz habe seit den 80er Jahren System, sagt Roland Scheurer vom FIF in Bern.

Lange und umständliche Bewilligungsverfahren, Geldprobleme, Opposition der lokalen Bevölkerung und der Umweltorganisationen, vor allem aber das kleine Einzugsgebiet verbunden mit mangelnden Rentabilitäts-Aussichten liessen so manches Projekt platzen.

Der Mystery Park in Interlaken rechnet mit 500’000 Besuchern. Mit 300’000 Besuchern pro Jahr sei man überlebensfähig, sagt Oswald Zurbriggen, Geschäftsführer des Mystery Parks.

Wellness als Entschleunigungs-Elixier

Aktion und Eile stehen allerdings immer mehr auch Entspannung und Langsamkeit gegenüber. Laut Trendforscher Matthias Horx vom Zukunftsinstitut in Kelkheim (D) stehen wir an der Schwelle von der Überfluss- zur Überdruss-Gesellschaft.

Die konzentrierten Erlebniswelten seien letztlich nichts anderes als die unterschiedliche Reaktion auf Ergebnisorientiertheit und Stress. Deshalb entwickle sich ein «Neuer Purismus» zu einem mächtigen kulturellen Trend, sagt Horx: «Askese wird nicht als Verzicht und Entsagung begriffen, sondern als Luxese, als Wiederherstellung des seelischen und materiellen Gleichgewichts.»

Gerade in Freizeit und Ferien versuchen immer mehr Menschen aus dem Zeitdruck und der Gleichzeitigkeit von allem auszusteigen. Sie wollen Zeit verplempern und ihr Leben für eine Weile verlangsamen. Wellness gilt dabei als das Elixier der Entschleunigung.

Zappen zwischen den Welten

Die multioptionale Gesellschaft lebt nach dem Sowohl-als-Auch-Prinzip und zappt zwischen diesen Welten hin und her.

Die realen Inszenierungen sind daher auch der Gegenpool zur zwar spannenden und informativen, aber eben virtuellen Welt des Internets. Die Gesellschaft schätzt immer mehr den emotionalen Mehrwert von authentischen, menschlichen Beziehungen, ohne allerdings im Alltag auf die Errungenschaften der modernen Technologien verzichten zu wollen.

swissinfo, Thomas Vaszary

2,6 Millionen Mal pro Jahr besuchen Schweizer laut einer Unifox-Umfrage einen Freizeitpark.

Sichert sich der Mystery Park einen Marktanteil von 15 %, benötigt er mindestens rund 120’000 Touristen jährlich.

Mit 160 Arbeitsplätzen soll der Mystery Park bereits im ersten Jahr einen operativen Gewinn von 12,5 Mio. Franken erwirtschaften.

Das gesamte Investionsvolumen beläuft sich auf 86 Mio. Franken.

Künstlich inszinierte Erlebniswelten sind eine Weiterentwicklung der natürlich gewachsenen Erlebniswelten.

Mit Argusaugen verfolgen Europas Promotoren seit Jahren die Entstehung des Mystery Parks in Interlaken. Warum? Erfolgsautor Erich von Däniken hat einen weltweit einzigartigen Park geschaffen, welcher ein Generationen übergreifendes Thema umsetzt, das Spass und Bildung vereint zu einem gemeinsamen emotionalen Erlebnis.

Der Mystery Park ist seit den 80er Jahren – abgesehen von der Expo.02 – eines der wenigen Grossprojekte, das auch realisiert wird.

Wellness gilt als eines der wichtigen Entschleunigungs-Elixiere. Denn Aktion und Eile stehen immer mehr auch Entspannung und Langsamkeit gegenüber. Gesucht ist das seelische und materielle Gleichgewicht.

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