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Aussenminister Kolumbiens zu Besuch in Bern

Micheline Calmy-Rey mit ihrem Gast Fernando Araujo in Bern. Keystone

Die Vermittlerrolle der Schweiz im kolumbianischen Konflikt mit der FARC-Guerilla: Dies das zentrale Thema des Arbeitsbesuchs von Fernando Araujo bei Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey.

Die ehemalige FARC-Geisel Araujo begrüsste den Einsatz der Schweiz. Er bestritt, dass sein Land kurz vor einem Bürgerkrieg stehe.

«Die Vermittlung der Schweiz, einem befreundeten Land, wird diskret weitergeführt», sagte Araujo nach dem Treffen mit Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey.

Die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) bezeichnete Araujo wiederholt als eine terroristische Organisation, die ihr Geld aus dem Drogenhandel generiere.

Er selber befand sich bis Ende 2006 in den Händen der marxistischen Guerilla-Organisation.

Mit Al Kaida gleichgesetzt

Die FARC habe keinen Rückhalt in der Zivilgesellschaft, sagte der Diplomat weiter. Er zog eine Parallele zwischen den FARC-Aktivitäten und den Terroranschlägen von 2001 in den USA, welche sich am Dienstag zum sechsten Mal jährten.

Die Schweiz verwendet eine andere Terminologie. Sie bezeichnet die Guerilla offiziell als «Partei eines internen Konflikts» und wurde hierfür in den letzten Jahren von der kolumbianischen Regierung kritisiert. Diese Differenzen zwischen Bern und Bogotá bestünden nach wie vor, bestätigte eine kolumbianische diplomatische Quelle.

Vermittlungsversuche von Chavez

Angesprochen auf die Chancen der vorgeschlagenen Vermittlungsversuche des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez antwortete Araujo, er besitze «keine Kristallkugel». Er unterstrich, dass die kolumbianischen Behörden aber begrüssen, dass Chavez sich mit den Verantwortlichen der FARC treffen wolle.

Auf keinen Fall aber kann dies laut dem Aussenminister auf kolumbianischem Boden stattfinden. Ein solches Treffen müsse in Caracas abgehalten werden.

Flucht in den Dschungel

Araujo war von 1998 bis 2002 Wirtschaftsminister unter Präsident Andres Pastrana. Er wurde am 4. Dezember 2000 in Karthago entführt, als er am Strand der Hafenstadt joggte.

Während eines Helikopterangriffs der Armee gegen das FARC-Lager, in dem er gefangen gehalten wurde, konnte er sich am 31. Dezember letzten Jahres befreien. Er irrte fünf Tage durch den Dschungel, bevor er gerettet wurde.

swissinfo und Agenturen

Die kolumbianische Guerilla FARC (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia) will sich nicht mehr eine «Terrorgruppe» nennen lassen, wie dies die Regierung in Bogotà tut. Sie verlangt, als «kriegsführende Kraft» bezeichnet zu werden. In der Schweiz gilt die FARC als «Partei eines internen Konflikts».

Die Schweiz ist zusammen mit Frankreich und Spanien Vermittlerin zwischen den Revolutionären Streitkräften und der Regierung in Bogotà.

Ziel ist es, die Freilassung der von der FARC entführten Geiseln und von inhaftierten Guerilleros zu erreichen und zu einer Beilegung des Konflikts beizutragen.

Die Schweiz wird von der kolumbianischen Regierung kritisiert, eine zu wohlwollende Haltung gegenüber der FARC zu haben und die Präsenz ihrer Mitglieder in der Schweiz zu tolerieren.

Das Schweizer Aussenministerium hat indes dementiert, dass sich kolumbianische Guerilleros in der Schweiz aufhalten.

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