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Aufrüstung gegen nächste Grippe-Pandemie.

Gegen die Vogelgrippe existiert zur Zeit noch keine Impfmöglichkeit. Keystone

Die Schweiz will für eine neue Grippe-Pandemie gewappnet sein. Denn das Aufkommen der Vogelgrippe deutet auf eine solche hin.

Mit einer Verordnung regelt der Bundesrat die Massnahmen vor und während einer Pandemie. Weiter hat er die medizinische Versorgung in allen Lagen geregelt.

Auch die heute schon zu ergreifenden Massnahmen sind in der Influenza-Pandemieverordnung geregelt. Im wesentlichen dreht es sich dabei um die Förderung der Grippeimpfung und die Versorgung mit Medikamenten, wie der Bundesrat (Regierung) am Mittwoch mitteilte.

Tritt eine Pandemie auf oder steht sie bevor, regelt die Verordnung die Verteilung von Impfstoffen und Medikamenten nach einer Prioritätenliste, wenn es zu einer Verknappung käme. Zudem sind die Zuständigkeiten auf allen Stufen der Pandemieüberwachung festgeschrieben.

Der Bundesrat kommt mit der Verordnung einer Empfehlung der Weltgesundheits-Organisation WHO nach. Die WHO überwacht die Grippeviren weltweit. Die Landesregierung stützt sich in ihrer Verordnung auf einen von Experten ausgearbeiteten Pandemieplan. Der Plan wird ständig an die neuesten Erkenntnisse und WHO-Empfehlungen angepasst.

Drohende neue Pandemie

Das Grippevirus variiert genetisch. Grössere, seltenere Variationen können eine weltweite Grippewelle verursachen. Seit Jahrhunderten treten Pandemien auf. An der Spanischen Grippe starben 1918 bis 1920 weltweit 40 Mio. Menschen. In der Schweiz war ein Viertel der Bevölkerung krank, 25’000 Leute starben.

In den Jahren 1957 und 1968 folgten weitere Pandemien mit einem kleineren Ausmass. Auch sie zeichneten sich durch eine hohe Krankheitsrate und ein grösseres Sterberisiko aus.

Laut Experten können derartige Pandemien in der Folge von Vogelgrippe auftreten. Und die Vogelgrippe ist auf dem Vormarsch: In Hongkong sprang 1997 das Virus direkt vom Geflügel auf den Menschen. Weitere Direktübertragungen gab es dort 1998 und 2003.

2003 wurden Übertragungen in den Niederlanden bekannt und seit 2004 in Thailand und Vietnam.

Die jüngste Zunahme der Vogelgrippe in Asien in einem noch nie registrierten Ausmass könnte das Entstehen eines neuen humanen Grippevirus begünstigen, schreibt der Bundesrat. Ein grosser Teil der Menschen wäre dagegen nicht immun. Das Grippevirus würde sich rasch und weitflächig verbreiten, eine Impfmöglichkeit existiert bisher nicht.

Sinkende Ressourcen und neue Bedrohungslagen

Weiter haben die sinkenden Ressourcen im Gesundheitswesen und neue Bedrohungslagen den Bundesrat zur Neuregelung des koordinierten Sanitätsdienstes veranlasst. Ausgebaut wird die zivil-militärische Zusammenarbeit.

Ziel der aus zwei bisherigen Verordnungen in einer zusammengeführten neuen Regelung ist die bestmögliche medizinische Versorgung der gesamten Bevölkerung in allen Lagen.

Veränderte Bedrohungslage

Die neue Verordnung über den Koordinierten Sanitätsdienst tritt am 1. Mai in Kraft und löst die beiden bisherigen ab.

Sie stellt namentlich die departementsübergeifende zivil-militärische Zusammenarbeit bei Einsatz und Ausbildung auf eine gesetzliche Basis.

Anlass der Totalrevision war die veränderte Bedrohungslage. Kriegerische Ereignisse rückten in den Hintergrund.

Dazu gesellten sich die abnehmenden Ressourcen im Gesundheitswesen, also Spitalschliessungen, Betten- und Personalabbau. Bei zunehmenden Risiken wurde so der Spagat immer grösser, wie der Bundesrat mitteilte.

swissinfo und Agenturen

Eine Pandemie ist ein länderübergreifender oder auch weltweiter Ausbruch einer Krankheit.

Im Gegensatz zur Epidemie ist eine Pandemie weder zeitlich noch örtlich beschränkt.

Abgeleitet ist das Wort Pandemie aus den griechischen Wörtern pan (= alles) und demos (Volk).

Jährlich erkranken rund 300’000 Menschen in der Schweiz an Grippe.
10% der Erkrankungen betreffen Über-60-Jährige.
15% dieser Patienten haben eine Lungen-Entzündung.
Die Grippe kostet jährlich rund 420 Menschen das Leben, 90% davon gehören in die Altersgruppe der Über-60-Jährigen.
Nur 10% der Bevölkerung sind gegen Grippe geimpft.
Schätzungen zufolge waren 2001 rund 48% der Senioren geimpft.

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