Anerkennung für BSE-Test
Wenn in europäischen Ländern Tiere auf Rinderwahnsinn untersucht werden, geschieht das fast sicher mit einem von der Schweizer Biotechnologiefirma Prionics entwickelten Test.
Das Zürcher Start-up-Unternehmen, das innert fünf Jahren für BSE-Schnelltests weltweit führend wurde, ist einer der drei Finalisten für den diesjährigen Swiss Economics Award, der am Freitag abend in Thun vergeben wird.
Die Anerkennung ist für Markus Moser, Mitbegründer von Prionics, doppelt befriedigend, weil die junge Firma 1997 zwar ein Produkt, aber keinen Markt dafür hatte.
«Die Leute glaubten nicht, dass BSE-Tests etwas Nützliches seien», meinte er zu swissinfo. «Sie waren sehr, sehr skeptisch.»
Am eingeschlagenen Weg festhalten
«Grosse Firmen zogen sich vom Markt zurück und gaben ihre BSE-Projekte auf, da sie nicht mehr daran glaubten. Und die Fleischindustrie wollte nicht testen, weil sie nicht zugeben wollte, dass BSE ein Problem ist.»
«Wir glaubten weiterhin daran, und nun hat der Erfolg uns Recht gegeben. Und es ist schön, dass das Swiss Economic Forum diesen Erfolg anerkennt.»
Moser dankt auch den Investoren für ihr Vertrauen. «Wir brauchten Investoren, welche nicht nur ein Risiko eingingen, sondern auch ein paar Jahre warten konnten, während wir das Geschäft aufbauten.»
Systematische Tests
In den letzten drei Jahren hat das Diagnoselabor von Prionics täglich durchschnittlich 50 Gehirnproben von geschlachteten Kühen getestet.
Das höchste BSE-Risiko weisen Tiere auf, die auf Bauernhöfen sterben, sowie kranke, notgeschlachtete Tiere. Aber auch bei normal geschlachteten Tieren werden Stichproben gemacht.
Die Tests liefern Daten zum Stand des BSE in der Schweiz und zur Effizienz der Massnahmen, die ergriffen wurden, um die Krankheit auszurotten.
«In der Schweiz und in Grossbritannien gehen die Fälle eindeutig zurück», so Moser. «Aber andere Länder, die erst jetzt realisieren, dass das Problem bei ihnen nach wie vor besteht, sind immer noch mit steigenden BSE-Zahlen konfrontiert.»
«In den letzten anderthalb Jahren lernten wir, dass BSE ganz klar ein weltweites Problem und noch weitgehend unerforscht ist.»
Grössere Märkte
Heute produziert die Firma Diagnoseausrüstungen, die in Labors in der ganzen Welt eingesetzt werden.
Zuverlässigkeit und hohe Empfindlichkeit – die Fähigkeit, kranke Tiere ohne Krankheitssymptome zu entdecken – sind die Hauptmerkmale der Tests.
Die Firma will aber noch weiter gehen. Laut Moser denkt sie an Immunisierungsstrategien für Prionen-Erkrankungen. Dabei geht es um Tests im menschlichen Bereich und um innovative Techniken, um neue Heilmittel für andere Gehirnkrankheiten zu finden.
Prionen-Erkrankungen sind ansteckende Gehirnkrankheiten und kommen sowohl bei Tieren wie bei Menschen vor.Die Krankheit hat dafür verschiedene Namen – bei den Rindern heisst sie BSE, bei den Menschen Creutzfeldt Jakob-Krankheit, bei den Schafen Traberkrankheit und bei Rehen und Elchen Chronische Aufbrauchkrankheit.
Die Schweiz spielte bei der Entwicklung eines aktiven BSE-Überwachungsprogramms, das jetzt auch von der Europäischen Union gutgeheissen wurde, eine führende Rolle.
Vincent Landon
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