Aufruf zur Einigung über Roten Kristall
Aussenministerin Micheline Calmy-Rey hat in Genf die Konferenz über die Einführung eines weiteren Symbols für die Rotkreuz-Bewegung mit eröffnet.
Das Treffen ist das Resultat diplomatischer Bemühungen der Schweiz, die sich für ein lange fälliges drittes humanitäres Emblem neben dem Kreuz und dem Halbmond eingesetzt hat.
Calmy-Rey sprach an der Eröffnung davon, wie nötig der Rote Kristall sei, weil er nicht mit politischen, religiösen oder nationalen Inhalten belastet sei. Zu oft hätten in den letzten Jahren das Kreuz und der Halbmond in Rot zu Missverständnissen geführt und humanitären Helfern das Leben gekostet.
Das dritte Zusatzprotokoll werde die Rotkreuz-Bewegung ihrem Ziel einer Welt umspannenden humanitären Hilfe näher bringen, sagte Calmy-Rey weiter. Schliesslich würde dadurch auch der Schutz von Opfern von Gewalt und Kriegen gestärkt.
«Wir sind dazu aufgerufen, die Herausforderung anzunehmen und zu anerkennen, was für die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung auf dem Spiel steht.»
Schweizer Engagement
«Als Depositärin der Genfer Konventionen hat die Schweiz ihr Bestes getan, um in der Kontroverse um ein drittes Rot-Kreuz-Emblem einen harmonischen Konsens herbeizuführen. Und sie wird weiterhin ihr Bestes tun», hatte der Sprecher des Aussenministeriums, Lars Knuchel, im Vorfeld der Konferenz gegenüber swissinfo gesagt.
An der zweitägigen Konferenz soll die jahrzehntelange Auseinandersetzung um ein neues Emblem beendet werden. Die Schweiz hofft, dass die 192 Vertragsstaaten der Genfer Konvention den Roten Kristall einstimmig annehmen.
Erster Schritt vollzogen
Den Weg für ein zusätzliches Rotkreuz-Emblem geebnet hatten letzte Woche Vertreter des Roten Davidsterns und des palästinensischen Roten Halbmonds. Sie unterzeichneten ein Genf ein gegenseitigen Anerkennungs-Abkommen.
Bei der Unterzeichnung des von der Schweiz vermittelten Vertrags waren auch die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey und Jakob Kellenberger, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), anwesend.
«Es ist ein kleiner, aber ein wichtiger Schritt innerhalb der Etablierung von Vertrauensmassnahmen», sagte Calmy-Rey dabei in Genf. Das Abkommen war der erste Schritt für die Aufnahme eines neuen Emblems in der Rotkreuz-Bewegung.
Wunsch nach eindeutigem Symbol
Den Ausschlag für das dritte Emblem, neben dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond, gab Israel. Das Land forderte bei der Revision der Rotkreuz-Konventionen 1949, den Roten Davidstern als offizielles Symbol anzuerkennen, jedoch vergeblich.
Widerstand kam vor allem von arabischen Staaten. Sie forderten ein Emblem, das frei von religiösen oder politischen Inhalten ist. Der israelischen Hilfsorganisation Roter Davidstern blieb somit eine Vollmitgliedschaft in der Rotkreuz-Bewegung verwehrt.
1992 lancierte dann der damalige IKRK-Präsident Cornelio Sommaruga einen Aufruf für ein neues Symbol.
Erst als das Amerikanische Rote Kreuz 1999 beschloss, die Zahlung von jährlich 8 Mio. Franken an die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften zu unterbrechen, kam Bewegung in die Kontroverse.
Calmy-Rey hofft auf Erfolg
Eine frühere Emblem-Konferenz war im Jahr 2000 wegen dem Ausbruch der zweiten Intifada im Nahen Osten kurzfristig abgesagt worden.
Nach dem Abzug Israels aus Gaza in diesem Jahr bereitete die Schweiz dann eine neue Konferenz vor. Dies war auch höchste Zeit, hätte doch der amerikanischen Rotkreuz-Gesellschaft nach fünf Jahren ohne Beitragszahlungen der Ausschluss gedroht.
Für Konferenz wollte die Schweiz als Depositärstaat der Genfer Konvention verhindern, dass das Thema noch einmal Gegenstand einer politischer Debatte wird.
Deshalb sind die Vertragsstaaten nicht durch Regierungsmitglieder vertreten, sondern durch den jeweiligen Botschafter. Die Schweizer Aussenministerin Calmy-Rey hofft auf einen «grossen Erfolg». Die Gesamtheit der Rot-Kreuz-Bewegung stehe auf dem Spiel, hatte sie bereits letzte Woche in Genf gesagt.
Aber kurz vor Konferenzbeginn hatte mindestens Syrien weiterhin Vorbehalte gegen das Zusatzprotokoll zum neuen Emblem. Calmy-Rey hoffe, diese noch zerstreuen zu können, hiess es im Aussenministerium.
swissinfo und Agenturen
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) wurde 1863 gegründet.
Gegenwärtig besteht es aus 25 Mitgliedern, allesamt Schweizer.
Das IKRK unterstützt weltweit Opfer von Konflikt und Gewalt.
1919 wurde die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRC) gegründet.
Von Genf aus koordiniert sie die nationalen Gesellschaften.
Das Rote Kreuz auf weissem Grund ist eine Umkehr des Schweizer Wappens und wurde 1864 als offizielles Emblem eingeführt.
12 Jahre später folgte der Rote Halbmond. Er basiert auf der Umkehr der Flagge des ehemaligen Osmanischen Reichs, das heutige türkische Wappen.
Für einige Länder, wie beispielsweise Israel, war es schwierig, eines der beiden Symbole zu verwenden.
Sie forderten daher die Einführung eines weiteren Symbols, das weder national, kulturell, politisch, religiös oder ethnisch vorbelastet war.
In Übereinstimmung mit den JTI-Standards
Einen Überblick über die laufenden Debatten mit unseren Journalisten finden Sie hier. Machen Sie mit!
Wenn Sie eine Debatte über ein in diesem Artikel angesprochenes Thema beginnen oder sachliche Fehler melden möchten, senden Sie uns bitte eine E-Mail an german@swissinfo.ch