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Arbeit – Integrationsfaktor für Ausländer

Ausländische Jugendliche haben mehr Mühe, einen Arbeitsplatz zu finden als Schweizer. Keystone

Der Zugang zur Arbeitswelt und eine gute Ausbildung sind die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Integration von Ausländerinnen und Ausländern.

Ein Bericht des Bundesamtes für Migration beurteilt die Situation der 1,5 Mio. Ausländer im Land als zufriedenstellend. Sie könnte jedoch noch verbessert werden.

«Die Schweizer Bevölkerung hat die Bereitschaft, Ausländerinnen und Ausländer, die auf Dauer bei uns sind, anzuerkennen, auch ihre Kultur», sagte Eduard Gnesa, Direktor des Bundesamts für Migration (BFM), gegenüber swissinfo.

«Wir erwarten aber auch von den Ausländerinnen und Ausländern, dass sie sich gut in diesen Staat integrieren und unsere Verfassung und Gesetze anerkennen», sagte er weiter bei der Präsentation der Ergebnisse zweier Studien über die Probleme der Eingliederung von Ausländerinnen und Ausländern und über die Einbürgerung.

Justizminister Christoph Blocher hatte das BFM beauftragt, eine Bestandesaufnahme der schweizerischen Integrationspolitik vorzunehmen.

Am 24. September wird das Schweizervolk zudem über das verschärfte Ausländergesetz abstimmen, gegen das 2005 die Grünen, Gewerkschaften und 30 weitere Organisationen das Referendum ergriffen hatten.

Arbeit als Schlüssel-Integrationsfaktor

In der Schweiz leben 1,5 Millionen Ausländerinnen und Ausländer, die laut BFM insgesamt gut mit der einheimischen Bevölkerung zusammen leben. Probleme gebe es, wenn Ausländerinnen und Ausländer keine Arbeit hätten, sich nicht in der lokalen Sprache verständigen könnten und auf Sozialhilfe angewiesen seien.

Eduard Gnesa: «Es gibt bei uns 80’000 ausländische Arbeitslose und diese Zahl müssen wir senken. Es ist sehr wichtig, dass diese Personen die Sprache beherrschen, um in den Arbeitsprozess integrierbar zu sein.»

Hier seien Bund, Kantone und Gemeinden gefordert, denn Integration sei eine Querschnitts-Aufgabe, der sich alle staatliche Ebenen stellen müssten.

Als zentrale Bedingung für die Integration nennen die Berichte den Zugang zu einer Erwerbstätigkeit. In diesem Bereich gebe es noch Lücken und Probleme, gibt Gnesa zu.

Bildung und Ausbildung

Gemäss den erhobenen Daten befinden sich rund 50’000 ausländische Jugendliche in Sonderschulen und erhalten damit eine Ausbildung, die für eine erfolgreiche berufliche Integration ungünstig sein kann.

Dazu kommt, dass rund ein Fünftel eines Jahrgangs von ausländischen Jugendlichen in der Regel keine ordentliche Berufsausbildung absolviert. Damit steige auch das Risiko, arbeitslos und letztlich abhängig von Sozialhilfe zu werden.

Die Erwerbslosenquote ist unter der ausländischen Bevölkerung doppelt so hoch wie unter der schweizerischen. Das Gleiche gilt für den Anteil der von Armut betroffenen Personen.

Gegenseitige Akzeptanz der Werte

«Ich bin der Meinung, dass die Schweiz als Gastland von den Ausländerinnen und Ausländern verlangen kann, unsere Verfassung anzuerkennen», sagte Gnesa weiter.

«Selbstverständlich soll nicht einfach der Assimilations-Gedanke vorherrschen, dass man von Ausländerinnen und Ausländern verlangt, dass sie Schwingen oder Jodeln können.»

Gnesa ist dafür, dass sie ihre Kultur und ein Stück weit auch ihre Religionsfreiheit behalten können. «Wenn es aber um die Integration und die Gesetzesbeachtung geht, dann sind alle gleich. Hier haben wir den Grundsatz der Chancengleichheit in der Verfassung wie auch die Beachtung der Grundrechte.»

Wirksame Massnahmen

Das BFM kommt in seinem Bericht zum Schluss, dass auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene in verschiedenen Bereichen schon wirksame Massnahmen zur Förderung der Integration ergriffen worden sind. Zu verbessern sei vor allem noch die Koordination der verschiedenen Massnahmen.

Die Migrations-Experten des Bundes wollen dabei auch mit dem Bundesamt für Berufsbildung und dem Staatssekretariat für Wirtschaft erörtern, welche zusätzlichen Verbesserungen entwickelt werden können.

swissinfo und Agenturen

8,9% der Ausländer sind arbeitslos, die Quote ist fast dreimal höher als bei Schweizern (3,3%).
Rund 200’000 Ausländer (21,4%) leben in ärmlichen Verhältnissen, fast doppelt so viele wie Schweizer (10,4%).
Die Dauer der Arbeitsunfähigkeit pro Jahr (durchschnittlich 17 Tage) ist fast doppelt so hoch wie bei Schweizern.

Das Thema Einbürgerung sorgt in der Schweiz regelmässig für politische Debatten. Ende 2004 hat das Schweizer Stimmvolk eine Verfassungsänderung abgelehnt, welche die Abgabe des Schweizer Passes für Ausländer der zweiten und dritten Generation vorsah.

In einem Urteil von 2003 hat das Bundesgericht verboten, dass Einbürgerungen an der Urne vorgenommen werden. Das oberste Gerichtshof hielt fest, dass die Einbürgerung ein administrativer Akt sei.

Im Moment sind zwei nationale parlamentarische Initiativen hängig sowie drei kantonale. Die rechts stehende Schweizerische Volkspartei (SVP) hat Ende 2005 eine Volksinitiative eingereicht, welche die Einbürgerung «demokratisieren» will. Die Partei verlangt, dass die Einbürgerung ein politischer Akt bleibt und das Volk dabei das letzte Wort hat.

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