Aktion gegen Kindersoldaten
An einer Aktion von Amnesty International haben Jugendliche in Bern ihre Solidarität mit Kindersoldaten bekundet.
Die Schweiz setzt sich auf internationaler Ebene ein, ist jedoch innenpolitisch gefordert.
«Uns wurde gesagt, das Gewehr sei unsere Mutter, unser Freund», erinnert sich die ehemalige Kindersoldatin China Keitetsi aus Uganda.
Die heute 26-Jährige wurde von der ugandischen Widerstands-Bewegung rekrutiert, als sie sieben Jahre alt war.
Sie musste Munition und Waffen transportieren, Feuerholz holen und Offizieren als Leibwache dienen. «Sie missbrauchten uns sexuell und nahmen uns die Würde und die Identität.»
Nach ihrer Flucht kam China Keitetsi mit Hilfe der UNO nach Dänemark. Heute setzt sie sich gegen den Einsatz von Kindern als Soldaten ein. In Bern berichtete sie an einer Aktion von Amnesty International Schweiz über ihr Schicksal.
Rekrutierung ist Kriegsverbrechen
Weltweit waren in den letzten Jahren rund 300’000 Kindersoldaten in über 30 bewaffneten Konflikten im Einsatz, rund 30 % von ihnen Mädchen.
«Die Schweiz hat ihr Engagement gegen den Einsatz von Kindersoldaten klar dargelegt», sagte die sozialdemokratische Zürcher Nationalrätin Vreni Müller Hemmi, die Präsidentin der parlamentarischen Gruppe für Menschenrechte, vor den Medien.
So habe sich die Schweiz massgeblich dafür eingesetzt, dass der Internationale Strafgerichtshof die Rekrutierung von Minderjährigen unter 15 Jahren als Kriegsverbrechen einstuft.
Die Schweiz hatte zudem eine führende Rolle bei der Annahme des Zusatzprotokolls zur Kinderrechts-Konvention, das die Pflichtrekrutierung von Kindern unter 18 Jahren verbietet. Beide Instrumente hat die Schweiz ratifiziert.
Programme zur Wiedereingliederung
Die Parlamentarierin hob auch das humanitäre Engagement der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) hervor.
Diese unterstützt Programme zur Entwaffnung, Demobilisierung, Rehabilitation und Wiedereingliederung von ehemaligen Kindersoldaten in mehreren afrikanischen Ländern, wobei die Reintegration einen besonderen Stellenwert habe.
«Dieses Engagement der Schweiz muss fortgesetzt werden», forderte Müller Hemmi. Darum müssten die Kredite zur Friedens- und Menschenrechts-Förderung sowie für die Entwicklungs-Zusammenarbeit aufrecht erhalten werden.
Kinderleichter Zugang zu Waffen
«Ein wirkungsvoller Beitrag gegen den Einsatz von Kindersoldaten ist die Kontrolle des Waffenhandels», erklärte Lukas Labhardt von Amnesty International.
Waffen gelangten in jeden Winkel der Welt und seien im wahrsten Sinne des Wortes «kinderleicht» zu bedienen. Amnesty International fordert deshalb zusammen mit anderen Nicht-Regierungsorganisationen (NGO) ein internationales Abkommen für strikte Kontrolle und Transparenz des Waffenhandels.
Mit ihrer weltweiten Kampagne wollen die NGO die Einhaltung von Beschränkungen erreichen, darunter ein Waffen-Lieferverbot bei drohenden schweren Menschenrechtsverletzungen im Empfängerland. Der Pakt soll 2006 an der UNO-Kleinwaffenkonferenz verabschiedet werden.
Die Schweiz ist bei einer ähnlichen Initiative aktiv: So präsidiert der Schweizer Botschafter in Kanada, Anton Thalmann, eine UNO-Arbeitsgruppe zur Aushandlung eines internationalen Rückverfolgungs-Instruments für illegale Klein- und Leichtwaffen.
Dabei sollen die Markierung von Waffen, die Buchführung über Besitzerwechsel sowie die internationale Zusammenarbeit bei der Rückverfolgung erreicht werden.
Schweiz auch innenpolitisch gefordert
Trotz ihres internationalen Engagements ist die Schweiz auf nationaler Ebene gefordert. Eine Kontrolle über den Verkauf von Waffen unter Privaten fehlt, die Revision des Waffengesetzes wurde von Justizminister Christoph Blocher auf Eis gelegt.
Eine erste Vernehmlassung war auf Widerstand der Waffenlobby und auch der Kantone gestossen, eine ergänzende zur Erfassung von Feuerwaffen wird von Schengen/Dublin abhängen.
Die Widerstände im eigenen Land gegen die Revision seien «unverständlich» und stellten ein «Missverhältnis» zu den internationalen Bemühungen dar, betonte Nationalrätin Vreni Müller Hemmi.
swissinfo und Dominque Schärer, Infosüd
Rund 300 Jugendliche nahmen diese Woche an einer Kundgebung gegen den Einsatz von Kinder-Soldaten teil.
An der Aktion in Bern waren ganze Schulklassen, die sich mit ihren Altersgenossen weltweit solidarisch zeigten, beteiligt.
Zwei ehemalige Kinder-Soldaten berichteten von ihren Erfahrungen.
«Mir hilft Musik, mit meiner Vergangenheit fertig zu werden», sagte der Kenianer Emmanuel Jal.
Er hat zusammen mit dem bekannten Berner Hip-Hopper Greis die Kundgebung musikalisch begleitet.
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