Auf der Suche nach neuem humanitärem Symbol
Die Schweiz hat eine Konferenz einberufen, um das Emblem vom Roten Kristall einzuführen, welches das Rote Kreuz und den Roten Halbmond ergänzen soll.
Das Treffen könnte dazu führen, dass der israelische «Magen David Adom» in die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften aufgenommen wird.
Die israelische Hilfsorganisation Magen David Adom (Roter Davidstern), 1930 gegründet, gehört weder dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) an noch der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. In der Föderation sind alle anerkannten nationalen Gesellschaften vertreten.
Grund dafür ist die Weigerung der Israelis, eines der beiden anerkannten Schutzzeichen – das Rote Kreuz oder den Roten Halbmond – zu übernehmen. Stattdessen hält die Organisation an ihrem roten Davidstern fest.
Feindseligkeit arabischer Länder
Verschiedene Anläufe, aus dieser Sackgasse zu kommen, sind bisher fehlgeschlagen, meistens wegen Widerstands der arabischen Vertretungen.
Der letzte Anlauf geht auf das Jahr 2000 zurück. Als Depositarstaat der Genfer Konventionen – dort werden die Schutzzeichen festgehalten – hatte die Schweiz eine Konferenz aller 191 Signatar-Staaten einberufen.
Das IKRK hatte ein zusätzliches Symbol vorgeschlagen, den so genannten Roten Kristall. Unter gewissen Umständen könnten die nationalen Gesellschaften den Roten Kristall mit einem andern Symbol wie dem Davidstern ausschmücken.
Die Konferenz wurde abgeblasen, nachdem der Besuch des damaligen israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon auf dem Jerusalemer Tempelberg die zweite Intifada der Palästinenser ausgelöst hatte – die Fronten hatten sich wieder verhärtet, die diplomatischen Bemühungen der Schweiz waren gescheitert.
Zusatzprotokoll der Genfer Konventionen nötig
Fünf Jahre später steht der Vorschlag des Roten Kristalls wieder auf die Tagesordnung: Vertreter aller Staaten, welche die Genfer Konventionen unterschrieben haben, sollen am Montag und Dienstag über dieses dritte Schutzzeichen befinden.
Sollten sich die Positionen genügend annähern, dann könnte die Schweiz eine diplomatische Konferenz einberufen und dort ein Zusatzprotokoll zu den Genfer Konventionen einbringen. Ein solches ist notwendig, damit das Zeichen seine Gültigkeit erlangt.
Ein solcher Durchbruch würde es dem Roten Kreuz der USA auch erlauben, seine Zahlungen an die Föderation wieder aufzunehmen: Seit 2000 hat es seine Leistungen verweigert, um gegen den Ausschluss der israelischen Ländergesellschaft zu demonstrieren.
Leben auf dem Spiel
Die Querelen um die Symbole der Bewegung könnten lächerlich erscheinen, insbesondere, weil die Zusammenarbeit im Felde zwischen Magen David Adom und anderen humanitären Organisationen kaum Probleme bereitet.
Die Frage nach den Erkennungs-Zeichen gewinnt aber grösste Bedeutung in Kriegszeiten, weil dann die Symbole Helferinnen und Helfer sowie Verletzte schützen.
Das ist auch der Grund, warum das IKRK immer versucht hat, keine weiteren Symbole einzuführen. Man fürchtet eine Verwässerung der bestehenden Zeichen, die weit herum bekannt und respektiert sind.
Neutrales Zeichen erwünscht
Die Wahl zwischen den beiden aktuellen Symbolen – dem Kreuz oder dem Halbmond – bereitet aber auch den nationalen Gesellschaften in Staaten Probleme, wo Christen und Muslime leben.
«Die Einführung eines neutralen Emblems bietet solchen Ländern ebenso eine Lösung, wie jenen, die an einem Zeichen ohne religiöse Konnotation interessiert sind», erklärt Antonella Notari, Sprecherin des IKRK in Genf.
Das IKRK für sich selber will allerdings das berühmte Rote Kreuz auf weissem Grund beibehalten. Notari: «In den meisten der 80 Länder wo wir aktiv sind, übernimmt es seine Schutzfunktion.»
swissinfo, Frédéric Burnand, Genf
(Übertragung aus dem Französischen: Philippe Kropf)
Am Montag und Dienstag findet in Genf eine internationale Konferenz statt, an der die Einführung eines dritten Symbols für die nationalen Gesellschaften der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung diskutiert wird.
Der Internationalen Föderation gehören 181 nationale Gesellschaften an. Zusammen mit dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) formen sie die Bewegung.
Die israelische Ländergesellschaft – die keines der offiziellen Schutzsymbole, sondern einen Davidstern führt – wird offiziell von der Bewegung nicht anerkannt.
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