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Afrikanischer Blick auf die Integration in der Schweiz

Integration mit Hindernissen für Afrikaner. Keystone

In seinem Buch "Verschieden, aber vereint" präsentiert Innocent Naki Zeugnisse von Schweizerinnen, die mit Afrikanern verheiratet sind. Ein Plädoyer für eine multikulturelle Gesellschaft.

Das Buch mit einem Vorwort des Soziologen Jean Ziegler ist ein Beitrag zur Debatte um das neue verschärfte Ausländergesetz, das am 24. September zur Abstimmung kommt.

«Die multikulturelle Gesellschaft in der Schweiz ist im Aufbau begriffen», sagt Innocent Naki. «Das braucht Zeit. Doch die Schweiz steht nicht schlecht da, hat sie doch keine koloniale Vergangenheit.»

Der Journalist aus der Elfenbeinküste, der seit 2000 in der Schweiz lebt, verteidigt mit seinem soziologischen Blick auf die Integration optimistisch das Zusammenleben der Kulturen.

Gerade hat er sein zweites Buch veröffentlicht. «Verschieden, aber vereint – Frauenstimmen» enthält fünf Gespräche mit Schweizerinnen, die mit Afrikanern verheiratet sind. Das Vorwort stammt vom Schweizer Soziologen und Politiker Jean Ziegler.

Frauen haben weniger Vorurteile

Das Thema ist dem Autor vertraut, ist er doch selbst «um der Liebe willen» seiner zukünftigen Frau, die er in der Elfenbeinküste kennen gelernt hat, in die Schweiz gefolgt. Dabei musste er jahrelang auf sein Visum warten.

Nach Aufenthalten in Basel und Solothurn lebt er heute als Lehrer und Journalist in Freiburg und ist Vater von zwei Knaben.

Warum ein Buch über die Frauen? «Am Verhalten der Frauen zeigt sich, wie Ausländern hier begegnet wird. Frauen befreien sich leichter von Vorurteilen, um den ersten Schritt zu tun», sagt Innocent Naki gegenüber swissinfo.

Ausserdem sieht er Parallelen zwischen dem Kampf der Frauen und dem von Minoritäten um Anerkennung. So hätten Frauen mit einem afrikanischen Namen bei Stellenbewerbungen einen ähnlichen Rassismus zu ertragen wie die Afrikaner selbst.

Die Papiere und der Blick der anderen

Die fünf Gesprächspartnerinnen des Buches bringen sich auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck. Aber alle kennen sie dieselben administrativen Hindernisse ihrer Partner, wenn es darum geht, ein Einreisevisum zu erhalten oder als Flüchtling anerkannt zu werden.

Sei es in Zürich, Lausanne oder Solothurn, das Thema der Papiere «legt oft eine Art trüben Schleier auf die Liebesgeschichten, denn von aussen gesehen dienen diese Ehen immer den Papieren», wie Claudia in dem Buch erzählt.

Überhaupt, der Blick der anderen: «Studien haben gezeigt, dass binationale Paare im Land des Ehemannes besser akzeptiert werden als in dem der Frau, die rassistische Reaktionen oft indirekt zu spüren bekommt», erklärt der Autor. Er führt das auf den Machismo der patriarchalen Gesellschaften zurück.

Schwarze kommen schnell unter Verdacht

Was ist das Schwierigste in der Schweiz? «Das reflexartige Verhalten der Polizei», antwortet Naki. Denn allzu oft würden Afrikaner einfach mit Drogenhändlern gleichgesetzt. Das störe Schweizer ebenso wie Afrikaner.

«Die Polizei dieses Landes sollte sich anstrengen, die wirklichen Dealer auszumerzen und nicht alle Schwarzen pauschal unter Verdacht zu stellen.»

Das Buch von Innocent Naki thematisiert den Graben zwischen Integration und Akzeptanz ebenso wie die fortschreitende Durchmischung unserer Gesellschaft.

Es leistet insbesondere einen interessanten Diskussionsbeitrag im Hinblick auf die anstehende Abstimmung über das neue Ausländergesetz am 24. September. Denn dieses enthält weitere Stolpersteine für binationale Paare.

swissinfo, Isabelle Eichenberger
(Übertragung aus dem Französischen: Susanne Schanda)

Innocent Naki wurde 1978 in der Elfenbeinküste geboren und hat Kommunikationswissenschaften studiert.
Seit 2000 lebt er in der Schweiz und arbeitet als Journalist.
Sein zweites Buch, «Verschieden, aber vereint – Frauenstimmen», ist soeben auf Deutsch bei Editions Swiss Métis erschienen.

Von den 7 Mio. Einwohnern der Schweiz sind 1,5 Mio. Ausländer. Unter ihnen stammen 40’000 aus dem Gebiet südlich der Sahara, das sind zwei Mal mehr als 1991.

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) hat 2004 die Studie «Schwarze Menschen in der Schweiz. Ein Leben zwischen Integration und Diskriminierung» publiziert.

Laut der Studie glauben die meisten der 27 befragten Personen, dass sie nie wirklich zur Schweiz gehören werden, selbst wenn sie da geboren sind oder einen Schweizer Pass haben.

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