Alex Frei

In der Schweiz ist der Name Alex Frei ein Begriff. Aber auch im Ausland hat sich der Torjäger einen Namen gemacht. Seit zwei Jahren spielt und trifft Frei in der Deutschen Bundesliga bei Borussia Dortmund. swissinfo hat ihn beim Training besucht.
Wer das Trainingsgelände der Borussia mit sauberen Schuhen erreichen will, darf derzeit nicht zu Fuss hingehen. Bagger und Lastwagen beherrschen das öde Gelände, auf dem sich einst der Flughafen Dortmund-Brackel und später die Britische Rheinarmee breit machten.
Auf dem eingeebneten Gelände werden nun Wohnungen gebaut. «Aber hinter der riesigen Schutthalde liegt das Trainingsgelände», beruhigt ein Rentner den fremden Fussgänger, der zu zweifeln begann, ob er die Profis des BVB Dortmunds in dem Niemandsland antreffen werde.
Seit einem Jahr steht dem Traditionsverein hier eine topmoderne Trainingsanlage zur Verfügung. Der Rasen des Trainingsfelds braucht den Vergleich mit den Grüns eines Golfplatzes nicht zu scheuen, obwohl die Sportler bei ihrem Kampf um den Ball den Rasen so wenig schonen wie den Gegner.
Dass auf dem Fussballplatz tatsächlich die Millionen teuren Profis der 1. Mannschaft trainieren, kann der Zaungast zwar nicht auf Anhieb sehen, aber hören. Da werden nämlich die vom Fernsehen bekannten Namen wie Delron, Nelson, Mladen oder Dede gerufen.
Ein Sprachengewirr
Reden hört man aber fast nur die beiden deutschen Trainer. Einzig während der kurzen Unterbrüche tauschen die Spieler ein paar Worte aus: portugiesisch, spanisch, kroatisch, deutsch und schweizerdeutsch.
Schweizerdeutsch sprechen nicht nur die beiden Nationalspieler Philipp Degen und Alex Frei, sondern auch der Kroate Mladen Petric, der vor seinem Wechsel nach Dortmund beim FC Basel gespielt hatte.
Obwohl nur eine kleine Minderheit der Kaderspieler aus der Region kommen und nicht einmal jeder zweite einen Deutschen Pass hat, werden die jungen Männer hier in Dortmund wie Helden gefeiert – wenn sie gewinnen.
Wichtiger Besuch aus der Schweiz
Alex Frei hat sich mit seinen vielen Toren schon nach wenigen Wochen in die Herzen der Dortmunder-Fans gespielt. Heute, an dem kalten Wintertag, interessieren sich aber nur ein paar Dutzend tapfere Zuschauer für die Stars der Borussia. Unter ihnen aber niemand geringeres als der Coach der Schweizer Nationalmannschaft.
«Ich bin mit dem Trainer von Dortmund verabredet», verrät Köbi Kuhn dem Journalisten aus der Schweiz, aber mehr nicht.
Alex Frei, der nach dem Training für ein Interview zur Verfügung steht, bestätigt nur, dass bei dem Trainertreffen bestimmt «über Philipp Degen und mich gesprochen wird».
Er habe als Profifussballer gelernt, mit Medienleuten nicht zu sehr über Privates zu reden und zu keinen politischen Fragen Stellung zu nehmen. «Sonst wird man schnell in irgendeine politische Ecke gedrängt.» Obwohl ihn Politik durchaus interessiere und er sich im privaten Rahmen auch dazu äussere.
Aus Solidarität in der Gewerkschaft
Er sei auch Mitglied der Gewerkschaft, sowohl in Deutschland wie in der Schweiz, betont Frei, weil es wichtig sei, dass jemand die Interessen der Spieler vertritt. «Nicht in erster Linie meinetwegen, sondern weil es Fussballer gibt, die nicht viel verdienen, oder plötzlich arbeitslos werden, weil sie von keinem Club einen Vertrag kriegen.»
Die Gewerkschaft setze sich auch dafür ein, arbeitslosen Kollegen ein Training zu ermöglichen, «um irgendwann, irgendwo auf der Welt wieder eine Anstellung zu bekommen». Sie unterstütze auch den Schritt zurück ins Berufsleben, wenn es im Profi-Fussball keine Zukunft gäbe.
Davon ist Frei heute weit entfernt, obwohl ihm bewusst sei, dass der «Pfad vom König zum Bettler nur kurz ist». Im Fussball sei es viel leichter, nach oben zu kommen, als oben zu bleiben. Das haben ihm seine Eltern schon weisgemacht, als das Thema Fussballkarriere nur eine Vision war. «Sie wollten, dass ich zuerst ein Diplom in der Tasche habe.»
Die eigene Steuererklärung ist zu kompliziert
Deshalb hat Alex Frei eine kaufmännische Berufslehre abgeschlossen: «Wenn es mit dem Fussball nicht geklappt hätte, wäre ich Treuhänder oder Steuerberater geworden.»
Heute füllt er aber nicht einmal die eigene Steuererklärung aus. «In der Ausbildung habe ich zwar gelernt, wie man eine einfache Steuererklärung ausfüllt, aber für eine komplizierte braucht es mehr Fachkunde. Um Fehler zu vermeiden, gebe ich sie lieber ab.»
Abgegeben hat Alex Frei auch die Betreuung der Sponsoren und Fans. Darum kümmert sich Vater Paul. «Aber ich unterschreibe jede Fankarte persönlich.»
Und Onkel Martin begleitet die Abwicklung der Transfers. Er kennt sich im Fussball noch aus eigener Erfahrung bestens aus. In jungen Jahren kickte er in der Nationalliga A beim FC St.Gallen und Wettingen.
Vom Fussballfieber in der Familie Frei ist auch Alex› Schwester Andrea befallen. Sie spielt bei den Junioren des FC Biel-Benken. Sie sei auch torgefährlich, sagt der grosse Bruder, «aber viel mehr Spielgestalterin als ich».
swissinfo, Peter Siegenthaler
Alex Frei begann seine Karriere 1997 beim FC Basel, kam dort aber kaum zum Einsatz.
1998 wechselte er zum FC Thun, der damals noch in der Challenge-Ligue spielte.
Nach nur einem Jahr folgte er seinem Trainer André Egli zum FC Luzern.
Viel Erfolg hatte Frei 2001 bei Servette Genf.
Ein Jahr später unterschrieb er beim französischen Club Stade Rennes. In der Saison 2003/2004 wurde er Torschützenkönig in Frankreichs höchster Spielklasse.
2006 wechselte er gegen eine Ablösesumme von rund 4 Mio. Euro zum Bundesligaverein Borussia Dortmund, wo er schon in der ersten Saison 16 Treffer erzielte.
Wegen einer Hüftoperation im Mai 2007 und zwei Muskelfaserrissen im Spätsommer 2007 konnte er bis anfangs 2008 weder für Dortmund noch für die Schweizer Nationalmannschaft spielen.
Frei ist auch der Topskorer der Schweizer Nati. Seit 2001 hat er in 59 Länderspielen 35 Tore erzielt.
Seit einem Jahr ist er Captain des Schweizer Teams.

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