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Ammann dreifacher Olympiasieger

Simon Ammann zeigt im Triumph seine Medaille. Keystone

Simon Ammann schrieb in Vancouver Schweizer Sportgeschichte. Der Toggenburger gewann auf der Normalschanze überlegen sein drittes Olympiagold, das erste Gold der Winterspiele in Vancouver. 800'000 Zuschauer in der Schweiz schauten zu.

Bis zu 793’000 Personen sahen auf dem Schweizer Fernsehen (SF 2) den Olympiasieg von Skispringer Simon Ammann. Das entspricht einem Marktanteil von 38,5%. In Salt Lake City 2002 hatte er über 1,3 Millionen Zuschauer vor den Bildschirm gelockt (65,2% Marktanteil).

Der Top-Favorit hielt diesmal nicht nur den Erwartungen in der Schweiz, sondern auch Druck vor Ort stand: «Vor acht Jahren war es voll geil. Jetzt ist es extrem voll geil.»

Mit den Bestweiten von 105 und 108 Metern deklassierte Ammann die Konkurrenz und verwies Adam Malysz (Polen) und Gregor Schlierenzauer (Österreich) auf die weiteren Podestplätze. Der Weltcup-Leader gewann mit 7 Punkten Vorsprung, beim Springen vom kleinen Bakken eine halbe Weltreise.

Kurz nach dem Sprung umarmte Ammann in seiner Begeisterung Bundespräsidentin Doris Leuthard vor mehr als 6000 Zuschauern, und hob sie hoch…! Sie sei sehr stolz auf ihn, sagte Leuthard später am Radio, die Sportler verdienten die Unterstützung der Politiker, denn sie seien die Botschafter des Landes und Vorbilder für die Jugend.

Der 28-jährige St. Galler zeigte ausgerechnet im Finaldurchgang, als es um Alles oder Nichts ging, seinen besten Sprung. Schlierenzauer mit 106,5 und Malysz mit 105 m hatten für den Schweizer die Messlatte hoch angelegt.

Doch Ammann blieb cool und setzte sogar noch bei 108 Metern eine Telemarklandung. Auffallend war, dass der Schweizer einen überraschend hohen Speed in der Anlaufspur aufbaute.

Neben der Nervenstärke und der perfekten Technik war dies sicher einer der Schlüssel zum Erfolg.

Zweiterfolgreichster Schweizer Wintersportler

Die dritte Goldmedaille nach seinem beiden Goldmedaillen vor acht Jahren in Salt Lake City macht Ammann zum zweiterfolgreichsten Schweizer Wintersportler an den Olympischen Spielen.

Er reiht sich hinter Vreni Schneider ein, die dreimal Gold und je eine silberne und bronzene Medaille gewann. Ammann flog an Bobfahrer Gustav Weder vorbei, der zweimal Gold und je Silber und Bronze nach Hause brachte.

Der Harry Potter der Lüfte von Salt Lake City, damals noch ein Leichtgewicht, gewann nun als austrainierter Athlet die 299. Medaille für die Schweiz an Sommer- und Winterspielen. Es ist die 84. in goldener Farbe.

«Zwischen den Goldmedaillen von Salt Lake City und Vancouver liegen acht Jahre und ein mühevoller Verwandlungsprozess», schreibt der Tages-Anzeiger Online. «Die sprühende Begeisterung, die überbordenden Emotionen, die saloppen Statements – all diese Züge des skifliegenden Harry Potter von 2002 machen Simon Ammann auch im reifen Springeralter von 28 Jahren zu einem unverwechselbaren Charakterkopf.»

Er könne es kaum glauben, sagte er ganz aufgewühlt nach seinem Sieg, zitiert ihn die NZZ am Sonntag. Sein Sprung sei voll von Energie gewesen, es gelang ihm dann auch eine Telemark-Landung. Die Erfahrungen von Salt Lake City hätten ihm viel geholfen.

Der zweite Schweizer, Andreas Küttel, war hingegen sehr enttäuscht. Er habe den Absprung verpasst, und sich mehr erhofft.

«Goldgeil! Simis dritter Streich. Er dominiert das Training. Er holt das Gold», schreibt der Sonntagsblick. «Seine dritte ist die 300. Medaille für die Schweiz an Olympischen Spielen. Keiner springt dynamischer vom Tisch. Keiner fliegt weiter als Simon Ammann. Und keiner hat stärkere Nerven.»

«Kniefall der besonderen Art»

«Es war ein Kniefall der besonderen Art», so die Sonntagszeitung. «Simon Amman fuhr gestern Samstag nach seinem Siegessprung auf der kleinen Olympiaschanze gar nicht aus, er stoppte mitten im Auslauf, drehte sich um – und dann begann seine Zwiesprache mit der Schanze, die ihm seinen grossen Traum erfüllt hatte.»

Für Ammann habe sich gestern ein achtjähriger Kries geschlossen, so die Sonntagszeitung weiter. In Salt Lake City aus dem Nichts ins Rampenlicht, danach schwierige Jahre, die mit dem Absturz 2006 in Turin gipfelten. Ammann habe sich beim ‹Projekt Vancouver› kontinuierlich hochgearbeitet, und zu einer enormen Konstanz gefunden.

swissinfo.ch und Agenturen

Simon Ammann ist 1981 in Grabs (St. Gallen) auf dem Bauernhof geboren.

Sein Talent zeichnete sich schon früh ab, in Oberstdorf an der Vierschanzentournee erreichte er überraschend den 15. Rang.

Der damals 16-Jährige qualifizierte sich für die Olympischen Spiele – ohne Glück.

2001 kam der Durchbruch beim Weltcup in Engelberg mit dem 2. Rang.

An den Olympischen Spielen in Salt Lake City übertraf er alle Erwartungen: Zweimal Gold.

Doch die Erwartungen waren nun zu gross: In Turin 2006 stürzte er gar.

2007 gewann er an der Nordischen Skiweltmeisterschaft wieder Gold und Silber.

2009 gewann er den Sommer-Grand-Prix als erster Schweizer (Hinterzarten), und wurde wieder zu einem Favoriten für Vancouver.

Ammann hat eine russische Verlobte und lebt in Schindellegi im Kanton Schwyz.

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